Sonntag, 29. Juni 2014

16. Lymington (GB) – Poole (GB)
der neue Steuermann
Jugendliche Crew“

So, jetzt sind wir mit einem neuen Crew-Mitglied unterwegs, Andreas ist abgestiegen, Max hinzugekommen und steht schon am Steuer.
War schon ein komisches Gefühl, als Andreas dann wirklich weg war und wir abgelegt haben. Neu war: wir besprachen vorher ausführlich, heisst, Christoph instruierte uns genau, wie wir das Ablegemanöver gestalten. Hat alles schon mal gut geklappt. Sind ja aber auch Lulli-Bedingungen, kaum Strom oder Wind.
Jetzt mit Max an Bord fühle ich mich wie auf Klassenfahrt ohne Aufsicht (wobei ich Andreas keinerlei Aufsichtsrolle zuschreiben möchte). Auf alles, was wir „alleine“ hinbekommen, bin ich stolz. Ist natürlich Quatsch! Christoph mit seinen graumelierten Schläfen und seiner Erfahrung hält die Fahne hoch.
Im Nachhinein kann ich nochmal behaupten, wir sind froh, dass Andreas sich so lange Zeit genommen und uns die erste Strecke begleitet hat. Es war eine schöne Zeit. Auch wenn das Bordleben von allen etwas Kompromisse abverlangt, so haben wir doch das Beste draus gemacht, denke ich. Wir werden den Brötchenholer, Ruhepol, 1A-Steuermann und Opa vermissen.
Max hat eine ausführliche Einweisung von Christoph erhalten. Bestimmt nicht so einfach, so viel Wissen gehäuft und dann noch nicht einmal in der Muttersprache (seine ist englisch) und dann noch in Segler-deutsch. Ich hab bei der ein oder anderen Sache auch nochmal die Ohren gespitzt, fühle mich aber im grossen und ganzen schon ein wenig erfahren. :)
Letzte Nacht haben wir zu Acht (Uta, Max, Karl und die alte Stammbesatzung) auf dem Boot verbracht, was sehr gut ging. Je ein Kind mit Christoph und mir in den Hundekojen, die Jungs im Vorschiff und Uta und Andreas im Salon. Abends gabs überbackene Stullen, Salat, Wasser, Bier und Rotwein.

@Uta: Max trägt seine Schwimmweste vorschriftsgemäss und der gelbe Sender ist auch schon dran, er macht immer den Abwasch und wir passen auf, dass er um Acht in der Koje liegt. Und, keine Weibergeschichten natürlich! :)))

Freitag, 27. Juni 2014

14.
Katja: Sind nochmal schnell zum Strand nach dem Anlegen – wir sehen zu, dass die Lütten immer noch ein wenig „Auslauf“ bekommen (und sie spazieren immer auch selig und glücklich los). Der Weg führte über die Schleusenanlagen, durch die wir reingefahren sind. Ein Strand nicht sandig, sondern mit grossen braunen Kieselsteinen.

Christoph erzählt den Kindern viele selbstausgedachte Geschichten zum Einschlafen – ich staune über seine blühende Fantasie und die Kinder lieben's.
Gestern gab's „Tundi, der schreckliche Pirat“, mit den Eckdaten von Emil (heisst, er denkt sich die handelnde Person und evtl. ein Objekt aus). Oft gibt’s auch was von Kalli (vom Sandmännchen), der immer träumt, dass er sich in was Bestimmtes verwandelt (das gibt Emil auch immer vor) … und wenn gerade nötig, baut Christoph nauch noch eine erzieherischen Hintergrund mit ein.


15. Shoreham (GB) – Cowes (GB Isle of Wight) – Lymington (GB)
Bildschöne englische Küstenstädtchen“

Tilda und Emil sind zeitweilig sehr unausgeglichen – ich denke oft drüber nach, woran das liegen mag. Wahrscheinlich ist es das späte Zubettgehen, denn seit zwei Tagen, wo wir es wieder ein wenig eher geschafft haben, ist es besser geworden. Sie sind wieder fast ausschliesslich liebenswert.

Sitzen grad im Stadthafen von Lymington auf unserer Muline und lassen die friedliche Abendstimmung auf uns wirken. Am Kai werden grad Tische aufgebaut für eine grosse Grillrunde, Christoph schaukelt sanft mit seinem Kindle in der Hängematte, die er grad zwischen Vorsegel und Mast befestigt hat, Tilda bekritzelt mein Reisetagebuch, Andreas sinniert und schaut sich das Treiben ringsherum an, der Hafenmeister schippert grad vorbei, die Liegegebühren zu kassieren, Emil spaziert übers Deck.
Morgen ist Crew-Wechsel. Andreas steigt ab und Max, der Cousin von Emil & Tilda wird von Uta (Christophs Schwester) und Karl (der andere Sohn) morgen spätnachmittag gebracht. Eine Nacht werden wir alle Acht hier auf dem Boot wohnen.

Gestern und vorgestern waren wir in Cowes auf der Isle of Wight. Auch ein Kleinod von Städtchen mit sehr gemütlichen und stilvoll gestalteten kleinen Restaurants und Pubs.
Bei der Ansteuerung der Insel fiel mir auf, wie grün diese ist. Lauter Bäume. Da wurde mir erstmal bewusst, dass wir so viel Grün länger nicht mehr gesehen haben und dass Wald die nächste Zeit wohl nicht mehr so die Rolle spielen wird.
Der Solent, der zwischen der Insel und der Südküste Englands liegt, ist laut Reiseführer das beliebteste Segelrevier der Briten. Dementsprechend viele Segelboote und Yachthäfen sind hier auch und die Stadt ist voll auf Segler ausgerichtet. Wir haben uns eine kleinere Marina ausgesucht. 
Das Fussball-Spiel Dtl.-USA konnten wir uns im Pub der Marina, der gemütlich war wie ein grosses Wohnzimmer, anschauen. Da die Bar noch nicht geöffnet hatte, flitzte Christoph schnell los und holte ein paar angemessene Getränke. Und die Kinder konnten nach Herzenslust toben, da wir die einzigen Gäste waren.


Die Kinder sind jetzt stolze Besitzer und Benutzer zweier kleiner Kescher – Farbe durften sie sich beide aussuchen. Also haben wir jetzt zwei in Pink an Deck. Damit haben wir schon am Steg ein paar kleine Garnelen gefangen. Aber zu klein bzw. zu wenige, um den Herd anzuschmeissen.

Haben gestern abend mal eine Aufstellung der Finanzen gemacht – jetzt wissen wir, was wir pro Tag ausgeben können/dürfen, um nicht in die Bredouille zu kommen. Wir hoffen, das ist realistisch. Also kein Bier mehr, kein Essen gehen, keine Shopping-Touren für Katja, keine Bootsreparaturen und teuren Marinas. :)

Donnerstag, 26. Juni 2014


11. 
Nun melde ich mich einmal zu Wort.
Als Christoph mir von seinen und Katjas Plänen erzählte, war ich nicht sehr begeistert. Aber sie hätten - zwar zu meiner Zeit nicht realisierbar – auch von mir sein können. Dass Eltern sich aber bei so einem Abenteuer (gleich Gefahren) Sorgen machen, ist sicherlich verständlich.
Christophs Angebot, solange wie möglich mit ihnen zu segeln, war verlockend aber auch mit einigen Bedenken verbunden. Würde ich, der seit vielen Jahren allein lebt, es mit einer jungen Familie mit zwei kleinen Kindern auf engstem Raum lange aushalten? Der Kompromiss war: vier Wochen, maximal fünf Wochen, bis irgendwo an der Küste Südenglands, nicht länger.
Hier soll mich Max, mein fast 18-jähriger ältester Enkelsohn, aus Wales, der gerade sein Abitur gemacht hat, ablösen.
Die bisherige Fahrt klappte ohne grössere Komplikationen problemlos. Natürlich nerven mich die Kinder gelegentlich, wenn sie schreien und das nicht selten, wenn sie ihren Willen nicht bekommen oder müde sind und trotzdem nicht schlafen gehen wollen. Ihr Gejuchse beim Spielen entschädigt dann wieder. Ausserdem gibt es tagsüber Ruhe- und Entspannungsphasen für die Eltern und mich. Christoph hat noch keine Lockerheit gefunden. Sein Ton Katja und mir gegenüber ist bei den Anlegemanövern manchmal schroff, seiner Angespanntheit und Konzentration geschuldet. Es hat sich aber während der bisherigen Fahrt schon gebessert. Er ist eben der Skipper und trägt die Verantwortung. Katja ist eine gelehrige Segelschülerin, bei den Anlegemanövern aber aufgeregt und auf das Wort des Skippers angewiesen. Es wird schon werden.
Meine Reise wird am 28.06. beendet sein. Uta hat den Rückflug von Bristol nach Berlin für den 29.06. bereits gebucht.
Ich wünsche dem Paar mit ihren Kindern und allen zukünftigen, zeitweiligen Mitseglern immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel, Mast- und Schotbruch, viele unvergessliche Erlebnisse und dass alle heil und gesund wieder zurückkommen.


12. Nieuwpoort (Belgien) - Dunkerque (FRA) – Boulogne (FRA)
Die Lage ist stabil“

Oostende 
Vor Oostende bis nach Nieuwpoort nur ein Katzensprung zu unserem Yanmar-Service-Vertreter des Vertrauens, der eine Fehlermeldung (Wassereinbruch in der Saildrivedichtung), die es gar nicht geben sollte, wegen Ermangelung eines Saildrives, abschalten sollte. Das Problem war ein durchgescheuertes Kabel. In dem Zusammenhang wurde mir aber gleich noch ein dringend erforderliches Seewasseransaugentlüftungsventil aufgeschwatzt. In meinem blinden Vertrauen zum Servicehändler sicher eine essenzielle Verbesserung unseres Viertakters. Ansonsten neben der 1:4 oder :5 Klatsche der Schweiz gegen Frankreich und einem aus dem Hafenbecken gezogenen Lieferwagen mit Tatütata und allem Brimborium ohne nennenswerte Vorkommnisse.
Am nächsten Tag sollte es nach Calais gehen mit 4 Windstärken nahezu von vorn. Um unseren Dieselverbrauch zu schonen, zumal für den nächsten Tag entspannter Rückenwind angesagt war, disponierten wir kurzfristig um und zuckelten nach Dunkerque. 

Christoph hatte sich zum Träumen, wie ich annehme ;) nach vorn zum Bug verzogen. Das einsame Glück dauerte nicht lange, da wollte Emil auch hin. Also hab ich ihn fix angeleint und nach vorn geschickt. So sassen die beiden Jungs und träumten zusammen. Und entdeckten einen Seehund, der in einiger Entfernung seinen Kopf aus dem Wasser streckte.
Dunkerque
Im Hafen von Dunkerque kletterte Emil über die Badeleiter bis zur Hüfte ins ca. 15 Grad kalte Wasser (nackt mit Schwimmweste!) und war glücklich, mit seinen Beinen rumspaddeln zu können. Matilda wurde immer an den Armen festgehalten und vom Steg eingetaucht wie ein Teebeutel. Beide hatten Spass. Wir angelten mit Zwieback-Kaffeesahne-Köder (darauf waren in meiner Kindheit die Fische immer ganz scharf) und Pose, aber ohne Erfolg.

Der nächste angesteuerte Hafen in Frankreich, gleich hinter Calais war Boulogne, ca. 47 nm entfernt. Schon wieder eine schöne Stadtansicht vom Wasser aus mit breitem Sandstrand direkt neben der Mole, der in mir den Wunsch erweckte, gleich nach dem Anlegen (zackizacki – sonst nicht so mein Motto), mit den Kindern zum Baden zu gehen. Leider war es doch von der Marina ein ca. 2-3 km langer Fussmarsch (wir ohne jegliches Gefährt für die Kinder) und schon wieder so spät. Wir wagten es dennoch (weil ich keine Ruhe gab).
Guten Mogen!
Auf halber Strecke entdeckten wir einen letzten noch geöffneten Fischstand und „erbeuteten“ 4 Seezungen (?). Schnelle Planänderung: zurück zum Boot und Fisch in die Pfanne.
Derweil ich in der Pantry mit 3 Pfannen (eine für Gemüse, eine für Kart., eine für Fisch) auf 1,5 Flammen hantierte (der zweite Kocher vom Herd ist nur noch bedingt funktionsfähig), hielt Christoph ein Schwätzchen mit dem Nachbarn, einem Angler, der hinter uns festgemacht hat. Und der war so nett, den Kindern, die am Steg mit dem Kescher spielten, einen Teil seines Fangs in selbigen zu tun. Ausgenommen und küchenfertig. Also noch eine 4. Pfanne befüllt mit Makrelen und Mini-Schollen. So ein köstliches Abendbrot! Christoph war besonders angetan von den Makrelen (gebraten in Öl/Butter mit etwas Mehl, Pfeffer, Salz und Zitrone).
Fussbad in der Nordsee - 16 Grad
 
 
13. Boulogne (FRA) – Eastbourne (ENG) - Shoreham
Einmal schnell rüber und am liebsten wieder zurück“

Ich hab abgelegt. (Katja)
Christoph: Ja und dann hat meine Geliebte noch einen Hornfisch gefangen, der fast für uns alle fünf gereicht hätte. Ansonsten hatten wir mal wieder Glück mit dem Wetter, Sonnenschein und 2-3 Windstärken von hinten. Übrigens, Martin der Tag ging schon gut los, dank Deiner länderspezifischen Mucken, die wir uns regelmässig zu Gemüte führen :-)
Ansonsten wenig Aufregung bei der Kanaldurchquerung. In Eastbourne noch schnell durch die Schleuse und vor uns tat sich ein Hafengelände auf mit dem Charme einer Plattenbausiedlung im Stiel vom Golden Löwen in Stralsund (Widerspruch wird laut: Mein Vater meint: „So schlimm war es nicht“ und Katja fällt nur „Retorte“ zum Hafen ein). Wie auch immer, Eastbourne ist wahrscheinlich nicht der attraktivste Hafen an der südenglischen Küste.
Schleuse Shoreham
Nachdem ich den Hafenmeister nach einer Empfehlung für einen Hafen Richtung Westen gefragt haben und er mir den Schwesternhafen in Brighton wärmstens ans Herz gelegt hat, entschlossen wir uns am nächsten Tag für Shoreham einen kleinen Fischerhafen gleich hinter einem Industriekomplex, der auf den ersten Blick wie ein Atomkraftwerk aussah. Das krasse Gegenteil zu Eastbourn, auf dem Nachbarboot, der Besitzer ist vermutlich verstorben, wuchsen schon Flechten und Gräser.














Freitag, 20. Juni 2014

Hornfisch am Haken
Hornfisch in Pfanne
 











6. Brunsbüttel – Cuxhaven
"Nordsee - wir kommen!"

Nach einem Tip von einem Eingeborenen: „Jojo fahrt man so gegen 11 Uhr los, dann schiebt euch die Flut nach Cuxhaven." (und wirklich fast 4 Knoten von hinten) hatten wir noch ein entspanntes Frühstück in Brunsbüttel und sind dann gegen 11:30 Uhr los in die Schleuse. Oh Gott, so viele Boote, kann man in der Schleuse auch im Päckchen liegen, müssen wir noch mal bezahlen, …? Ein paar offene Fragen, die meinen Puls noch mal nach oben treiben. Aber dann geht alles gut.
Fertig mit der Ostsee (ca. 13 °C) - ab auf die Nordsee (ca. 16 °C). Die empfängt uns mit Sonnenschein und Wind von hinten.
3 Stunden später sind wir in Cuxhaven. Hier legen wir einen Hafentag ein. Der erste Service vom neuen Motor ist fällig, die Reffleisten vom Grosssegel müssen überarbeitet werden, die neue UKW- Antenne muss in den Mast und das Allerschlimmste, das Bier ist alle und neues muss besorgt werden.


7. Cuxhaven - Helgoland
"Butterfahrt"




Alles erledigt, nach einem Hafentag in Cuxhaven fahren wir mit auslaufendem Wasser mit Motor und 3 Windstärken von vorn Richtung Helgoland.

6 Motorstunden später kommen wir da an, eine schöne Insel, ähnlich wie Hiddensee, bloss teurer. Hier gibt’s unzählige Dutyfree-Shops und 1 Liter Diesel für 1 Euro.Nur gut das wir in Cuxhaven 106 Liter getankt haben :-(
Es wimmelt von Monteure, die ganze Hotel für die nächsten 10 Jahre ausgebucht haben, nur um meiner Branche mit Windenergie das Wasser abzugraben. Die machen wirklich ernst.
Wir bleiben dann noch zwei Tage da, einen weil Helgoland so schön ist und einen weil der Wind uns zu stark bläst für unseren ersten Nachttörn.

Katja: Schon auf dem Weg hierher sieht die Nordsee toll aus, klares in der Sonne glitzerndes Wasser mit ein paar Wellen. Ringsherum ein paar grosse Frachter. Nur leider Wind direkt von vorn - 3 Windstärken, so dass alle Segel an ihrem Platz blieben. 
Die Kinder spielen nach dem Aufwachen vom Mittagsschlaf vergnügt im Vorschiff „Achtung! Festhalten!“ und kugeln sich dann rum. Überall glasklares Wasser, selbst im Hafen. 
Beide Tage müssen wir früh aufstehen und unser Boot neu anknüppern, da unsere beiden Vorlieger" (wir lagen anfangs als Dritte im Päckchen) los wollten. 


 










8. Helgoland – Ijmuiden (bei Amsterdam)
"erster Nacht-Törn"


11:30 Uhr schmeißen wir die Leine los bei 4-5 Bft aus Nordwest. Nun ist es soweit, unsere erste gemeinsame Nacht auf dem Wasser steht uns bevor. Von den Wellen vom Vortag noch ist uns allen mit Ausnahme von Matilda erst einmal ein bisschen Flau. Super!!! Wenn das so weiter geht, endet unsere Reise in Amsterdam, da verhökern wir die Muline und machen es uns lustig in den Cafeshops.
Haha, der Wind nimmt ab und die Stimmung steigt. Hier wird nix verkauft.
Katja und mein Vater übernehmen die erste Wache. Ich versuche zu schlafen ohne Erfolg. Ab 1 Uhr bin ich dann dran. Nun könnte ich eigentlich schlafen.


Katja: Zum ersten Mal kommt die Windsteueranlage zum Einsatz. Das Zauberding steuert uns zuverlässig durch die Wellen und hält den Kurs. Besser, als wir es könnten. 
Wir überlegen, welche Wacheinteilung am sinnvollsten ist....lassen es aber ein wenig auf uns zukommen.
Inzwischen hat sich einer von uns wieder deakklimatisiert. Opa Andreas. Den Herd mit den halbgaren Canelloni haben wir aus Solidarität wieder ausgeschaltet. So gibts Bäckerbrötchen zum Mampfen, die wir noch vom Frühstück übrig hatten. Inzwischen haben wir keine Beschickung mehr durch den Strom und tanzen mit 8 kn regelrecht über die Wellen. 

So, jetzt startet die allererste Nachtwache. Bin ja gespannt. Teile sie mir aufgrund meiner noch geringen Erfahrung mit Andreas, vier Augen sehen mehr. Und Christoph wecken wir - spätestens! - um 1 Uhr. Sind ja technisch gut ausgerüstet, lassen die Windsteuerung arbeiten, überwachen den Kurs, der auf dem Kartenplotter angezeigt wird, schauen ab und zu mal rundum, ob die Bahn frei ist und knabbern Cookies. Alle Stunde trage ich unsere Daten ins Logbuch und die Position in die Seekarte ein. Sonst ist nix zu tun und wir hängen unseren Gedanken nach und beobachten Sonnenuntergang und den Mond, der gross und rund über dem Horizont aufgeht.  Mit unserer Universal-Matratze, die wir einst für unseren VW-Bus angefertigt haben, lag es sich auch recht bequem im windgeschützten Bereich unter der Sprayhood.
Selbstverständlich hat Christoph seine Zeit nicht so gut genutzt zum Schlafen. Alles zu aufregend. Ausserdem war auch recht viel Geklapper an Bord, zudem schlugen die Aussentaue immer an die Bordwand. Nächstes Mal: Hochbinden. Die Kinder hats nicht gestört. Sie lagen diesmal längs in ihrer Koje in Lee, Kopf an Kopf, weil das Schiff so krängte.
Um 7 Uhr waren wir alle wieder auf den Beinen - der Tag empfing uns grau und bewölkt.

Gegen 21:30 Uhr erreichten wir dann Ijmuiden in den Niederlanden, am Anfang des Kanals nach Amsterdam. Leider war es bis nach Amsterdam noch ein paar Seemeilen weiter rein und es war schon so spät. Eine recht abgelegene Marina, flankiert von breiten Sandstränden. Von Wasser bot sich auch ein groteskes Bild: lauter kleine Reihenferienhäuschen in zwei graden Linien und dahinter dicke Industrieanlagen einer Raffinerie mit feuerspeienden Schloten.
Wir legten wieder einen Hafentag ein. Abends sahen wir das erste Deutschland-WM-Spiel. Gegen Portugal. 4:0. Währenddessen tobten die Kinder moderat mit einem Schaumstofffussball, den sie in der Bar gefunden hatten.
Leider musste ich entdecken, dass aus unserem Herd Petroleum ausgelaufen ist (ein Knopf war nicht ganz zugedreht). So konnte ich traurigen Herzens unsere 3 Kilo "Prachtexemplar-Äpfel", 3 Kilo Kartoffeln, 3 Kilo Zwiebeln und Möhren entsorgen, die ich in den Schapps darunter verstaut hatte. Alles petroleumverseucht, so ein Jammer! Und das, wo mich dieser Petroleum-Geruch sowieso schon ganz kirre macht. Immer beim Anmachen des Herdes muss man erst 2 min Spiritus verbrennen, damit der Brenner auf Betriebstemperatur kommt. Und dann schnell das Feuerzeug ran und aufdrehen. Und das stinkt einfach, mal abgesehen davon, dass ich sowieso schon gewisse Unsicherheiten hege mit dem Kochen auf offener Flamme (also Lagerfeuer wäre noch ok., aber so ein Gerät?) Aber wir werden noch dicke Freunde, der Herd und ich - ich bin mir sicher. :)
Dann heisst es jetzt, neue Gelegenheit abwarten zum Einkaufen und besser verstauen.


9. Ijmuiden - Maassluise (Hoek von Holland - Einfahrt Rotterdam)
"Rotterdam - wo ist der Hafen?"

Der Wind meint es wieder gut mit uns. Mit 4 Windstärken aus Nordwest segeln wir entspannt Richtung Rotterdam.
Die Einfahrt von Rotterdam auf unserem Übersegler sieht easypeasy aus. Kurz vorher noch ein Blick ins Hafenhandbuch - Oh! Wo ist denn hier der Yachthafen??? Kritik am Skipper wird laut. Der streitet jede Schuld ab. Mit der Ausrede eines leichten Motorschadens dürfen wir uns jedoch an einem Motorboot unmittelbar vor einer Schleuseneinfahrt festmachen. Vorteil: keine Hafengebühr. Und gleich dahinter ein schönes kleines Städtchen mit Grachten und niederländischem Charme. Die Kinder bekommen ein Eis als Belohnung für ihr Liebsein tagsüber.


10. Maassluise - Oostende
"Unser erstes Grundstück"

Schon wieder Flaggenwechsel - von niederländisch zu belgisch. Und noch eine angeschmeckte Katastrophe: Grundberührung! Hatten den Wegpunkt zu nachlässig gesetzt, also die Markierung im Kartenplotter (=GPS), die wir als Nächstes ansteuern wollten - übrigens ein sehr komfortables Gerät. Auf einmal zeigte das Echolot 3m Wassertiefe an (ca. 8 Seemeilen von der Küste entfernt) und das bei einer ca. 1-2 m Welle. Halleluja! Einmal setzten wir auf, als uns eine Welle wieder runter schob. Mit grösster Anspannung steuerten wir schnellstens wieder aus dieser Untiefe heraus. Gleich in die Bilge geschaut - kein Wasser drin, zum Glück! Nicht auszudenken, wie das hätte enden können.

Für die Kinder gibt es immer ein "Anlege-Haribo", wenn sie brav auf ihren Plätzen bleiben, während wir drei Grossen hochkonzentriert einen neuen Hafen erobern. Der natürlich auch immer eingefordert wird. Allerdings auch bei Tilda oft ein "Anlege-AA" - super! Heisst, schnell noch den Topf durchreichen, die Dame ausplünnen und plazieren.

Oostende erscheint mir schön vom Wasser aus. Hohe Häuser, direkt an der Küste. Eine richtige Stadt, da ist also was los. Wir finden gleich einen schönen Hafen, den Royal North Sea Club. Und freuen uns aufs Ausschlafen. Nüschte! Um 6:30 Uhr klopft der Havenmeester an die Reeling. Und verscheucht uns und unseren Nachbarn von unserem Platz, da um 7 Uhr dort Bauarbeiten beginnen sollen. Halbverschlafen peilen wir unsere Lage und den neuen zugewiesenen Platz mit einer Muringtonne. Damit haben wir ja noch nicht so viel Erfahrung...aber kein Problem. Andreas steuert, Christoph hängt sich im richtigen Moment weit über die Reeling und fädelt den Festmacher durch die Öse und ich springe an Land mit der Luv-Leine und halte den Bug ab. Alles geklappt, wir kriechen wieder in unsere Kojen. Die Kinder schlafen noch...





Montag, 9. Juni 2014

1. Dänholm – Barhöft  - Warnemünde
Der Beginn

Entgegen allen Erwartungen starteten wir doch noch trotz einer noch fix durchgeführten Grosssegelreparatur-Einlage plangemäss am späten Nachmittag des 2.Juni 2014 in unser grosses Abenteuer...
Mit uns an Bord zu unserer Freude und auch zur Beruhigung unserer restlichen Eltern ist noch Andreas, der Papa von Christoph, der uns für die ersten Wochen begleiten wird.
Bei leichtem Nordostwind, verabschiedet von Freunden und Familie – Ribbecks gaben uns noch ein kleines Geleit mit ihrem Boot – segelten wir nach Barhöft, unserem Tor zur Ostsee. Zu Christophs grossem Erstaunen klappte sein Rückwärtsanlegemanöver an einem Fischkutter perfekt. Am nächsten Tag brachen wir bei wenig Wind und daher mit Motor auf nach Warnemünde.

Ich stehe ziemlich neben mir, es sind viele Gefühle und Eindrücke, die erstmal sortiert werden müssen. Mal ganz abgesehen von den intensiven zwei Wochen mit letzten Vorbereitungen, unserer Anker-lichten-Party - schön, dass Ihr alle da wart! - und der Aufbruchshektik, Trotzdem bin ich aber auch innerlich völlig ruhig und schaue gespannt auf die Dinge, die da kommen werden. Ist schon ein Wahnsinns-Abenteuer, das da jetzt beginnt. Ein Luxus, dass wir solch gut ausgestattetes Schiffchen unser eigen nennen und jetzt 16 Monate Zeit zu haben, die wir schönstmöglich nutzen können als Familie.











2. Rostock Hohe Düne – SAB Marina Bramow (HRO)
Sinking – we are sinking!“

Emil, bewaffnet mit Eimerchen & Schwamm putzt aus eigenem Antrieb das Deck und stösst mehrmals piepsig aus: „Da kommt aber Dreck runter!“
Müssen ein wenig hier in dem sterilen neugebauten Hafen Hohe Düne verweilen – erste Reparaturen liegen an:
Zum Glück haben wir Biertrinker an Bord – so konnte Christoph beim Bierdosen aus der Bilge holen entdecken, dass diese voller Wasser stand. Kostprobe: Salzwasser, oh Schreck! Grosse Frage, WOHER? Mit unseren beiden Pumpen, eine automatisch, eine im Handbetrieb beförderten wir das Meereswasser wieder raus aus unserem Boot. Christoph fand dann auch schnell die Schwachstelle, und zwar an unserer Ruderabdichtung. Nachfetten nicht, das Leck zu beseitigen.
Ab in die SAB Marina Bramow zum Reparieren. Die hatten einen Kran, der unsere Muline samt Mast aus dem Wasser hieven konnte, allerdings nicht ganz billig. Die Kinder und ich vertrieben uns den (Regen-)Tag auf dem Industriegelände der Marina und besuchten Frido, einen Nachbarn auf seinem frisch ins Wasser gesetzten Segelboot, der die letzten Arbeiten an seiner in 25 Jahren! selbst gebauten hübschen GALATEA ausführte.
Den Mechaniker konnten wir letztendlich doch arbeitslos wieder nach Hause schicken, denn Käptn und Co-Käptn haben den Fehler selbst behoben: das ausgebaute Ruder vom Altfett befreit, neu gefettet, Simmeringe getauscht und wieder eingebaut. Jetzt schwimmt MULINE wieder ohne Wassereinbruch. Christoph ist stolz, den Schaden selbst behoben und so einen Einblick ins Ruderleben bekommen zu haben.

3. Warnemünde Alter Strom – Burgtiefe Fehmarn
Ich mag nicht so schräg fahren“
Herrlich – wir haben im Alten Strom in Warnemünde gelegen – mitten in der Zivilisation. Eine schöne Abwechslung zum vorherigen Liegeplatz in der SAB Marina. Nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne an Deck zogen wir wieder weiter, da Wind- und Wetter günstig waren für unsere nächste Etappe gen Westen.
Mit Gross und Genua nahmen wir Fahrt auf, sobald wir die beiden dicken (ich nenne sie) Leuchttürme der Hafenmole passierten. Die Schräglage (Krängung) behagte Emil so gar nicht. Ich konnte die Kinder erstmal unter Deck mit einem Video und Apfelchips/Rosinen im Salon ablenken. Ein paar noch nicht optimal verstaute Dinge, die dann noch aus ihren Fächern flogen, schürten die Angst bei Emil aufs Neue, so dass er nachher ganz blass in seiner Koje lag und jammerte. Da wir an Deck zu tun hatten (Gross und Vorsegel reffen), kam ich erst wieder unter Deck, als das Übergebe-Malheur schon geschehen war. Der Kleene. Aber nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen war er wieder putzmunter und fröhlich. Tilda hatte nur aus Solidarität mitgejammert, ansonsten aber keine Beschwerden.

4. Burgtiefe Fehmarn – Kiel Holtenau (Tor zum Nord-Ostsee-Kanal)
Urlaub – Sommer – Sonne – Segeln“
Heute hatten wir zwei Highlights auf unserer Fahrt, nein! Doch noch eins mehr. Tollstes Segelwetter mit entspanntem Wind und Sommersonne.
Dann unser schickes blau-weisses Gennaker ausprobiert. Und – ohwieschade, als Emil & Tilda Mittagsschläfchen hielten – zwei Hornfische an der Angel, die mit den flaschengrünen Gräten und Schuppen und einem langen Schnabel.
Mir fällt es immer schwerer, Fische vom Haken zu klabüstern und zu töten. Das übernahm Christoph. Aber fangen und essen sind nach wie vor grosses Vergnügen. Dreissig Minuten später wurden sie auf dem Vorschiff ausgenommen, da war Emil wieder mit zugegen mit grossen Augen und dann brutzelten sie schon in der Pfanne, während die Fahrt unter Gross und Gennaker mit gemütlichen 4 Knoten weiterging. Die haben geschmeckt – richtig nach Urlaub.
Hornfisch ausnehmen

Allerdings muss ich mich erst dran gewöhnen, dass das Motto morgens „Schnellschnell – wir wollen ablegen“ ist. Leinen los und zum nächsten Hafen. Obwohl ich immer versuche, meine mir wichtigste Mahlzeit am Tage, das Frühstück gemütlich anzugehen. Bisher gabs aber immer frische Brötchen und Kaffee.
Nach einer Eingewöhnungsnacht schlafen wir inzwischen richtig gut an Bord. Sogar die Kinder erwachen pö a pö immer später.
Gerade eben wurde die Ablegezeit für morgen auf 8 Uhr gelegt, da wir dann in die Schleuse wollen. Den Nord-Ostsee-Kanal wollen wir morgen bewältigen. Ich bin gespannt...


5. Kiel Holtenau – NOK – Brunsbüttel
Gas, Wasser, Sch....“

Oh nee, schlechte Nachrichten zum Schlafen gehen, die Toilette ist verstopft und im Hafen (Kiel Holtenau) sind die Toiletten verschlossen.

Vor lauter Aufregung vor der Tagesaufgabe legen Katja und ich am nächsten Morgen glatt eine Stunde früher als geplant ab. (Mit der Aussage „Später müssen wir das auch alleine hinkriegen.“ - Anm.d.Regierung) Dabei hätte ich schwören können, dass es schon acht war und nicht erst sieben. Mein Frühstart wird von meinem Vater, der verschlafen aus der Luk schaut, nur unter Protest hingenommen, die Leinen sind aber los und der Schleusenwärter bereits angefunkt.

Nun geht's unter Deck immer dem Geruch nach. Glück im Unglück, nachdem die Pumpe zerlegt ist und der Ansaugschlauch überprüft wurde, finde ich den Übeltäter unmittelbar hinter dem Pumpenausgang. Ein Waschlappen, der seinen Weg schon durch die Pumpe gefunden hatte und dann dachte, bis hierhin und nicht weiter. Wie kam der bloss dahin? Unsere Verdacht fällt auf Matilda und einen ihrer kleinen Wut(Ichschmeissallesweg)-Anfälle.
Fahrt durch den NOK
Ansonsten ein gelungener Tag mit Fischbrötchen, Torte und Bier und einem schönen Spielplatz im Brunsbütteler Hafen, wo wir direkt an der Schleuse liegen und sich Riesenpötte dicht an uns vorbeischieben.
Brunsbüttel Schleuse