37. Fuerteventura (Morro Jable)
„
Schlaraffenland mit Freunden, Nagetiere und eine Nacht
Alarmbereitschaft“
Wir gönnten uns noch einen Tag in Las Palmas, machten klar Schiff
und grosse Wäsche, hatten dann aber schon wieder Hummeln im Hintern
bzw. Termine und machten uns auf den Weg. Es blieb nicht viel Zeit
für uns, traurig über den Abschied von Hannes und Lana zu sein,
denn auf Fuerteventura wartete das nächste Highlight auf uns: Uli &
Kerstin mit ihren zwei Kindern Elin & Paul, auf die sich Emil und
Tilda herzlich freuten. Die 57 Seemeilen legten wir fast komplett,
wen wundert`s jetzt noch, mit Motor zusätzlich zu Gross- und
Vorsegel zurück. Hatten uns an die Geschwindigkeit von ca. 6 Knoten
gewöhnt und wollten die Überfahrt nicht unnötig in die Länge
ziehen und noch im Hellen in Morro Jable, im Süden Fuerteventuras
ankommen. Frevel. Allein kurz vor dem Ziel hatten wir noch einmal
schönen Wind, so dass wir den Motor ausmachen konnten ohne Einbusse
in der Geschwindigkeit. Das fand ich herrlich. Unterwegs malte Emil
ein schönes Bild mit Papas Hilfe und wir warfen es als Flaschenpost
in den Atlantik. Mal schauen, ob es jemand findet und uns schreibt.
Wir wurden von der Familie Stark winkend, filmend und knipsend an
der Hafenmole begrüsst. Zusammen gingen wir, nachdem wir endlich
einen Liegeplatz für uns gefunden hatten, in ein nahes gemütliches
Restaurant fürs Abendbrot. Emils Fazit: „Es war ein schöner Tag.
Wir haben gemotort, gesegelt und Elin getroffen.“
Der Hafen von Morro Jable ist nicht sehr komfortabel, kein Wasser,
Strom, Duschen und WiFi (wie sonst eigentlich überall Standard), hat
zudem auch sehr wenige Liegeplätze, so dass wir an einem desolaten
Steg etwas weiter draussen festmachen mussten. Es gibt mittendrin
eine Bruchstelle, über die man achtsam hinübersteigen muss.
Aber er
scheint wenigstens fest im Boden verankert zu sein, nicht so wie der
Nachbarsteg, der hin und her wandert. Kostet auch nur um die 5
Euro/Nacht. Egal, der Liegeplatz gefällt uns trotzdem. Gleich
nebenan ist ein kleiner feiner Strand und es ist ruhig.
Getreu dem Motto „Es lebe das Kontrastprogramm“ verbrachten
wir den kommenden Tag mit unseren Freunden in deren All Inclusive
Hotelanlage. Man konnte sich gut mit Essen und Getränken versorgen
und es gab besonders zur Freude der Lütten ausgedehnte Poolanlagen.
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Vier Schläfer in a row |
Christoph hat sich derweil Ulis Mietwagen geborgt und wollte
Antifoulingfarbe fürs Boot besorgen. Hatten wir doch den Plan, das
Boot hier aus dem Wasser zu nehmen und das Unterwasserschiff neu zu
streichen, damit nichts unsere Atlantiküberquerung hemmt. Leider kam
er erst nach ein paar Stunden und ohne Erfolg gehabt zu haben,
zurück. Zum Abendbrot wurde für uns extra ein Tisch hergerichtet
und das Hotelbüffet bog sich unter der Last der vielfältigen
Speisen. Ein Schlemmerparadies. Mit dem Taxi fuhren wir spätabends
wieder zurück zu unserer Muline, auf die ich mich trotz allem doch
beruhigenderweise gefreut hab.
Die nächsten Tage hatten wir auch wieder Action an Bord –
nachts drang ein Rascheln an das niemals tiefschlafende Skipper-Ohr.
Nächsten Tag sahen wir angeknabbertes Gemüse und konnten uns nur
noch einen Reim drauf machen. Mäuse- oder Rattenbesuch.
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Mäuse- oder viell. Rattenbisse |
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Christoph,
ein Mann der schnellen Taten und mit Motto „Viel hilft viel“,
liess das Frühstück sausen und besorgte zu unseren zwei
Mausefallen, die wir schon hatten, noch ein halbes Dutzend hinzu. Die
sind jetzt überall auf und im Schiff aufgestellt und warten auf
einen hungrigen Nager. Spannend. Müssen jetzt bloss die Schritte der
Kinder noch wachsamer im Auge behalten. Ich als Naturfreundin hoffe
ja, dass das schlaue Tierchen längst von Bord ist und dass nix in
die Falle geht. Es wäre sehr sehr kontraproduktiv für die weitere
Reise, sollte es auf die Idee kommen, irgendwelche Kabel
anzuknabbern. Sicherheitshalber legten wir vom Steg ab und uns ein
paar Meter weiter in den Hafen vor Anker zu den drei anderen Booten,
die da schon lagen. Darunter eine sehr nette norwegische Familie mit
drei Kindern.
Schon ein paar Tage später kamen unsere Freunde, die Familie
Ernst (Hardy, Susan, Charlotte und Amelie) nach Fuerteventura.
Hardys
Anrede „Tiger der sieben Meere“ in der SMS gefiel Christoph
augenscheinlich ganz gut. Gemütlich sassen wir bei ein bis drei
Bierchen zusammen an Deck und tauschten Neuigkeiten aus.
Abends, beim
Lesen auf der Couch nahm ich direkt neben meinem Kopf eine Bewegung
war und was musste ich entdecken? Eine kecke kleine Kaki, die ich
ohne lang zu überlegen, mit der blossen Hand erledigte. Was ist grad
nur los bei uns – Plagegeister-Alarm??? Wir haben gleich Massnahmen
ergriffen wie Fallen ausgelegt, alles im Umkreis in Quarantäne
gepackt (heisst, in Müllbeutel gepackt und verschlossen) und noch
einmal das Schiff gründlich gesäubert. Hoffen, das war ein
Einzelfall. Der Maus sind wir auch noch nicht auf die Spur gekommen,
die ist bestimmt wieder von Bord gegangen.
Den kommenden Tag besuchte uns die Familie Ernst an Bord und wir
tourten einmal raus aufs Meer mit ihnen.
Es war aber kaum Wind und
das Geschaukel der Wellen war etwas unangenehm, so dass wir wieder
rein sind in den Hafen. Es wurde gebadet, erzählt, etliche Flaschen
geleert, lecker Fisch gegessen und die Kinder konnten schön zusammen
spielen.
In der Nacht, als eigentlich unsere Schlafenszeit beginnen sollte,
kam auf einmal ablandiger Wind auf und steigerte sich innerhalb
kürzester Zeit zu starken Böen. 35 bis in Spitzen 40 Knoten, wie
wir später von einem Segelnachbarn erfuhren. Auf allen umliegenden
Booten so wie auch bei uns brach rege Betriebsamkeit aus. Der Wind
war ungewöhnlich warm, wie aus einem Föhn. Selbst im Bett im
Vorschiff, wo ich versuchte, zu schlafen, während Christoph alles
abbaute, was irgendeinen Windwiderstand bedeutete (z.B. Sprayhood)
und Ankerwache hielt, wehte mein Haar, so doll zog es durchs Schiff.
Mit jeder Böe schien der Wind stärker zu werden. Die Ankerleinen
knarzten und quietschten, wenn der Wind am Schiff zerrte. Christoph
brachte einen zweiten Anker aus mit dem Schlauchboot. Ich hatte das
Gefühl, wir müssten ihn am Schiff anleinen, damit er nicht abtreibt
oder wegfliegt.
Die Steinmole in Lee, also hinter uns bereitete uns grosse Sorgen.
Wenn der Anker nicht halten würde, wären wir in Nullkommanix da
drauf. An Schlaf war überhaupt nicht mehr zu denken. Nur die Kinder
bekamen von unserer Aufregung zum Glück nichts mit und schlummerten
seelig in ihrer Koje. Im Kopf ging ich immer wieder alle Schritte
durch, die ich anwenden müsste, sollten unsere Anker nicht halten.
Der Motor-Schlüssel steckte bereit zum Starten. Und der Wind nahm
einfach nicht ab, sondern eher zu.
LetztENDLICH im Morgengrauen wurden wir und nach uns auch der Wind etwas ruhiger. Jetzt war es Zeit, schnell noch ein, maximal zwei Stündchen
zu schlafen, bis die Kinder wieder erwachen. Der Tag begrüsste uns
kurz darauf mit strahlend blauem Himmel und brütend heissem
Sonnenschein. Wir machten uns auf den Weg zu Hardy & Susan zur
Costa Calma und hatten einen schönen Tag zusammen am Strand,
inklusive wieder reichlichem Abendbuffet im Fresskasten (ihre
Bezeichnung für das Hotel-Restaurant). Wie zum Hohn war bei unserer
späten Rückkehr nachts zum Boot das Wasser spiegelglatt und kein
Lüftchen wehte. Aber war auch gut so, eine Wiederholung der bangen
Nacht ist nicht erwünscht.
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der kommende Schwimm-Kandidat |
In Morro Jable wurde es einfach nicht langweilig, so auch nicht am
neunten Tag im Hafen. Vom Ufer winkten uns drei Leute zu, die wir
aber nicht zuordnen konnten. Beherzt sprang einer der Dreien ins Wasser und
kam angeschwommen. Es stellte sich heraus, dass es ein Bekannter von
Christophs Eltern aus Stralsund war, die sogar in der gleichen
Strasse wohnten. Die Welt ist doch klein. Bei einem kurzen Schnack an
Bord (Christoph hatte Frau und Sohn dann mit dem Schlauchboot auch
rangeholt), erfuhren wir, dass deren Segelboot auf dem Foto
imYacht-Artikel im Hintergrund zu sehen ist. Lustig.
Morgen wollen wir dann aber wieder nach Gran Canaria, Las Palmas
rüber, um dort mit den letzten Vorbereitungen für unseren grossen
Schlag über´n Atlantik, Start am 9. November, zu beginnen.
Huijuijui....es rückt näher. :)