Dienstag, 31. März 2015

50. St. Maarten: Simpson Bay Marina – Anguilla: Road Bay – British Virgin Islands: Virgin Gorda
Die letzte Nachtfahrt in dieser Besetzung“

Wir befinden uns jetzt in unserer 45. Urlaubswoche, sofern ich mich nicht verzählt hab. Das macht doch mal die Dimension deutlicher.
neues Motiv für die Wand?

Die letzten Meilen vor St. Maarten gaben wir nochmal richtig Gas, meinten wir doch, die Brückenöffnung um 9:30 Uhr schaffen zu können, die uns in die Simpson Bay Marina bringt. Nein, das hat nicht geklappt, wir waren ein paar Minuten zu spät, wie wir an den auslaufenden Booten erkennen konnten. Also Gang wieder raus und davor geankert und nochmal ein wenig gepooft, da die letzte Nacht nicht in üblichem Masse geruhsam war. Der nächste Brückenzug war in 2 Stunden.
Zusammen mit einem riesigen Segelboot passierten wir die Brückeneinfahrt und da kam uns auch schon Roger mit dem Schlauchboot entgegen und Patrizia nahm die Leinen am Steg der Marina in Empfang. Wir freuten uns über unser Wiedersehen an Bord der PAROYA und tauschten erstmal alle Erlebnisse und Neuigkeiten ausführlich aus. Es gab ja so viel zu bereden.

St. Maarten erschien mir als schönes Kontrastprogramm zu Barbuda (einsame Sandstrände) sehr amerikanisch, mit vielen Bars und Restaurants, Autoverkehr und Superyachten mit dementsprechend ausgestatteten Supermärkten.

Christoph ist des morgens losgezogen zum Supermarkt und hat für satte 400 Euro schon für die Rückfahrt übern Atlantik eingekauft. Viel Milch, viele Nüsse, viel Mehl, diverse Konserven und sehr viel Bier. Die British Virgin Islands sollen irrsinnig teuer sein, so der Segler-Buschfunk.
Dem Zahnarzt auf dem Marinagelände stattete ich einen 120 USDollar teuren Besuch ab, um mir eine Füllung reparieren zu lassen.
Wir hatten die glorreiche Idee, mal einen Mädelsausflug zu machen, mit Gaby von COOL CHANGE (meine Yoga-Lehrerin aus Bequia) und Patrizia mit dem Mietwagen in die Hauptstadt um die Ecke – nach Philippsburg. Shoppen stand auf dem Programm. Herausgekommen ist ein Geburtstagsgeschenk für Christoph. Den Abend rundeten wir beim Thailänder ab, derweil die Männer mit den Kindern sich eine Pizza an Bord holten und dem Bier fröhnten (vermutlich ab mittags schon). Das harte Leben!
ein paar Mal festgefahren
Im Flottenverband machten wir uns wieder zusammen mit PAROYA auf zur nächsten Insel, nach Anguilla. Dafür mussten wir wieder raus aus der Lagune durch zwei Brücken. Nach der ersten nahmen wir nochmal Abschied von COOL CHANGE (www.coolchange47.blogspot.com), die ihr Boot hier verkaufen wollten. Für die zweite Brückenöffnung mussten wir nochmal zwei Stunden warten und den Anker werfen. Allerdings hatte Christoph die gute Idee, dass wir schon mal etwas eher losfahren, um den Kanal zur zweiten Brücke namens Sandy Ground (!) auszuloten, da er etwas flacher in der Karte deklariert war, so zwischen 7 und 9 Fuss, ergo recht genau passend zu unserem 2m Tiefgang. Beim ersten Mal auf Grund laufen, hatte ich leichte Panik, beim achten Mal war dann schon alles relaxt. Wir tasteten uns zum Glück immer recht langsam vorwärts und liefen ganz sanft im Sand auf, so dass wir mit dem Rückwärtsgang uns recht schnell wieder befreien konnten und einen neuen Anlauf starten konnten. Nur mit den Augen konnte man die Tiefe nicht genau abschätzen, obwohl der Sandgrund gut zu sehen war. Dementsprechend zickzackig sah auch die zurückgelegte Strecke im GPS aus.
Irgendwann hatten wirs geschafft, da kam auch schon PAROYA hinter uns angerauscht. Wir waren grad am Funken, um ihnen zu sagen, dass sie genau da und da lang fahren sollten, da kam auch schon ein erschrecktes: „Es ist passiert, wir stecken fest!“ zurück. Aber dann doch noch pünktlich zum Brückenzug kamen wir herbei und liessen im Pas de deux St. Martin hinter uns. 

St. Maarten/St. Martin ist übrigens geteilt, eine Hälfte holländisch, eine französisch. Eine lustige Legende sagt, dass sie damals vom Norden her einen Franzosen mit einer Flasche Rotwein loslaufen lassen haben und vom Süden her einen Holländer mit Gin und da wo sie sich getroffen haben, wurde die Grenze gezogen. Da der Rotwein nicht so hochprozentig war, hat der Franzose mehr Strecke zurücklegen können.
Anguilla, die nächste Insel auf unserem Weg, war nur ca. 10 Seemeilen entfernt, hiess ca. 2 Stunden segeln.
auch für Matilda ist noch Platz in der Plicht
In der Road Bay, wo wir unsere Anker warfen, lag auch schon die MEISE, alte Bekannte von der ARC+. Wir sassen abends beim Grillen gemütlich zusammen bei uns an Bord. Ein neues Wort tauchte auf: „geWD40t“. Beim Ein- was auch gleichzeitig das Ausklarieren war, wurden wir überaus nett behandelt. Wir füllten die üblichen Formulare in zweifacher Ausführung aus und danach entdeckten eine schöne Beach-Bar.
Zu heutigem Anlass ein Gruss an meinen Käptn!
Den nächsten Tag besprachen die Männer ausführlich die Route, werkelten am Boot herum und setzten die Spi-Bäume, um für den Süd-Wind auf unserer Strecke zu den British Virgin Islands, kurz BVIs die Vorsegel auszubaumen. Eine letzte Nachtfahrt stand mir und den Kindern bevor. Alles, was dann für die letzten fünf Wochen noch kommt sind alles angenehme kleine Etappen zwischen den Inseln der BVIs, den amerikanischen und den spanischen Virgin Islands.

Kurz vor dem Dunkelwerden lichteten wir und PAROYA unsere Anker und segelten aus der Bucht. Mit den ausgebaumten Vorsegeln und zwei Reffs im Gross. Ein kleines Abendbrot bei Sonnenuntergang an Deck und dann brachten wir die Kinder „runter“ zu ihrem Gute-Nacht-Video, als es dunkel wurde. Wir kamen bei ca. 4-5 Windstärken sehr schnell voran, nie unter 6 Knoten. Immer ca. eine halbe Seemeile neben PAROYA. Zum Ende der Nacht mussten wir sogar die Genua ganz wegrollen, damit wir nicht vor Tagesanbruch Virgin Gorda erreichen. Allerdings waren die Wellen recht hoch und MULINE geigte wie wild, so dass wir in unserer Freiwache schlecht schlafen konnten, weil alles klapperte und knarzte. Sehnsüchtig ging (einmal kurz!) mein Blick rüber zu einem hellerleuchteten Kreuzfahrtschiff, was auch dieselbe Route nahm. Aber auch diese Nacht ging zu Ende und wir freuten uns, augenreibend und gähnend, gut auf den BVIs angekommen zu sein.
Es ist sehr schön hier auf Virgin Gorda. Karibische Farben. Natürlich auch viele Amerikaner. Wir haben einklariert und legten unsere Boote vor Anker in wieder einmal leuchtend kristallklarem türkisen 3m-tiefem Wasser, in einer riffumlagerten Bucht. Hier bleiben wir erstmal, die Jungs können ein wenig kiten und wir geniessen das Leben.




Donnerstag, 26. März 2015

49. Les Saints – Guadeloupe: Deshayes – Antigua: Falmouth Bay – Jolly Harbour Marina – Barbuda: Cocoa Point – St. Marten
Inselhopping im Schnelldurchlauf, leuchtende Strände und viele Wiedersehen“

Nachdem wir die kleine Insel der Le Saints noch ein wenig erkundet haben, ging es weiter, rüber auf die nächste Insel: Guadeloupe. Die Kinder hatten Spass und nutzten die Wellen, um vergnügt auf unserer Brücke auf einem Kissen von Steuer- nach Backbord zu rutschen.
Sobald wir in Landabdeckung waren, liessen Welle und Wind nach und wir mussten motoren. Das Schiff lag wieder ruhiger im Wasser und ich konnte problemlos unten in der Küche werkeln. Musste aber mal schnell rausschauen, mit wem Christoph draussen ein Schwätzchen hielt. Da segelten doch tatsächlich FORTUNE COOKIE neben uns, Schweizer, die auch an an der ARC+ teilgenommen hatten. Wir kamen nach Deshaies, eine schöne Bucht im Norden Guadeloupes, schon voller Boote. Und auf der Suche nach einem Plätzchen im Ankerfeld wurden wir winkend von FOUR WINDS begrüsst, Bekannte mit einem Katamaran aus der Werftzeit in Grenada, die auch da lagen.

An meinem Geburtstag besuchten wir den Botanischen Garten, der einer der schönsten auf den karibischen Inseln sein sollte. War auch wunderschön, üppiges Grün, viel Schatten und zauberhafte bunte tropische Blüten, Kolibris und Wasserspiele. Mein Fotoapparillo lief heiss. Ich konnte Geschenke auspacken, die die liebe Verwandtschaft vorausschauend an Bord plaziert bzw. mitgegeben hatte, musste mich um keine Mahlzeit und deren Spurenbeseitigung kümmern und bekam sogar einen grossen Geburtstagskuchen überreicht.
Abends kamen Nadja und Wilhelm von FORTUNE COOKIE und Valerie, Andy und Nino von FOUR WINDS auf ein gemütliches Sit-In plus Rumpunch vorbei. Schon nach zwei Tagen gings aber wieder weiter.

Inzwischen waren schon viele befreundete Boote weiter nördlich unterwegs und ein Blick auf die Karte der karibischen Inseln verriet uns, dass von Guadeloupe bis zu
den Virgin Islands noch knapp die Hälfte der Strecke zurückzulegen sei. Insofern hatten wir auch nicht mehr die Ruhe, noch lange irgendwo zu verweilen und nutzten den wieder moderaten Wind, um vorwärtszumachen. Mit uns waren einige Boote aus Deshaies gestartet, wir waren ca. zu fünft, eine regelrechte Regatta. Wobei der Käptn voller Tatendrang auch per Hand steuerte, um nichts dem Zufall zu überlassen. Es gab einen kleinen Knall und wir mussten feststellen, dass der Block vom Niederholer des Grossbaums gebrochen war. Nur eine kleine Baustelle, Ersatz haben wir an Bord.
Nächste Insel, nächster Stopp – Antigua. Wir drehten eine Ehrenrunde durch English Harbour mit der historischen Nelson Dockyard Marina. Da lagen richtig grosse beeindruckende blitzeblank geputzte Segel- und Motoryachten. Wir wollten zur Abwechslung auch mal wieder in einer Marina festmachen, änderten aber beim Anblick der Gegebenheiten unsere Pläne. Alle Boote lagen mit dem Heck zum Land mit einem am Bug ausgebrachten Anker. Haben wir noch nie praktiziert, zudem ist unser Boot rückwärts bei Seitenwind nicht so eindeutig manövrierbar und dann waren die Nachbarboote einfach zu teuer, um denen einen eventuellen kleinen Kratzer zuzufügen. Also gings einmal „um die Ecke“ in die Falmouth Bay. Zusammen mit FOUR WINDS, die unsere Kinder gleich zu einem Trampolin-Springen auf ihren Katamaran einluden.
Mit PAROYA standen wir in ständigem WhatsApp-Kontakt, so wussten wir, immer wo sie sind und was sie auf der Strecke empfehlen konnten.
Und wieder zog uns das unsichtbare Gummiband nordwärts, diesmal an der Küste Antiguas lang, nach Jolly Harbour. Die ersehnte Marina. Ca. 3 Seemeilen vorher begann das Wasser flacher zu werden, so um die 5-7 Meter. Und wie helltürkis das leuchtete, wieder mal zum Nichtsattsehen. Postkarten-Karibik mit dem blauen Himmel und den weissen Wölkchen. Und weisse leuchtende lange Sandstrände.


In der Marina lernten wir den ARC-Gewinner in der Katamaran-Klasse kennen, eine sehr sympathische deutsch-österreichische Familie. Wir nutzten den Marina-nahen Supermarkt zum
Aufproviantieren, spülten ausgiebig uns und das Deck mit Süsswasser ab, liehen uns ein Golfcart aus und düsten damit im Ort und am Strand herum. Nach zwei Tagen intensivem Geldausgeben, die Marina-Liegegebühren betrugen zudem umgerechnet um 45 Euro, ging es wieder weiter. Zur zugehörigen Insel Barbuda, wo laut Segelführer Ruhe und lange weisse Sandstrände versprochen wurden. Da die Strecke nur ca. 30 Seemeilen betrug, starteten wir entspannt nach dem Frühstück.
Ein paar vorgelagerte Riffe, die gut im Segelführer beschrieben waren und auch in der Navigationssoftware wurden umschifft und eine Stunde vor Sonnenuntergang ankerten wir an einem kilometerlangen Sandstrand in Cocoa Point. Des Nachts wurde eine Ansteuerung nicht empfohlen wegen der vielen Riffe. Es hiess, nicht umsonst lägen in dem Gebiet ca. 200 Schiffe auf Grund. Rings um uns herum tauchten Schildkröten zum Luftholen an die Wasseroberfläche, ansonsten war das türkise Wasser aber nicht sehr klar, wie schon auf Antigua. Wahrscheinlich durch den Muschelkalk und den feinpudrigen weissen Sand.

Wir wollten weiter, nach St. Marten, wo laut den neuesten Infos PAROYA in der Simpson Bay Marina lag. Da die Strecke ca. 80 Seemeilen betrug, mit Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten ca. 16 Stunden, erschien uns eine Nachtfahrt am besten, um nicht im Dunklen anzukommen. Also starteten wir am Abend, nach einem ausgiebigen Strandspaziergang und Baden und genossen einen herrlichen Sonnenuntergang auf See beim Abendbrot in der Plicht. Wir hatten wenig aber ausreichenden Wind von hinten, also entspanntes Segeln für die Nacht mit einem Reff. Christoph übernahm die erste Wache von 20 Uhr bis 2 Uhr, danach setzte ich mich raus und überwachte die Lage bis ca. 7 Uhr, wo wieder Leben in die Butze kam. Kurz vor St. Marten hörte ich unten Christoph draussen überrascht rufen. Er hatte einen grossen Walrücken ca. 30 m neben MULINE, ungefähr gleiche Länge auftauchen sehen. Für solche Momente kann man leider einfach nicht schnell genug den Fotoapparat aktivieren – so mein Gedanke. Und ich hab ihn gar nicht gesehen. Christoph startete sofort den Motor - seine Gedanken waren hingegen eher sicherheitstechnischer Natur, damit wir uns als Nicht-Wal erkennbar machen. Wer weiss, es haben schon viele Wale mit Booten gekuschelt in dem Glauben, es seien hübsche Artgenossen. Dieser tauchte (leider?) nicht mehr auf, aber etwas weiter draussen konnten wir alle einen Wal komplett aus dem Wasser springen sehen.

Wir freuten uns diebisch, PAROYA zu überraschen mit unserem vormittäglichen unangekündigten Erscheinen in der Marina.


Donnerstag, 19. März 2015

Gerd:
 
Tagebuch unserer Reise zur “Muline” vom 25.02.15- 07.03.15

Nach 9 Stunden Flug landeten wir am 26.02.um 19:50 in Fort de France auf Martinique und 
erlebten eine großartige Begrüßung von Katja, Christoph, Emil und Matilda. Gepäck auf den Koffer-Kuli mit Emil auf den Koffern und Fußmarsch durch ein Mangrovengebiet zum Ankerplatz der Muline. Unsere 1. Bootsfahrt mit dem Schlauchboot zur Muline, wo uns eine karibische Erfrischung sehr schnell ermunterte. Für die Kinder (und Eltern) wurde ein wenig “Weihnachtsmann” gespielt, die Gespräche gingen dann bis nach Mitternacht. So wurden wir auf unseren ersten Törn eingestimmt. Frühstück an Bord, wie Katja alles servierte, unser Staunen nahm kein Ende. Seemannschaft heißt auch Schlauchboot an Deck, die beiden Anker mit der manuellen Winsch an Bord und nun Kurs Nord zur Bucht von Saint Pierre im Norden von Martinique. Das strahlend blaue Wasser, Wind aus Ost mit 4-5, im Blick die sattgrüne, vulkangezeichnete Küste, Kinder an Bord, die sich wie nie anders kennengelernt, auf der Muline bewegen und wir sind angekommen in der Karibik. Zur Sicherheit werden nach 8 stündigem Törn wieder 2 Anker gesetzt, die Kinder sind nach dem Mittagsschlaf in guter Stimmung. Es wird gebadet und wir staunen über Emils Schwimmübungen, Matilda bewegt sich angstfrei mit Schwimmgürtel. Die mitgebrachten Badekappen und Ohrstöpsel sollen nun ein unbeschwertes Badevergnügen bereiten. “Papa schau mal, der große Fisch im Boot der Fischer” ruft Emil. Ein riesiger Schwertfisch wird an Land gebracht. “Den müssen wir uns mal anschauen”, antwortet Christoph. Zweimal setzt Christoph über und der 1. Landgang stimmt uns erwartungsfroh. Wir werden nicht enttäuscht. Am Steg der Fischer sehen wir das Fangergebnis. Ich fotografiere den gewaltigen Fisch. Der Verkaufsstand bietet den blauen Marlin an und wir lassen uns einige Scheiben abschneiden, für das Abendbrot ist also gesorgt. Unkompliziert ist das Einkaufen, denn wir sind im Euroland. Die farbige Vielfalt der Menschen passt zur Natur, alle sind freunndlich und scheinen entspannt bei diesen Temperaturen. Zurück an Bord werden unsere Köche Katja und Christoph aktiv, die gebratenen Fischscheiben lassen wir uns schmecken.
Sonnabend werden Brötchen geholt. Die Kinder kommen mit an Land, Emil darf die
Motorlenkung des Schlauchbootes bedienen. Opa Gerd macht sein Beobachtungstraining. Einige Schauer können uns nicht von einer Wanderung durch Saint Pierre und zu einer Jungfraufigur auf dem Hausberg abhalten. Klein Paris wurde der Ort genannt. Wir kommen an historischen Stätten vorbei, erfahren, daß ein Häftling und zwei weitere Bewohner von 28.000 Einwohnern im Jahre 1902 den letzten Vukanausbruch überlebten. Der Aufstieg zum Krater wäre wohl zu zeitaufwendig für uns. Erstaunen bei uns über die Kondition von Emil und Matilda.
Abendstimmung an Bord mit Blick auf den von Wolken eingehüllten Krater des 1022- m hohen Montagne Pelee, und wir warten, bis der Feuerball auf der anderen Seite im Meer versinkt. Matilda und Emil sehen ihren kleinen Abendfilm und Granny rundet das Einschlafprogramm mit kleinen Geschichten ab.
Sonntag den 01. März, muss ich als Ausfalltag vermerken- Magen- Darmprobleme
fesseln mich an die Koje im Vorschiff. Auf Katjas Kuchen muss ich leider verzichten.
Auch das Lachen der Kinder kann mich nicht aufmuntern. Ich höre, wie Matilda sagt, wenn sie älter wird, will sie auch so ein Junge wie Emil werden, das nenne ich wahre Geschwisterliebe.
Montag bin ich nach dem Bad im Meer wieder zum Brötchenholen dabei, die Kinder erhalten ihr Schokoladencroissant von der freundlichen Verkäuferin. Christoph plant mit uns die Überfahrt nach Dominica, der nördlichen Insel, in 35 Meilen Entfernung gelegen. Katja fährt an Land und meldet uns alle ordungsgemäß ab. Leider bekommen wir keine Stempel in die Pässe. Bei Windstärke 5-6 aus Ost und 4-5 m hohen Wellen legt Christoph erst ein Reff und dann das 2. ein. Ständig um die 7-8 kn und sogar in Spitzen an die 9 kn erreichen wir. Solange ich am Ruder stehe, geht es mir gut, ich kann sogar Birgits Aussfall ertragen, doch als Christoph übernimmt, beginnen meine Probleme. Zum Glück hatte ich einen leeren Magen. Die Kinder schlafen entspannt, doch beim Aufwachen schließt sich Emil der Spuckerrunde an. Als wir in Lee der Insel kamen, wurde die Fahrt ruhiger. Den Ankerplatz an der Mooring in der Marina von der Hauptstadt Roseau verschlafe ich. Geweckt wurde ich durch fremde Stimmen an Bord, die norwegischen Bekannten unserer Segler kamen vorbei mit ihrem Schlauchboot. Die beiden Mädels freuten sich über Birgits kleinen norwegischen Worschatz und kommen immer wieder ins Vorschiff. Vater Hans hatte eine interessante Geschichte zu erzählen. Vor zwei Jahren wollte er mit Freunden den Nordpolarkreis umsegeln, bis sie von den Russen aufgebracht und gestoppt wurden, ging alles gut. Dann mussten sie erfahren, dass eine russische Crew es vor ihnen schaffte und von Putin als erste Polarkreis -Umsegler beglückwunscht wurde. Seine hübische samische Partnerin und die drei Kinder wollen nicht mit zurück nach Europa segeln, nun will er seine Bavaria 42 alleine nach Norwegen segeln.

Die Einkaufbedingungen sind hier nicht mehr so komfortabel. Christoph backt seiner Besatzung Brötchen am nächsten Morgen , Katja zaubert einen hervorragenden Obstteller. Wasser für den Kaffee und Tee wird vom Wassermacher produziert, denn bei dem stetigen Wind kommt vom Windgenerator genug Energie. Dann kommt Marcus, ein gutaussehender Einheimischer, mit seinem schnellen Boot vorbei und kassiert von den Mooringnutzern die 25 EC$ (10 US$) Gebühr. Christoph reicht noch ein Bier rüber und nach kurzem Smalltalk fährt er weiter.
Dann hören wir den Ruf, die Klo-Spülung funktioniert nicht. Granny, Katja und die Kinder verlassen das Boot und wir demontieren besagte Abflussrohre. Entkalkung mit Essig und ständige Spülungen beschäftigen uns einige Zeit, doch der Erfolg bleibt aus. Nach dem Mittagsschlaf ist erst einmal Landgang der gesamten Besatzung angesagt. Linksverkehr und der Automarkt ist fest in japanischer Hand. An den Straßenrändern sind tiefe Abflussgräben, alles für die Starkregenzeit. Auf dem Markt kaufen wir die Landesflagge (Gastflagge), die Emil mit Begeisterung in Bewegung hält.
Nach dem Arbeitseinsatz finden wir ein ansprechendes Restaurant zum Abendessen und ich trinke nach Wochen mein erstes Bier, welch eine Erfrischung! Verzeiht mir bitte liebe Fastengemeinde.
Der Marinasstützpunkt hat eine freundliche Bedienung, ein gutes Internet und erfrischende Drinks- auch alkoholfrei- werden gemixt. Am Steg liegen die Schlauchboote der Nachbarn, es sind Kanadier. In Sichtweite ist der Landungssteg der Kreuzfahrer. Am Morgen machte wieder einer dieser gewaltigen Schiffe fest.
Ich kaufe die ersten Ansichtskarten und nie gesehene Briefmarken. Zurück an Bord und die Entkalkung hat noch nicht den Erfolg gebracht. Toilettenbenutzung ist weiterhin untersagt. Für den nächsten Tag ist ein Inselausflug geplant.
Um 09:00 Uhr erwartet uns Vincent mit dem Kleinbus, er fährt uns über die Insel mit ihren unberührten Regenwäldern zu den touristischen Höhepunkten.
Dominica ist die größte Insel der Windward Gruppe Wir erfahren, dass diese Insel von der Landwirschaft lebt und nicht, wie angenommen, vom Tourismus. Ein großer Schauer wird im Bus abgewettert und dann weiter über eine kurvige und bergige Strecke mit guter Information in englischer Sprache, der dortigen Landessprache. Dann hält er an und bringt uns die merkwürdigsten Pflanzen, Blumen Gemüsearten. Er schneidet uns eine Paradiesvogelblume ab, später hält er am Brotfruchtbaum. Emil bekommt eine Kakaobohne geschenkt. Angst vor giftigen Schlagen muss er nicht haben auf dieser Insel gibt es sie nicht. Angehalten wird später beim Emerald Pool, einem 12 m hohen Wasserfall, unter dem erfrischend gebadet wird.
An der Ostküste sehen wir die Kraft des Meeres, herrliche Buchten, Strände und auch viele Kreuzfahrer, die an mobilen Ständen ihre Mitbringsel erwerben. Birgit kauft für unseren California einige verzierte Kokosschalen zum Anhängen. Unesco - Welterbe ist der Morne Trais Piton Nationpark mit seinem Boiling Lake, wo man im warmen Quell-Wasser baden kann. Granny blieb mit Kleinmatilda zur Schlafenzeit im Bus. Es tat auch ihrer Verletzung, eigentlich nur ein Kratzer, am Knie gut, denn bei dem warmen Meerwasser heilte die Entzündung sehr langsam. Neben uns werden betagte Kreuzfahrer von drahtigen Einheimischen über die rutschigen Steine ins warme Sprudelwasser geführt. Emil will immer wieder durch einen höhlenartigen Gang ins nächste Wasserloch rutschen. Im Regenwald sehen wir Vögel der Arten Blaukopf u. Kaiseramazonen und viele Kolibris hörten wir zwitschern. Ungewöhnlich sind die Bäume mit ihren Brettwurzeln. Doch wir müssen weiter, Vincent erwartet uns.
In einem Dorf können wir den Bootsbauer Merlin Stoute bei dem Bau eines traditionellenFischerbootes kennenlernen. Ein zäher älterer Mann, der uns berichtet mit diesem kleinen Boot könne man über den Atlantik segeln, was mir wenig glaubhaft erschien.

Stopp an einer Bar mit fantastischem Blick auf den Atlantik, sehr originell am Ufer
aufgestellt, diese einladende Hütte scheint ein beliebter Anlaufpunkt zu sein. Die selbstgefertigten Limonadendrinks sind die willkommene Erfrischung. Vincent zeigt uns die Nationalpflanze Bwa Kwai, einen 4-5 m hohen Baum. Die farbenfrohe Natur lässt nicht erahnen, was zur Zeit der Hurrikans wohl über sie hinwegzieht.

Auf dem Hausberg von Roseau, wo wir einen Blick auf die Bucht mit unserer Muline genießen dürfen, wird das Ende der Tagestour eingeläutet. Emil lässt seine Kakaobohne den Abhang hinunterrollen, zum Glück gibt es überall Ersatz und kein Grund zum Traurigsein.
Zurück an Bord - die Entkalkungsstory geht weiter. Für den nächsten Morgen sollen abschließende Montagearbeiten und Reinigungen durchgeführt werden, so lautet die Ansage des Skippers. Die Kinder entdecken einen Stachelrochen, Fernglass in die Hand und abwechseld können wir die langsamen Schwimmbewegungen dieses Fisches beobachten, es ist wie ein leichtes Wellenschlagen. Ob auch größere, noch gefährlichere Fische in unsere Bucht kommen? Vorsicht beim Bade- und Schwimmvergnügen ist also geboten. Es erwartet uns wieder eine Nacht mit mehreren Schauern. Bei kräftigem Wind müssen wir unser Luk schließen, obwohl Christoph eine Persenning gespannt hatte.
Christoph serviert uns zum Frühstück Eierkuchen, die von Matilda und Emil schon begeistert angekündigt werden. Marcus kommt vorbei und bringt uns einige Grapefruits, gerne wüßte ich, ob sie aus seinem Garten kommen. Ein deutscher Segler macht in der Bucht fest, andere Boote verlassen die Ankerplätze. Die Pier am Kreuzfahrersteg wird von einem neuen Schiff angelaufen. Der Tourismus ist in der hurrikanfreien Zeit sicher eine gute weitere Einnahmequelle der Insel.
Birgit, Katja und die Kinder wollen unsere Abreise nach Martinique erfragen und Christoph hat mit mir die Ruhe zum Finalarbeitseinsatz in der Toilette. Mit einer selbstgebastelten Spirale gelingt uns der große Durchbruch. Alles funktioniert bestens, auch Robert, der neue Eigner, braucht da wohl nichts mehr befürchten.
Nun müssen wir erfahren, das Birgit und ich schon am Sonnabend die Insel verlassen
müssen. Im Flieger am Sonntag ist nur ein Platz frei und der Fährbetrieb hat Sonntag Ruhe. Das katholische Eiland hat seine eigenen Regeln. Busfahrer Vincent hat uns schon interessante Einblicke gewährt. Er ist Katholik, weil in der Kirche auch gerne getanzt wird, dort hat er auch einige seiner Frauen kennengelernt. Da er auch mehrere Kinder hat, dürfen wir vermuten, dass nach dem Gottesdienst nicht nur getanzt wird..
Uns steht wieder ein ordnungsbestimmtes Ausklarieren bevor, und wir kommen nun leider auch nicht mehr zur nächsten nördlichen Bucht in Portsmouth. Es bedeutet auch Änderung des Sightseeing Programms. Whale Watching und Turtle Watching wären möglich gewesen.
Nun, wir können nicht alles haben.
Aber dann steht uns ein weiteres Erlebnis der besonderen Art bevor. In den von uns mitgebrachten Alu-Rohren für die Selbststeueranlage müssen die Bohrungen vergrößert werden. Im Marine-Center werden wir von hilfsbereiten jungen Fauen an
eine Autowerkstatt vermittelt. Ein Kleinbus des städtischen Nahverkehrs wird angehalten und der Fahrer instruiert, wo wir raus müssen. Und ab geht die Fahrt.
An der Hauptstraße befindet sich in einem Hinterhof die Werkstatt. Abenteuerliche
Bedingungen in der kleinen primitiven Halle, Mitarbeiter in Sandalen stehen am Schmiedeofen, andere hantieren mit Schweißbrennern an Blechteilen und unter dem relativ neuen Toyota liegt ein halbnackter Mitarbeiter und wechselt einen Stoßdämpfer unter dem schwankenden Auto. Dabei sind alle freundlich, entspannt und hilfsbereit. Hinter dem Gebäude ist der Schrottplatz, direkt am Wasser gelegen. Und ich sehe endlich ein deutsches Auto, es ist ein VW-Kübel mit platten Reifen, aber sonst im guten Zustand. Jedenfalls wird uns schnell geholfen für einen kleinen Betrag. Diese Form von Autoreparaturen ist mir irgendwie erinnerlich.
Am Abend hören wir wieder aus der Disco die karibischen Rhythmen, vielleicht tanzt dort auch Vincent mit seiner neuen Braut.
Katja und Christoph eröffnen uns beim Frühstück am nächsten Morgen, es soll ein zünftiges Abschieds-Barbecue geben. Zweimal setzt das Schlauchboot mit uns allen über und wir gehen gemeinsam zum Markt. An einer Boutique können wir nicht vorbeigehen. Birgit kauft sich einen neuen Hut mit breiter Krempe, für Katja sieht Birgit ein passendes Geburtagsgeschenk, Christoph und ich erhalten eine Sonnenbrille, so unterstützen wir die den dortigen Handel. In der Fischhalle kauft Christoph mehrere Lobster und Birgit erkämpft sich eine große Muschel für unser Stralsunder Bad. Katja ist an den Obst- und Gemüseständen, hat den Blick für die exostischen Angebote und kommt mit gefüllten Beuteln zurück. So beladen kommen wir am Präsidentenpalast vorbei, die Straße ist für den Autoverkehr gesperrt und wir vermuten einen Staatsbesuch.
Ich darf dann auch mal der Schiffsführer im Schlauchboot sein. Das an der Reeling der Muline befestigte Grillgerät kommt nun für uns zum Einsatz. Zum Glück hat der Händler die Lobster halbiert, gewürzt mit Kräuterbutter kommen sie auf die Grillplatte, dazu gebackenes Brot, Katjas Salate und wie immer einen fruchtigen Nachtisch. Ich würde gerne den Rückflug umbuchen und diese karibische Athmosphäre noch länger genießen...
Dann wieder einer dieser Sonnenuntergänge. Ich erinnere mich an die Ansichtskarten, die mir Verwandte und Freunde damals schickten, als alles um verschlossen war und jetzt ist es kein Traum mehr, aber dafür stellt sich Abschiedsstimmung ein.
Vielleicht war es Reisefieber, irgendwie schlief ich schlechter. Nachts setzte ich mich raus und schaute auf das ruhige Meer.
Ein letztes Mal kamen Matilda und Emil zu uns ins Vorschiff, Granny musste, wie so oft Geschichten erzählen. Zum Frühstück wurde gesungen, schade, ich hätte das Liederbuch mitnehmen sollen, meine Textunsicherheit ärgert mich.
Mit dem vielen Gepäck muss das Dinghi mehrmals pendeln.
Am Marinasteg gibt es die Abschiedsaufnahme mit Sicht auf die Muline an der Mooring in der türkisfarbenen Bucht.
Fußmarsch zur Fähre, und da werden wir angesprochen von der Besatzung des anderen deutschen Bootes. Es ist ein älteres Ehepaar aus Berlin, die seit 5 Jahren unterwegs sind und mit ihrem 39 Fuß Schiff nun auch nach Europa zurück wollen.
Unsere Crew wird sie bestimmt noch wiedersehen.
Am Fährterminal müssen wir eine Ausreisegebühr bezahlen, das Gepäck können wir abgeben, bis zur Abfahrt sind es noch Stunden. Gleich in der nächsten Straße finden wir eine ansehnliche Bar, die sich schnell mit gutgekleideten jungen Familien füllt.
Matildas und Emils Blondschöpfe fallen auf, eine junge Frau kommt mit ihrer Tochter an unseren Tisch. Namen der Kinder werden ausgetauscht, auch diese Momente der Freundlichkeit werden mosaikartig zu einem Bild voller wunderbarer Erinnerungen zusammengefügt.
An der Sperre vor der Sicherheitszone (wie auf dem Airport) trennen wir uns von der Crew. Mich macht der Abschied sprachlos, aber der Dankesworte für diese wunderbare Zeit mit ihnen waren auch schon genug gewechselt.
Sie werden gleich weiter in Richtung Norden aufbrechen und wollen an der Fährpier vorbeisegeln, während wir auf die ankommende Fähre warten müssen.
So kommt es auch, alle sind an Deck und winken uns ein letztes Mal zu.
Nochmals tausend Dank liebe Katja, lieber Christoph, Emil und Matilda, wir wissen, ihr kommt gut voran mit Euer Muline. Für den weiteren Törn wünschen wir Euch Mast-und Spierenbruch!

Freitag, 13. März 2015

48. Domenica: Portsmouth – Les Saints: Terre-de-Haut
Ankeralarm die II. und III.“


In der Prince Ruperts Bay ankerten zu unserer Freude schon einige bekannte Boote, wie die Norweger SPIRIT
und Jan & Margret mit ihrer SENTINENTEL und wir warfen unser Ankergeschirr dazwischen aus. Am zweiten Tag machten wir mit einem Guide eine Bootstour in den Indian River,


einem Unesco Weltkulturerbe, sehr lehrreich und schön.


Tags darauf wanderten wir im Cabrits Nationalpark umher und bewunderten alte Kanonengeschütze und Festungen der früheren britischen Kolonialmacht. Nachmittags zog ein frischer ablandiger Wind auf und mit jeder dicken Regenwolke, die aus den Bergen kam, nahm der Wind zu. Wir sassen abends gemütlich und noch nichts ahnend bei Hans & Tonja von der SPIRIT an Bord. Irgendwann, die Kinder waren vom Lego-Spielen und Comic-“Lesen“ zusammen mit den SPIRIT-Kindern geschafft und kurz davor, auf unseren Schössen einzuschlafen, passten wir eine Regenpause ab, um in unser Schlauchboot zu steigen, die 50 m zu MULINE zu düsen und uns alle ins Bett zu bringen. Wohlweislich hatte Christoph vorher noch den Ankeralarm aktiviert. Der Wind hatte inzwischen so zugelegt, dass ich zum Glück schon einen unruhigen Schlaf hatte und meine Ohren die pfeifenden Wind-Geräusche schon immer mal sondiert hatten. Und gegen 1:00 Uhr nachts war es dann so weit: Es piepte! Ich stürzte hinter dem Käptn den Niedergang hoch und eigentlich geschah alles gefühlt in einer Sekunde. Ich erblickte im Dunklen, DIREKT neben uns den Bug unseres Nachbarn. Und konnte mich grad noch fragen, wer hier die treibende Kraft sei. Im gleichen Moment packte ich den Bug auch schon, da er unser Bimini-Segel abzureissen drohte und drückte uns (oder ihn?) weg mit aller Kraft. Derweil Christoph den Motor startete und schnell die Festbinder vom Steuerrad löste und den Vorwärtsgang einlegte. Puh! Nochmal Glück gehabt! Das Anker-aufhol-Manöver war recht schwierig, da wir ja zwei Anker „in Reihe geschaltet“ hatten und ich, derweil Christoph vorn sich mit dem Hochziehen abrackerte, das Boot trotz heftigster Böen mit der Nase im Wind halten und seine Kommandos (in Zeichensprache, Zuruf hätte keine Chance bei der Entfernung, Motor- und Windgeräuschen) ausführen musste. Zum Glück passierte uns das nicht in den Anfängen unserer Anker-Laufbahn, so dass wir das gut bewältigt haben und die Anker nochmal neu ausgebracht haben. Die Kinder bekamen von alldem nichts mit und schlummerten selig in ihrer Koje. Nach einer Weile waren wir überzeugt, dass wir wieder fest waren, trauten uns aber nicht, wieder ins Bett zurückzukehren. Der Schreck sass uns noch in den Gliedern. Christoph machte den Anfang mit Ankerwache, hiess, das Nachtlager draussen aufschlagen und ich löste ihn gegen 5:00 Uhr morgens ab. Während der gesamten Nacht und auch tags darauf nahmen die Böen nicht ab und peitschten wie verrückt das Wasser aus der Bucht hinauf aufs Meer. Windstärke in Spitzen 40 Knoten bzw. 8 Beaufort! Unsere Anker hielten aber zum Glück. Links und rechts von uns drifteten einige Boote ab und wir vernahmen ums ein oder andere Mal warnende dreimal-tutende Signalhörner.
"...schon gemütlicher geankert..."
Eine Segelyacht trieb sogar schon recht weit draussen am Horizont, samt mitgerissener Mooringtonne und unbemerkt vom abwesenden Eigner, wurde aber von anderen Seglern und wachsamen Einheimischen geentert und wieder in die Bucht gebracht. In dieser Bucht gab es übrigens eine tolle Sache, eine Handvoll Einheimische haben einen Verein zum Schutz der Segler gegründet und bieten umfassenden Yachtservice, diverse gute Touren und zur Finanzierung ein sonntägliches BBQ an.
Wir stellten, inzwischen wieder belustigt, fest, dass wir, als wir das letzte Mal (in Morro Jable auf Fuerteventura) eine Anker-Schreckens-Nacht hatten, auch vorher an Bord der SPIRIT sassen. Was für ein Zufall! Oder hatte Emil etwa was damit zu tun? Er gestand uns nämlich, am Mast gekratzt zu haben. Und das bedeutet unter Seglern, Sturm.
Strandgut
Der anhaltende Wind hielt uns noch einen Tag länger in der Bucht. Eigentlich wollten wir wieder weiter, nach Les Saints, warteten aber etwas ruhigere Bedingungen ab.

Derzeit ist es hier in der Region über Gebühr windig. Auch PAROYA, die uns schon etwas weiter voraus sind, berichteten uns von einem gekenterten Katamaran auf ihrer Tour, abtreibenden Yachten und ihren wegen Wind und Wellen durchkreuzten Plänen. Einmal sind sie nichtsahnend von ihrem schönen Landausflug zurückgekehrt und entdeckten ihr Boot etwas weiter draussen. Es trieb Richtung offene See samt 13jährigem Sohnematz, der davon nix mitbekommen hat. Eine andere Yacht hatte ihren Anker gelichtet und deren dabei mit herausgerissen. Mit ihrem Schlauchboot und Vollgas konnten sie es aber wieder einholen. Auch ein Erlebnis.

Zurück zu uns! Der Wind nahm dann doch ab und somit stand unserer Weiterfahrt gen Norden, nach Les Saints nichts mehr im Wege. Es waren ja nur 18 Seemeilen, die wir in ca. 4 Stunden bewältigt hatten. Eine hübsche Inselgruppe unterhalb von Guadeloupe empfing uns wohlwollend. Das die in diesen windigen Zeiten sehr begehrten Moorings vor dem Städtchen auf der Hauptinsel alle besetzt waren, scherte uns nicht weiter. So drehten wir eine Ehrenrunde durchs Mooringfeld und fuhren wieder ein Stückchen zurück und ankerten in einer anderen hübschen kleinen Bucht. Klein ist das Stichwort und schon ziemlich belegt mit anderen Seglern. Aber da drängelten wir uns irgendwie auch noch mit rein. Irgendwann in der Nacht, mein Schlaf war schon wieder etwas unruhig, nahm ich wieder starke Böen wahr. Christoph wurde auch mitten aus tieferem Schlaf geholt, hatte er doch den Gedanken, oh schade, ich muss meinen Traum jetzt unterbrechen. Wir setzten uns erstmal schlaftrunken im Dunklen in die Plicht und peilten die Lage. Links und rechts von uns fingen jeweils ein Boot an zu treiben, was zu geschäftigem Treiben bei unseren Nachbarn führte. Irgendwie kamen auch wir unserem Hintermann kaum merklich ein Stückchen näher....jetzt hiess es erstmal, die Nerven bewahren. Als wir dann doch auf ca. 5 Meter dran waren, musste schnell gehandelt werden. Also wieder Motor an und Anker hoch, hoffen, dass die Kinder vom Motor und Kettengerassel nicht wach werden und zu allem peitschte uns auch noch ein Regenschauer nass. Zum Glück waren kurz darauf mit der dicken Regenwolke auch die Böen wieder verschwunden, die Morgendämmerung brach durch und es kehrte Ruhe ein. So konnten wir zum gemütlichen Aufwachen mit den Kindern nochmal in die Kojen kriechen.
Allerdings war das dann doch noch nicht alles an Aufregung. Bevor wir überhaupt an ein gemütliches Frühstück denken konnten, stellte der Käptn fest: Die Toilette ist mal wieder verstopft! Und somit hatte er mal wieder alle Hände voll zu tun, was der guten Laune verständlicherweise sehr abträglich war. Ich verzichte jetzt auf Details, die Quintessenz aber ist, da gehört kein Fitzelchen Klopapier mehr rein.
Als ich mich mit den Kindern an Land begeben wollte, um dem Sanitärmeister Platz zum Arbeiten zu schaffen, stellte ich fest, dass das lose Ende der Festmacherleine vom Schlauchboot völlig stramm unter unserem Rumpf Richtung Schraube verschwand. Was ein neuer Schreck. Und wieder einmal Glück. Sie hatte sich nur um die Welle vor der Schraube gewickelt, höchstwahrscheinlich bei unserem letzten Not-Anker-Manöver, war aber auch leicht wieder zu lösen. Halleluja – noch mal gut gegangen! Wie so oft das Motto in unseren letzten Tagen...

47. Martinique: Anse Mitan - Fort de France – Airport Lamentin – St. Pierre – Domenica: Roseau - Portsmouth
Familien-Intermezzo und Schweinsnasen-Suppe„

Als erstes mal ein kleines Rätsel. Welcher berüch...äh berühmte Mann sagte folgende Worte: „Schönheit ist nicht alles. Ich besteche durch Intelligenz und Führungsstil.“???

Jetzt wieder zu unseren Erlebnissen der letzten Wochen.
Wir erinnerten uns ob einer tief im Boot vergrabenen fest verklebten Holzkiste, die wir zum Abschied von Christophs Freund Hopkins mit den Worten, sie möglichst spät auf unserer Reise zu öffnen und meisselten sie auf. Zum Vorschein unter den Sägespänen kamen Vollkornbrot, Rum, ein Yacht-Elektrik-Buch und viele bunte Smarties. Dankeschön!

Für die Empfangnahme unseres ersehnten Besuchs, Christophs Mama Birgit und Gerd, begaben wir uns mit MULINE ganz nahe zum Flughafen Martiniques, in dessen Nähe wir ja schon die letzten Wochen „herumgelungert“ haben. Heisst, wir ankerten als einzige in einer Mangroven-Bucht nahe der Landebahn. Es war ein bisschen wie Weihnachten, als Birgit & Gerd dann abends ihre Extra-Reisetasche mit den Mitbringseln auspackten. Von hier nicht zu bekommenden Lebensmitteln, Spielzeug für die Lütten über Ersatzteile fürs Boot war alles dabei. Sogar auch schon Geschenke für kommende Jubiläen. Wir räumten ein wenig um, der Besuch bekam natürlich die Doppelkabine im Vorschiff.
Am nächsten Tag starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück nach St. Pierre, im Norden Martiniques. Übrigens hat unser bordeigener Bäckermeister, seit wir auf Martinique sind, nicht mehr viel zu tun. Man kann hier fast überall herrliches Brot und Baguette kaufen.

Die folgenden Tage waren sehr wechselhaft. Da waren Gerds Unpässlichkeit am dritten Tag, vollumfängliche Seekrankheit von 50% der Crew

bei der wilden Überfahrt nach Domenica tags darauf, eine ganztägige engagierte Bordtoilettenreparatur durch den Käptn und Gerd, schöne
Schwertfisch vorher
Schwertfisch nachher
Ankerplätze mit Badevergnügen und kleinen Landausflügen, bilderbuchmässige Sonnenuntergänge, Regenbögen an jeder Ecke und recht häufige Regenschauer, wie sie hier gerade recht üblich sind, ein Inseltrip mit eigens gemietetem Busfahrer über Domenica, und Lobstergrillen an Bord am Abschiedsabend. Die Tage vergingen im Flug. Ein kleiner Blog-Beitrag von Gerd wird noch eingestellt. Hier sei noch zu erwähnen, dass Christoph eine lokale Spezialität, Schweinsnase probiert und genossen hat. Gekocht, in einer Suppe. In den Kühlregalen der Läden stehen oft grosse Eimer mit eingelegten Schweinsnasen und -schwänzen. Mmhmmm...

Leider fuhr die Fähre Sonntags (Rückflugtag von Birgit und Gerd) nicht von Domenica nach Martinique, so dass sie uns schon einen Tag eher wieder verlassen mussten. Um uns nicht dem Abschiedsblues zu ergeben, machten wir uns auch wieder auf die Reise und fuhren nochmal dicht mit gesetzten Segeln am Fähranleger vorbei (sollte doch gut aussehen auf den ablandigen Fotos), winkten und segelten weiter, in den Norden Domenicas, nach Portsmouth. Wir sind dann doch wieder auf Motor umgestiegen, um unsere Batterie wieder ein wenig aufzuladen. Hatten wir doch die letzten Tage wie die Weltmeister den Wassermacher laufen lassen, um unseren Besuch ausreichend Süsswasser zur Verfügung stellen zu können. Emil quiekte ausserdem neuerdings angstvoll bei jeder Krängung und bat ums Motoren. Wahrscheinlich steckte ihm der letzte Törn von Martinique nach Domenica noch in den Knochen.