Donnerstag, 24. Juli 2014

22. Ile d`Oussant (FRA) – Brest (FRA)

Feuerwerk zum Fussball-Weltmeister?“

Auf der Ile d`Oussant sind wir am nächsten Tag mit Fahrrädern über die Insel gegurkt, bei Nieselregen und Bewölkung. Die Insel hatte trotzdem ihren Charme. Am späten Nachmittag sind wir dann weitergesegelt, nach Camaret und von dort am nächsten Tag weiter - ein Katzensprung nach Brest.

In Brest – unserem Absprungort für die Biskaya lagen wir eine ganze Woche. Haben allerdings einmal den Hafen gewechselt. Der erste war näher an der City.

Dort haben wir auch auf einer Riesenleinwand zusammen mit vielen anderen Menschen das Fussball-WM-Finale geschaut. Um Mitternacht gab es dann beim Hafen ein schönes Feuerwerk. Ich staunte, dass die Franzosen unseren WM-Titel feiern. Am nächsten Tag, als ich die Hafenmeisterin nach dem nächsten Bäcker fragte, meinte sie, wäre alles zu – ist ein Feiertag. Alles klar, der französische Nationalfeiertag. Deshalb auch die vielen Menschen und das Feuerwerk.
Nach ein paar Tagen zogen wir um, einmal quasi um die Ecke. Da lagen wir dann gemütlich noch ein paar Tage, ein Strand war in der Nähe. Wir erledigten zwei Grosseinkäufe mit der Sackkarre im nahegelegenen Supermarkt (ca. 2km) und angelten viel und erfolgreich. Wir suchten Kontakt zu einer Gruppe
Einheimischer, die ein paar Meter neben unserem Boot am Steg eine Dorade nach der anderen rausfischten. Nachdem wir uns die Technik abgeschaut und ein paar Köder geschenkt bekamen, hatten wir auch Erfolg. Es reichte sogar, um Dietmar von der Summer zum Mittag miteinzuladen, der seine Dorade und einen Aal beisteuerte.
Und es gab einen kleinen (Torda-?) Pinguin, den wir immer mal im Hafen sichteten.
Überhaupt sammelten sich in der zweiten Marina so nach und nach ein paar deutsche Boote an. Eine schöne Gemeinschaft. Und nebenan war ein grosses Wassersportzentrum und es schien, dass Segeln, Surfen und Kanufahren zum Schulunterricht in Frankreich gehören, da grosse Gruppen an Kindern auf dem Wasser unterwegs waren. Ist uns schon in der ganzen Bretagne aufgefallen. Jetzt ist mir auch klar, warum unsere Freundin Pascaline (eben von dort) so wassersportlich ist.
Nach einer Woche beschlossen wir, die Biskaya in den Angriff zu nehmen. Nach Christophs Wetterbeobachtung ein günstiger Zeitpunkt. Wir sprachen nochmal mit einem einheimischen Skipper. Unsere Vorhersage war, Wind aus günstigen Richtungen, aber vielleicht ein wenig schwach. Aber lieber so und zur Not motoren, als zuviel Wind. Die Biskaya hat da ja so einige Geschichten auf Lager. Meine Vorstellungen, dass sich in Brest schnell eine Gruppe von Gleichgesinnten finden würde für die Biskaya-Überquerung hat sich so nicht erfüllt.

Die Kinder hören übrigens oft und gern das Hörspiel „Der kleine Drache Kokosnuss“ an Bord. Und schmökern in ihren vielen kleinen bunten liebevoll illustrierten Pixie-Büchern. Mit der Hand-Reibe haben wir schon die ein oder andere Schüssel mit leckerem Apfel-Möhren-Salat gefüllt. Und das köstliche selbsthergestellte Olivenöl ist natürlich schon längst alle. Die Ikea-Wäschespinne ist eine super praktische Erfindung. Die Holzkiste zum Öffnen zu einem späteren Zeitpunkt wartet noch brav in einer Ecke im Salon. Um nur ein paar von den schönen Geschenken von Freunden und Familie zum Abschied zu erwähnen.

Haben übrigens nochmal von „unserem“ Delfin gehört. Der ist in der Gegend schon bekannt. Ein Skipper erzählte uns, bei ihnen hätte er sich nachts um drei am Boot geschubbert und laut geplatscht, so dass die Besatzung dachte, da ist ein Mann über Bord gegangen.


23. Brest (FRA) – La Coruña (ESP)
Die berühmt-berüchtigte Biskaya“

66 Stunden brauchten wir, um die Biskaya zu überqueren. Den ersten Tag hatten wir guten entspannten Wind zum Segeln. Am zweiten wurde er schwächer, so dass wir dann die Nacht durchmotoren mussten. Und am dritten frischte er so weit auf, dass wir alles gerefft haben, was ging. Und hofften, dass er nicht noch stärker wird (mein einzig negativer Gedanke). Die Wellen waren schon recht hoch und kamen von schräg hinten, so dass die Muline wieder ordentlich durchgeschüttelt wurde.






Ansonsten wurden wir öfter von einer Gruppe kleiner Delfine begleitet (wir sahen übrigens viel mehr Delfine als andere Segelboote), die lustig in Zweier-und Dreier-Formationen aus dem Wasser sprangen, flink durchs Wasser glitten und behende unter unserem Boot durchtauchten. Sehr gut zu beobachten in dem klaren blauen Wasser. Eine schöne Abwechslung.

Unser Wachsystem – Christoph 21-24, ich 0-3 und Max 3-6 stellte sich als ganz praktikabel heraus.
Als ich alleine in der Plicht sass, war es ringsum düster wie im Bärenpo, obwohl tausend Sternlein prangten und ein wenig Plankton im Fahrwasser fluoreszierte. Das Wasser rauschte und unsere zuverlässige Windsteueranlage knarzte vor sich hin. Ab und zu musste ich den Kurs überprüfen und meine Äuglein anstrengen, um andere Boote im Dunkeln zu entdecken auf eventuellen Kollisionskurs abzuschätzen. Und natürlich unsere Daten alle Stunde ins Logbuch eintragen. Die drei Stunden gingen schnell vorbei und ich konnte mich wieder in die Koje kuscheln.

Wir stellten fest, dass das Schönste am Segeln doch immer wieder das Ankommen ist. Meine Müdigkeit war verschwunden, als wir um drei Uhr nachts in die hellerleuchtete Bucht von La Coruña einliefen.
Und waren auch sehr froh und auch ein wenig stolz, dass wir so gut durch die Biskaya gekommen sind.

Sonntag, 13. Juli 2014

19. Cherbourgh (FRA) – Alderney (Kanalinseln) – Guernsey St. Peter Port (Kanalinseln)

Nach drei Tagen in Cherbourgh war Christophs Geduldsfaden dann doch kurz vor gerissen und so machten wir uns wieder auf den Weg.
Ein schönes Kontrastprogramm mal wieder – Cherbourgh Volksfest in moderner Marina mit Verkaufsständen, Liege-Spielwiese, Lautsprechermusik und Hüpfburg und Alderney, die erste auf dem Weg liegende britische Kanalinsel - eine kleine ruhige Insel mit grüner Natur. Dort gab es keine Marina. Wir haben uns schon belesen, dass man dort an einer Muringtonne in einer geschützten Bucht festmachen kann. Fand ich sehr spannend. Mal wieder etwas Neues. Nix mit „Beine über die Reling schwingen und an Land stehen“.
Jetzt ist wieder Benzin drin.


Gleich nach der Ankunft hiess es, das erste Mal das Schlauchboot aufpusten und ins Wasser lassen, damit wir auch an Land kommen. (Na gut, im Garten von Christophs Eltern wurde es schon einmal probe-aufgebaut, aber natürlich noch nicht benutzt). Wie es kommen muss, der Motor sprang nicht an. Enttäuschung. Aber die Ursache war schnell gefunden, kein Benzin mehr drin. Muss wohl unterwegs verloren gegangen sein. (Wie, da hatten wir keine Idee.) Also nahmen Christoph, Max und Emil ein Wassertaxi und besorgten einen Kanister Treibstoff, während Tilda und ich an Bord blieben.
Mit meiner Bade-Sehnsucht, die sich in Cherbourgh stark aufgebaut hatte (sehr heiß und sonnig), wurde es erstmal nichts, weil Alderney uns grau und regnerisch empfing und auch den nächsten Tag wurde es nicht besser.
Am dritten Tag bin ich morgens alleine ins Schlauchboot gestiegen und zum Steg gefahren, den Berg hoch in das kleine Städtchen gewandert, um Brötchen fürs Crew-Frühstück zu besorgen – aber es war ein Sonntag und dementsprechend Totentanz und geschlossene Läden.
Alderney
Nach dem Frühstück machte ich mich nochmal auf den Weg an Land, zusammen mit Emil (Christoph und Tilda brauchten Ruhe für ihr verfrühtes Mittagsschläfchen). Waren schön am Strand, Sandburg bauen und kleine Schätze (Steine, Muscheln, Federn und Stöckchen) sammeln.
Erst am Abreisetag zeigte sich nachmittags die Sonne und blauer Himmel. Sogleich sah die Bucht aus, wie im Prospekt. Türkises klares Wasser und eine grüne Insel. Aber es herrschte ein kühler, stetig zunehmender Wind. Der Christoph ein wenig Kopfzerbrechen bereitete, ob unserer Weitersegel-Pläne. Um die Insel herum gibt es starke Strömungen, den Swinge und den Race.
Laut Auskunft des Hafenmeisters sollte aber für uns 16:25 Uhr die beste Zeit zum Ablegen und Guernsey Ansteuern sein, da dann der Strom mit uns ist und auch später der Wind auf NW drehen sollte.
So bereiteten wir alles vor, verstauten das aufgepustete Schlauchboot auf dem Vorschiff (gerade so eingepasst) und starteten.

El Capitano
Die Segeletappe war wieder ohne besondere Vorkommnisse.
St Peter Port - Guernsey


Finde Muline!
St. Peter Port auf Guernsey empfing uns im Abendlicht, eine tolle Kulisse – ein Städtchen in der Bucht direkt an der Marina an einen Hang geschmiegt mit vielen alten Häusern, Steintreppen und Unmengen an Blumen geschmückt. Schnell das Abendbrot eingenommen, die Kinder zu Bett gebracht und Max als Aufpasser eingeteilt – dann bin ich mit Christoph noch kurz durch die engen steilen Gassen flaniert und wir haben ein kühles Bier in einem Pub getrunken. Der nächste Tag war ein Hafentag mit Wäsche waschen, ein wenig Lebensmittel einkaufen und herumspazieren.


20. Guernsey St. Peter Port (Kanalinseln) – Roscoff (FRA) – L'Aber Wrac'h (FRA)
Frühaufsteher“

Jetzt sind wir in der Bretagne.

Heut morgen sind wir im Konvoi mit ein paar Norwegern und unseren deutschen Nachbarn losgesegelt. Es hat sich im Hafen in St. Peter Port herumgesprochen, dass viele die günstige Strömung nutzen und um 6 Uhr starten wollten. Da wir im Päckchen lagen zu dritt und sowieso mit aufstehen mussten, um die anderen „rauszulassen“, entschieden wir, wir segeln auch so früh los. Nächste Chance wäre auch erst wieder 12 Stunden später gewesen.

Etwas verknittert und verschlafen standen Christoph, Max und ich an Deck und starteten in den Tag, während die Kinder trotz Aufbruchslärm und Motor noch schliefen.

Ohne Probleme erreichten wir die französische Küste.
In Roscoff, einer neu gebauten Marina, liehen wir uns am nächsten Tag (ein Hafentag) Fahrräder aus. Emil sass im Kindersitz bei Max mit drauf, Tilda bei Christoph und ich hatte einen Kinderanhänger für unsere Einkäufe. Nach der Verproviantierung und Mittagessen an Bord (es gab frisch gekauften Lachs mit frisch gepflücktem Fenchel aus Alderney) fuhren wir zu einem kleinen Strand im Ort. Die Kinder badeten und tollten im Sand herum. Uns war der Wind noch ein wenig zu kühl und unser Motto: „Warum jetzt abquälen, wir kommen noch in warme Gewässer.“



Der Gezeitenströmung geschuldet sind wir am nächsten Tag wieder früh los (um 7 Uhr), wie gehabt - wir verschlafen an Deck, die Kinder noch schlummernd in ihrer Koje.
Kaum nach der Ausfahrt aus dem geschützten Bereich kamen uns grosse Wellen entgegen, die Muline aber souverän abgesurft hat und Max und Emil kurzzeitig ausser Gefecht gesetzt haben. Mussten leider wieder viel motoren, um den Kurs zu halten, da der Wind nicht so richtig von West (unser Kurs) auf Nordwest drehen wollte, wie eigentlich angesagt.

Stromausfall“
Im nächsten Hafen – L'Aber Wrac'h, war Abends plötzlich Stromausfall, nichts ging mehr. Ein Glück, dass wir nicht gerade auf See waren.
Tags darauf entdeckten wir ein Wackelkontakt am Hauptschalter.
Dietmar von der „Summer“ kam uns besuchen und wollte technische Hilfestellung für unser Pactor-Modem geben. Wir sind jetzt neu in einer Funkrunde (jeden Tag 10:15 Uhr piepst jetzt Christophs Handy als Reminder) und haben so die Möglichkeit, neue Kontakte zu anderen Crews zu bekommen und uns auszutauschen.


21. L'Aber Wrac'h (FRA) – Ile d'Quessant - Baie du Stiff (FRA)
Kampf mit Flipper“

Da wir das Stromproblem insoweit schon gelöst haben, dass wir wissen, wo der Fehler liegt, sind wir doch noch nachmittags gestartet, zu einer ca. 19 Seemeilen entfernten Insel, die uns Pascaline, eine bretonische Freundin aus der Schweiz empfohlen hatte.
Unterwegs nahm der Wind ab und wir motorten mal wieder. Es war so ruhig, dass Christoph schon vorn an Deck mit Max und Emil das Schlauchboot klarmachte. Wir wussten schon, dass wir hier in der Bucht an einer Muringtonne festmachen müssen, und somit wieder das Beiboot zum Einsatz kommen würde.
Wir fuhren rein in die schöne Bucht und als das Anlegemanöver schon im vollen Gange war, tauchte auf einmal ein Delfin unter unserem Boot durch. Ich war so aufgeregt und freute mich, dass ich erstmal ordentlich abgelenkt war, sehr zum Verdruss des Skippers.
Trotzdem erwischten wir mit dem Bootshaken die Muringtonne, die wir uns ausgesucht hatten, gut. Nun musste unsere Festmacherleine durch die Öse gezogen werden. Das fand Flipper so toll, dass er anfing, wie wild mit der Muringtonne wie mit einem Ball zu spielen und immer aus dem Wasser sprang und uns mit Wasser bespritzte. Ein tolles Spektakel. Ich war äusserst erheitert, während Christoph recht genervt war und versuchte, die Leine durchzufädeln. Drei Mal schlug Flipper Christoph bei seinen Sprungmanövern die Leine aus der Hand. Wirklich, urkomische Situation. Christoph absolut nicht amüsiert, seiner Aussage nach „quaddernass“ und seinen Bootshaken in Gefahr sehend. Max und ich voller Freude. Und für die Kinder war es auch ein super Schauspiel. Als wir dann bei einem zweiten Anlauf festgemacht haben, schwamm der Delfin ganz ruhig direkt neben unserem Boot und hob für eine Weile seinen Kopf schräg aus dem Wasser und taxierte uns. Emil „hat sogar sein Loch auf dem Kopf gesehen, was er auf und zu gemacht hat“. Christoph meinte, er hat sich nochmal „die Neuen angeschaut, die keinen Spass verstehen.“ Und dann ist er leider davongeschwommen.







Max machte eine skeptische Bemerkung zum Schlauchboot, ob das jetzt eine gute Idee wäre, damit loszufahren. Hatten wir nicht mehr vor, es war schon abends, nur noch ein paar Knobi-Brote mit Käse überbacken und frisches Brot mit Guakarmole auf den Tisch und dann den Tag ausklingen lassen.
Christophs Gute-Nacht-Geschichte hatte von Emil folgende Vorgaben: „von Kamola (er hat jetzt Guakarmole als sehr schmackhaft entdeckt), der war ein Schlafsack, ein kleiner, der laufen konnte. Ein alter.“ - Christoph machte tatsächlich ein Einschlaf-Geschichtchen draus.
Später schwang sich Max, animiert vom Skipper doch nochmal kurz nach Sonnenuntergang ins Schlauchboot, um Fisch zu kaufen. Ich sah nämlich ein Fischerboot den kleinen Hafen ansteuern und so paddelte Max (der Motor war noch nicht installiert), ausgerüstet mit unserem Funkgerät für alle Fälle und ein paar Euro los, um den Fischern ein wenig von ihrem Fang abzukaufen. Und brachte zwei wunderschöne Exemplare mit, die jetzt erstmal im Kühlschrank verstaut wurden und die wir uns morgen zubereiten werden.

Bin gespannt, wie gut wir schlafen werden. Ab und zu klappert das Geschirr in der Küche, da hier ein wenig Schwell ist.

Freitag, 4. Juli 2014

17. Poole (GB) – Portland (GB)



Der Speck muss weg“
Der zweite Segeltag ohne meinen Vater. Ich vermisse ihn und seinen Rat, werde aber die restliche Crew ab sofort so mit Informationen und Buchvorschlägen zum Thema Segeln zuballern (normale Bellestristik ist nun an Bord nicht mehr erlaubt), dass sie bald in seinen Fussstapfen stapfen können.
Eigentlich sollte es heute nach Cherbourgh, da dafür aber der passende Wind ausblieb und wir mit dem Wind aus dem Dieseltank ein bisschen sparen wollen, haben wir kurz nach dem Ablegen umdisponiert und Portland angesteuert. Ein netter Hafen, der 2012 als Austragungsort der Segelolympiade gedient hat. Nach einem längeren Spaziergang mit den Lütten auf der Suche nach dem versprochenen Spielplatz, haben Max und ich zum Abend noch mal die schnellen Schuhe angezogen und sind losgeflitzt. Das tat gut, zum einen sieht man ein bisschen mehr als nur das Hafengelände und die angrenzenden Spielplätze und zum anderen habe ich beim Laufen Spass, was ich aber immer wieder vergesse.

18. Portland (GB) – Cherbourgh (FRA)
Ähhhh, wozu Strömungskarten?“
Bei ca. 5 Windstärken aus Ost legen wir um 9 Uhr ab. Wir machen flotte Fahrt, ca. 7 Knoten über Grund und sind guter Dinge, dass wir die ca. 60 Seemeilen in rund 10 Stunden schaffen werden. Der Strom im Kanal versetzt uns erst einmal Richtung Osten, so dass wir mit halbem Wind Cherbourgh anliegen können. Und hier beginnt der Fehler des Skippers, anstelle Höhe mitzunehmen für den Fall, dass der Strom mal aus einer anderen Richtung kommt (und das passiert im Kanal alle 6 Stunden) freut sich der Düsbattel über die Rauschefahrt. Nach ca. 30 Seemeilen müssen dann die Segel Stück für Stück dichter genommen werden, bis wir plötzlich nicht mehr Cherbourgh anliegen können, weil nun der Strom mit fast 2 Knoten von Ost nach West schiebt.
PANIK. Der Motor geht kurz an, erscheint dann doch nicht als passendes Gegenmittel bei 5 Windstärken von vorn und geht dann wieder aus. Gibt es eine Alternative auf den Kanal Inseln? Der Kartenplotter, der auch restliche Fahrtzeit anhand der aktuellen Geschwindigkeit zum Ziel berechnet, zeigt zur Halbzeit noch mal 8 Stunden bis Cherbourgh an. Nun werden die Strömungskarten rausgeholt und das nächste Hochwasser von Dover bestimmt. Na ja, aus den 10 Stunden wird wohl nix, vielleicht schaffen wir es ja bis zum Dunkelwerden und wenn wir lange genug draußen bleiben kippt ja der Strom auch wieder, das aber erst zum Abend hin. Genauso kommt es. Wir fahren hart am Wind mit ca. 4 Knoten über Grund Richtung französische Küste und erreichen 23:30 Uhr zum Schluss wieder mit kräftiger Unterstützung des Stroms Cherbourgh. Die Kinder schlafen da schon selig. Max hat sich bei seiner ersten Bewährungsprobe bestens gehalten, Katja hat uns trotz heftigem Seegang ein wunderbares Curry kredenzt, nur der Skipper hat ein bisschen gedüst und gelobt aber Besserung.


Katja: Den Kindern haben wir wegen des Seegangs im Salon mit Leesegeln ein gemütliches Schlafplätzchen gebaut. Die Kugelluke habe ich noch mit einem Handtuch zugehängt und so simuliert, dass die Sonne schon untergegangen ist. Den echten Sonnenuntergang konnten wir kurz vorm Ziel bewundern. Als wir unsere Festmacher bei einem anderen deutschen Segler vertäut hatten, war es inzwischen dunkel.

Hier in Cherbourgh, einer französischen Seglerhochburg, war am nächsten Tag eine Regatta. Viele Boote mit vielen Flaggen und Rahmenprogramm am Kai samt Hüpfburg für die Kinder. Wir legten ob der anstrengenden Tour am Tage davor einen schönen Hafentag ein. Und einen zweiten, der allerdings nicht ganz freiwillig. Unser Nachbar warf Bedenken gegen unsere Pläne ein, zu den Kanalinseln weiterzusegeln, da gerade Springzeit ist (Neumond und deswegen höhere Flut) und sich da unangenehme Kabbelwellen bilden würden.
So bleiben wir noch ein Weilchen hier...