Freitag, 13. März 2015

48. Domenica: Portsmouth – Les Saints: Terre-de-Haut
Ankeralarm die II. und III.“


In der Prince Ruperts Bay ankerten zu unserer Freude schon einige bekannte Boote, wie die Norweger SPIRIT
und Jan & Margret mit ihrer SENTINENTEL und wir warfen unser Ankergeschirr dazwischen aus. Am zweiten Tag machten wir mit einem Guide eine Bootstour in den Indian River,


einem Unesco Weltkulturerbe, sehr lehrreich und schön.


Tags darauf wanderten wir im Cabrits Nationalpark umher und bewunderten alte Kanonengeschütze und Festungen der früheren britischen Kolonialmacht. Nachmittags zog ein frischer ablandiger Wind auf und mit jeder dicken Regenwolke, die aus den Bergen kam, nahm der Wind zu. Wir sassen abends gemütlich und noch nichts ahnend bei Hans & Tonja von der SPIRIT an Bord. Irgendwann, die Kinder waren vom Lego-Spielen und Comic-“Lesen“ zusammen mit den SPIRIT-Kindern geschafft und kurz davor, auf unseren Schössen einzuschlafen, passten wir eine Regenpause ab, um in unser Schlauchboot zu steigen, die 50 m zu MULINE zu düsen und uns alle ins Bett zu bringen. Wohlweislich hatte Christoph vorher noch den Ankeralarm aktiviert. Der Wind hatte inzwischen so zugelegt, dass ich zum Glück schon einen unruhigen Schlaf hatte und meine Ohren die pfeifenden Wind-Geräusche schon immer mal sondiert hatten. Und gegen 1:00 Uhr nachts war es dann so weit: Es piepte! Ich stürzte hinter dem Käptn den Niedergang hoch und eigentlich geschah alles gefühlt in einer Sekunde. Ich erblickte im Dunklen, DIREKT neben uns den Bug unseres Nachbarn. Und konnte mich grad noch fragen, wer hier die treibende Kraft sei. Im gleichen Moment packte ich den Bug auch schon, da er unser Bimini-Segel abzureissen drohte und drückte uns (oder ihn?) weg mit aller Kraft. Derweil Christoph den Motor startete und schnell die Festbinder vom Steuerrad löste und den Vorwärtsgang einlegte. Puh! Nochmal Glück gehabt! Das Anker-aufhol-Manöver war recht schwierig, da wir ja zwei Anker „in Reihe geschaltet“ hatten und ich, derweil Christoph vorn sich mit dem Hochziehen abrackerte, das Boot trotz heftigster Böen mit der Nase im Wind halten und seine Kommandos (in Zeichensprache, Zuruf hätte keine Chance bei der Entfernung, Motor- und Windgeräuschen) ausführen musste. Zum Glück passierte uns das nicht in den Anfängen unserer Anker-Laufbahn, so dass wir das gut bewältigt haben und die Anker nochmal neu ausgebracht haben. Die Kinder bekamen von alldem nichts mit und schlummerten selig in ihrer Koje. Nach einer Weile waren wir überzeugt, dass wir wieder fest waren, trauten uns aber nicht, wieder ins Bett zurückzukehren. Der Schreck sass uns noch in den Gliedern. Christoph machte den Anfang mit Ankerwache, hiess, das Nachtlager draussen aufschlagen und ich löste ihn gegen 5:00 Uhr morgens ab. Während der gesamten Nacht und auch tags darauf nahmen die Böen nicht ab und peitschten wie verrückt das Wasser aus der Bucht hinauf aufs Meer. Windstärke in Spitzen 40 Knoten bzw. 8 Beaufort! Unsere Anker hielten aber zum Glück. Links und rechts von uns drifteten einige Boote ab und wir vernahmen ums ein oder andere Mal warnende dreimal-tutende Signalhörner.
"...schon gemütlicher geankert..."
Eine Segelyacht trieb sogar schon recht weit draussen am Horizont, samt mitgerissener Mooringtonne und unbemerkt vom abwesenden Eigner, wurde aber von anderen Seglern und wachsamen Einheimischen geentert und wieder in die Bucht gebracht. In dieser Bucht gab es übrigens eine tolle Sache, eine Handvoll Einheimische haben einen Verein zum Schutz der Segler gegründet und bieten umfassenden Yachtservice, diverse gute Touren und zur Finanzierung ein sonntägliches BBQ an.
Wir stellten, inzwischen wieder belustigt, fest, dass wir, als wir das letzte Mal (in Morro Jable auf Fuerteventura) eine Anker-Schreckens-Nacht hatten, auch vorher an Bord der SPIRIT sassen. Was für ein Zufall! Oder hatte Emil etwa was damit zu tun? Er gestand uns nämlich, am Mast gekratzt zu haben. Und das bedeutet unter Seglern, Sturm.
Strandgut
Der anhaltende Wind hielt uns noch einen Tag länger in der Bucht. Eigentlich wollten wir wieder weiter, nach Les Saints, warteten aber etwas ruhigere Bedingungen ab.

Derzeit ist es hier in der Region über Gebühr windig. Auch PAROYA, die uns schon etwas weiter voraus sind, berichteten uns von einem gekenterten Katamaran auf ihrer Tour, abtreibenden Yachten und ihren wegen Wind und Wellen durchkreuzten Plänen. Einmal sind sie nichtsahnend von ihrem schönen Landausflug zurückgekehrt und entdeckten ihr Boot etwas weiter draussen. Es trieb Richtung offene See samt 13jährigem Sohnematz, der davon nix mitbekommen hat. Eine andere Yacht hatte ihren Anker gelichtet und deren dabei mit herausgerissen. Mit ihrem Schlauchboot und Vollgas konnten sie es aber wieder einholen. Auch ein Erlebnis.

Zurück zu uns! Der Wind nahm dann doch ab und somit stand unserer Weiterfahrt gen Norden, nach Les Saints nichts mehr im Wege. Es waren ja nur 18 Seemeilen, die wir in ca. 4 Stunden bewältigt hatten. Eine hübsche Inselgruppe unterhalb von Guadeloupe empfing uns wohlwollend. Das die in diesen windigen Zeiten sehr begehrten Moorings vor dem Städtchen auf der Hauptinsel alle besetzt waren, scherte uns nicht weiter. So drehten wir eine Ehrenrunde durchs Mooringfeld und fuhren wieder ein Stückchen zurück und ankerten in einer anderen hübschen kleinen Bucht. Klein ist das Stichwort und schon ziemlich belegt mit anderen Seglern. Aber da drängelten wir uns irgendwie auch noch mit rein. Irgendwann in der Nacht, mein Schlaf war schon wieder etwas unruhig, nahm ich wieder starke Böen wahr. Christoph wurde auch mitten aus tieferem Schlaf geholt, hatte er doch den Gedanken, oh schade, ich muss meinen Traum jetzt unterbrechen. Wir setzten uns erstmal schlaftrunken im Dunklen in die Plicht und peilten die Lage. Links und rechts von uns fingen jeweils ein Boot an zu treiben, was zu geschäftigem Treiben bei unseren Nachbarn führte. Irgendwie kamen auch wir unserem Hintermann kaum merklich ein Stückchen näher....jetzt hiess es erstmal, die Nerven bewahren. Als wir dann doch auf ca. 5 Meter dran waren, musste schnell gehandelt werden. Also wieder Motor an und Anker hoch, hoffen, dass die Kinder vom Motor und Kettengerassel nicht wach werden und zu allem peitschte uns auch noch ein Regenschauer nass. Zum Glück waren kurz darauf mit der dicken Regenwolke auch die Böen wieder verschwunden, die Morgendämmerung brach durch und es kehrte Ruhe ein. So konnten wir zum gemütlichen Aufwachen mit den Kindern nochmal in die Kojen kriechen.
Allerdings war das dann doch noch nicht alles an Aufregung. Bevor wir überhaupt an ein gemütliches Frühstück denken konnten, stellte der Käptn fest: Die Toilette ist mal wieder verstopft! Und somit hatte er mal wieder alle Hände voll zu tun, was der guten Laune verständlicherweise sehr abträglich war. Ich verzichte jetzt auf Details, die Quintessenz aber ist, da gehört kein Fitzelchen Klopapier mehr rein.
Als ich mich mit den Kindern an Land begeben wollte, um dem Sanitärmeister Platz zum Arbeiten zu schaffen, stellte ich fest, dass das lose Ende der Festmacherleine vom Schlauchboot völlig stramm unter unserem Rumpf Richtung Schraube verschwand. Was ein neuer Schreck. Und wieder einmal Glück. Sie hatte sich nur um die Welle vor der Schraube gewickelt, höchstwahrscheinlich bei unserem letzten Not-Anker-Manöver, war aber auch leicht wieder zu lösen. Halleluja – noch mal gut gegangen! Wie so oft das Motto in unseren letzten Tagen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen