Montag, 29. September 2014

(Groß/Schwieger)-Eltern Inge und Micha
"Es war wie immer - anstrengend, aber schön!"

Als wir zum ersten Mal von den Plänen unserer Kinder hörten, ihr bisheriges "geordnetes" Leben für anderthalb Jahre zu unterbrechen und zusammen mit den Enkeln einen Segeltörn in die Karibik zu unternehmen, waren wir sehr skeptisch. Vor allem schienen uns die Enkel noch absolut zu jung für ein solches Unternehmen. Emil war zu Beginn 3 1/2 Jahre, Matilda 2 Jahre alt. Doch auf alle von uns geäußerten Zweifel und Einwände hatten die beiden sofort eine überzeugte (nicht: uns überzeugende!) Antwort parat. Unser Fazit war so wie zu anderen Anlässen früher auch: "Das haben sie sich gut überlegt. Wir würden das anders oder gar nicht machen, aber da mischen wir uns nicht ein."

Neugierig waren wir aber doch. Unsere Idee war ein Treffen mit den vieren auf Madeira. Auf dieser traumhaften Insel hatten wir schon mehrmals schöne Urlaube verbracht. Da die Segler aber auf dem Kontinent herumbummelten und ihrem ursprünglichen Zeitplan ziemlich hinterhinkten, wurde das zur Verfügung stehende Zeitfenster immer kleiner. Auf den letzten Drücker hat es dann doch geklappt. Hoch lebe das Internet mit all seinen organisatorischen Möglichkeiten!

Wir haben die Seglerfamilie an drei Anker- bzw. Liegeplätzen erlebt und einige halbe oder ganze Tage mit allen oder mit den Enkeln allein verbracht. 



Die Enkel hatten wir einmal ganz für uns, als die Eltern die schwierige Fahrt von Machico nach Funchal bei starkem Gegenwind absolvierten.
See-Test: Finde die Muline!
Ein andermal hatten wir ihnen an einem Regentag eine Wanderung auf dem ausgesetzten felsigen "Pfad des Schreckens" an der steilen Nordküste empfohlen. Sie kamen am Abend zwar durchnäßt, aber gesund und munter zurück. Ein besonderes Highlight war der Ausflug ins Landesinnere mit dem krönenden Abschluß, der "Männertour" (3 Generationen!) auf den höchsten Berg Madeiras, den Pico Ruivo mit 1862 Metern.

Wir können uns nun ein Urteil erlauben: Die Reise unter diesen besonderen Umständen hat den Enkeln nicht geschadet. Sie haben sich gut entwickelt und in den vergangenen 3 1/2 Monaten tolle sprachliche und körperliche Fortschritte gemacht - Emil geht voran und Matilda eifert ihm buchstäblich in allen Belangen nach. Es ist eine helle Freude, mit den beiden zu reden, zu wandern oder zu schwimmen. Es war wie immer - anstrengend, aber schön!

Ein Vergleich mit dem bisherigen Leben an Land wäre müßig, weil spekulativ. Sicher gibt es Situationen, in denen der Zwang regiert - aber viel mehr wiegen wohl die gemeinsamen Erlebnisse. Sehr gut war die bisherige Etappenplanung mit langsam steigenden Anforderungen, sowohl für den Käpt'n als auch für aktive Mannschaft und passive Mitsegler. Trotz bester Vorbereitung bleibt natürlich - ähnlich wie beim Bergsteigen - ein kleines Restrisiko. Kann man es beziffern? Zum Glück - nein.

Wir sind uns einig: Unser Ding ist es nicht, für viele Tage mit all den Einschränkungen in Bezug auf Ausstattung und Versorgung auf solch kleinem Raum zu leben. Schon wenige Stunden an Bord in der engen Plicht führen bei uns zu kleinen klaustrophobischen Anfällen. Vielleicht hätten wir zu einem Zeitpunkt, als wir noch aufnahmebereit und lernfähig waren und offen für Neues, mit der Materie in Berührung kommen sollen... So hat es uns auch nicht groß geschmerzt, daß sich keine Gelegenheit zu einer kleinen Probefahrt ergeben hat.

Wir wünschen der Muline-Crew alles Gute für die paar noch vor ihnen liegenden Seemeilen!

Freitag, 26. September 2014

33. Porto Santo – Machico – Funchal

Nach ein paar Tagen Abgeschiedenheit auf der Badeinsel der Madeiren hiess es Leine los Richtung Madeira, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Grosseltern der Lütten dort auf uns warteten.
Dumm war nur, dass alle Häfen auf Madeira voll waren, wie wir es vorher am Telefon erfahren mussten. Irgendeine Nudeltopfregatta von den Kanaren machte es uns, dem gemütlichen Fahrtensegler, das Leben schwer (Hier ein kurzer Gruß an meine ehemaligen Regattafreunde :-)) Aber was solls, wofür haben wir denn den Anker. Unser Ziel war Machico, eine grosse Ankerbucht mit einem kleinen Fischerhafen. Seglerfreund Ralf von der SY Malwieder erwähnte vorher, dass er beim Vorbeisegeln den einen oder anderen Segler dort schon mal ankern gesehen hätte und ihm aber nur schon vom Zusehen seekrank wurde und es auch keiner dort lange ausgehalten hat. Nichtsdestotrotz wir folgten dem Ruf der Familie, wobei der Skipper mal wieder Muffengang hatte, dass die Fahrt umsonst war und wir wieder zurücksegeln mussten. (Anm. Katja: Ach ja? Erfahr ich erst jetzt... wobei: den Skippermuffengang im Allgemeinen kenne ich schon gut.)
Die Überfahrt war problemlos. In Machico angekommen, fuhren wir erst einmal in den kleinen Fischerhafen. Dort gestikulierte uns ein Fischer aus Horta von den Azoren, dass wir bei ihm längsseits gehen könnten. Schwuppsdiwupps lagen wir zwischen ihm und seinem Beiboot. Nachdem alle Leinen fest waren und der Fischer mit dem Daumen hoch zu uns rübergrinste, überlegte sich der launische Skipper, dass ihm dieser Platz doch nicht so genehm wäre und er doch lieber vor Anker liegen würde. Also Leinen wieder los und dem Fischer noch schnell ein Blechbrötchen als Entschuldigung in die Daumenhochhand.
In der Ankerbucht lagen bereits zwei Segler in trauter Zweisamkeit. Warum lange überlegen, wo der beste Ankerplatz ist, dass haben die anderen beiden bestimmt schon gemacht. Wir machen sicher nix falsch, wenn wir uns in die Mitte legen. So dann auch geschehen, und unsere Kinder sind ja eigentlich ziemlich leise, wenn sie wollen. Ein dänisches Pärchen, die wir bereits in Porto Santo kennengelernt hatten, taten es uns gleich und gingen bei uns fast längsseits. Obwohl es ein bisschen gewackelt hat, lagen wir in Machico ganz gut vor Anker. Wir verbrachten ein paar entspannte Tage, wurden von Katja Eltern besucht, machten eine kleine Wanderung, gingen in einem Hotel Frühstück essen, übten schwimmen und Motorboot fahren.
Da für Montag viel Wind angesagt war, lichteten wir am Sonntag den Anker um Richtung Funchal aufzubrechen, ungeachtet der Aussage des Funchaler Hafenmeisters dass wir uns erst einmal am Montag in Funchal telefonisch melden sollten, um dann zu erfahren, ob genügend Platz für die Muline wäre.
Booohh, der Segeltourismus ist auf Madeira noch ein brachliegender Acker.
Bevor es bei uns aber los ging, kamen noch Katjas Eltern vorbei, um den Landweg mit den Lütten zu bestreiten. D.h. meine Geliebte und ich das erste Mal allein mit der Muline unterwegs. Wird das gut gehen? Haben wir beide genug zu tun oder auch zu erzählen, ohne das Langeweile oder gar Lüttensehnsucht auftaucht? Der Wind kam von vorn und das nicht zu knapp mit 5 bis 6 Windstärken, so dass alle Sorgen vom Schwarzseherskipper auf der Kreuz weggeblasen wurden. Und auch als der Wind später abnahm und wir Funchal anliegen konnten war alles gut :-) Kurz vor Funchal, nachdem unseren ersten Funksprüche an den Hafenmeister unbeantwortet blieben, nahm die Sorgen vom Schwarzseherskipper wieder zu. Wenn die uns nun wirklich nicht wollen, was dann? Wieder zurück nach Machico um mal Starkwinderfahrungen vor Anker zu sammeln oder an Machico vorbei zu einen anderen Hafen, um dann zu erfahren, dass auch da alle freien Plätze nicht zu unserer Muline passen. Beim dritten Versuch, diesmal auf Kanal 16 eine Reaktion vom Hafenmeister, hääääää eine Laolawelle ging durch die Muline. Dann ging alles ziemlich schnell. Innerhalb kürzester Zeit lagen wir längsseits an der Pier. Später stellte sich heraus, dass das Hafenmeisterbüro am Wochenende nicht besetzt ist und deswegen neue Gäste gern auf Montag vertröstet werden. Ausserdem gab es diverse freie Plätze, die aber offensichtlich privat sind und nicht von Gastschiffen belegt werden dürfen. Neue Länder, neue Sitten.
Egal, das kinderlose Paar zog erst einmal los, die Freiheit zu geniessen. Die erste Hafenkneipe wurde angesteuert, um dort kühles Bier und warmes verspätetes Mittagsessen zu bestellen. Kurz darauf klingelt das Telefon, der Schwiegervater in der Leitung: „Hallo Christoph, wir brauchen Eure Hilfe, habe das Licht angelassen und nun ist Batterie alle … Pieep....“ (Ruhe) … So ein Ärger, die Batterie vom Handy auch. Der Skipper, leichtfüssig mit seinem Flipflops, springt auf und hastet zum Boot um ein anderes Handy zu holen. Auf dem Weg zum Boot rammt sich ein kleiner Eisendorn am desolaten Funchalsteg durch den Flipflop in die Skippersohle. Ca. eine Stunde später erhielt der kleine Toyota Starthilfe, nach erster medizinischer Hilfe an der Sohle, einem kühlen Bier in der Hafenkneipe und tröstende Worte von der Geliebten.

Montag, 15. September 2014

Sebastian, Katja´s Bruder:
Urlaub!!!!!!!!
Oui zurück in Hamburg. 8 Tage weg........ ich schreibe den Beitrag nachträglich, wir kamen nicht dazu. Ankunft Madeira mit den Eltern Donnerstag, 4. September, nachmittags. Bis hierher war schon aufregend. Verspätungen, längster Flug überhaupt, meine armen Ohren, wo ist der Strand??!  Wieso hat Madeira keinen Strand?



Eigentlich wußte ich es, Vulkaninsel. Ich habs wohl verdrängt. Vier Tage Madeira. Ich mag ja Pflanzen. Zum zweiten Mal Palmen in echt, zum ersten Mal überhaupt Kaktusfeigen, Avocado, Bananen und Feigen (in freier Natur) gepflückt, atemberaubende Aussichten von oben aufs türkisblaue Wasser mit weißer Gischt... Neustrelitzsche Strelizien überall (hab ich gelernt) und freundliche, lachende Menschen. Ziemlich warm, oder besser gesagt hohe Luftfeuchtigkeit. Schwitzen total. Coole Marken, Schriftzüge und Logos im Supermarkt, Früchte überall, überall Mini-SPAR-Märkte (warum gibts SPAR hier nicht mehr, warum umbenannt?!) Egal. So Tag 4, heute nachmittag kommen se in Porto Santo an. Endlich. Porto Santo ist eine Vulkaninsel aber mit 9 Kilometern feinstem Sandstrand.

La Isla Bonita...
Montag früh steige ich um 7.30 ohne Kaffee im Bauch auf die Porto Santo Line, 2 Stunden Überfahrt. Gleich ist es soweit. Ich freue mich tierisch auf die Kiddies, auf alle, aufs Boot, aufs Wasser, Strand, angeln, Sonne. Naturpeeling vom Feinsten. Die Spitzen von Porto sind sichtbar, genauso wie der sich anbahnende Goldstrand, mein Puls steigt. Runter die Rampe und mit meiner schweren Tasche einen riesigen Bogen um das Hafenbecken, gefühlte 32°. Geiles Wasser. Es ertönt von weit her ein lauter Pfiff und ich erkenne sofort Christoph auf einem weit entfernten Steg winken. Das daneben könnte auch die Muline sein. Warum ist der Bogen so weit?! Ich bin da, laufe über den Zugang zum Steg. Schwanken überall. tausende kleine Fischschwärme im Wasser, Muline ist sichtbar, und dann das freudige Wiedersehen am Boot. 

angekommen.jpg

Die Kinder fremdeln ja gar nicht mehr wirklich.. supi. Nach 5 Minuten sind wir eigentlich schon alle über die Bootsleiter im Wasser, ich total überfordert. Wieso kann Emil schwimmen? Wenn auch n bisschen hektisch und unkoordiniert, aber es klappt. Mit Schwimmweste natürlich. Ein super Spaß für ihn. Matilda ist ein bisschen zurückhaltender. Ok ich bin endgültig im Paradies.. 



Ich glaube an dem Abend halb acht bin ich mit Emil und der großen Angel losgezogen, zur Mole. Leider fangen wir nix. Die Nacht ist regnerisch und ziemlich windig, das Boot schaukelt heftig. Fand ich cool, allerdings weiß ich nicht, ob mir das Segeln auf hoher, windiger See bekommt. Abgeschnitten von allem, nur Wasser, MegaNaturgewalten und eigentlich ist man doch nur ein winziges kleines Licht. Aber das Leben aufm Schiff in der Marina mit leichtem Schaukeln und dann noch im Paradies.. ich wüßte nix besseres. 
Ich bin am nächsten Morgen halb acht wach. Draußen noch halbdunkel aber über 20°C, ich nehme mir die Angel und versuche mein Glück lokal zwischen den Booten. Ich baue ein MiniAquarium  und wir machen kleine-Fische-Wettangeln. Mit dem Kescher erwischt man die kleinen wenigstens auf Anhieb. Notgedrungen daraus unbemerkt ein zwei Mini-Köderfische gemacht nochmal an den Angelhaken aufgespießt (tschuldigung Katja). Aber auch da beißt nix an, schade.  

Jeden Tag baden wir, manchmal vom Boot oder Steg, manchmal gehe ich auch hinter die Mole, wo der Strand beginnt. 
Emil steigt jetzt mit Schwimmgürtel ins Wasser. Am Anfang hat er 6 Schwimmelemente dran, Christoph hat sie beschriftet und jeden Tag nimmt er eins weg. Bei 4 ist aber Schluß, Emil hängt schon tiefer im Wasser. Aber er kann sich fortbewegen. 


Was bitte ist Sächsische Spitze??
Die Kinder sind im Bett, es ist dunkel und Christoph Katja und ich sitzen an Deck und spielen Skat. Wir ramschen, wenn keiner spielen will. Später zocken wir auch noch die Unterart “Sächsische Spitze”, die wie Grand geht, nur von unten. Die 7 ist das höchste, und der Karo-Bube auch. Neu und völlig umdenken, das Gehirn rattert. Ungeübt, mit Böcken und Kontra landen wir alle im dreistelligen Minusbereich. Alle kurz vorm Durchdrehen. Aber es macht total Spaß.

vorletzer Tag  - Mittwoch 10. Sept., die Eltern kommen heute mit der Fähre rüber. Beim Frühstück an Deck zieht kurz nach zehn die Fähre rein. Ab mit den Kindern in den Bollerwagen, ich düse los zur Anlegestelle. Alles viel zu hektisch, die Hitze, der weite Bogen.. egal wir stehen vor der Rampe, und da kommen sie. Freudiges Wiedersehen, Papa packt sich den Bollerwagen und wir ziehen los. So heute koche ich! Es gibt das Wintergericht Kartoffel-Porree-Hackpfanne, mit Kümmel abgeschmeckt. Wir sitzen zu siebent an Deck. Danach gehts von der Leiter ins Wasser. Opa Micha, Christoph und Emil am Schwimmen. Katja und ich filmen von oben. Birgit findet das Video später “unglaublich”. ;-) 


Familienausflug zu einem Café - davon weiß ich aber nichts, weil ich mich ne Viertelstunde hinlegen muß. Der ganze Trubel die Tage. Ich schlafe wie ein Stein bis halb sieben und wundere mich, noch keiner da. Eine Std später müssen wir an der Fähre zurück einchecken. Bin schnell nochmal rüber zum Strand, ein letzes Mal schwimmen. Mega hohe Wellen, die haben wir in der Marina von der Leiter aus nicht. Zurück, geduscht, gepackt, in letzer sagen wir mal Viertelstunde kommen alle zurück und Mutti, Papa und ich eilen schnellen Schrittes zur Fähre, um zurück nach Madeira zu fahren. 

Muline folgt ein zwei Tage später. Zu gegenwindig gerade, und kein freier Platz in der Marina Funchal. Eine letzte Nacht im Hotel und am Donnerstag gehts für mich nachmittags wieder nach Hause. Über Hannover, mit Verspätung, Mitfahrgelegenheiten beide weg. Ich habe dann noch welche gefunden, die mich nach HH mitgenommen haben. Freitag 2 Uhr früh zu Hause, aufgedreht, kaputt,  ich  war um 4 Uhr unruhig im Bett. 
Cool ist, dass am ersten Tag zu Hause noch alles geschwankt hat, wenn ich zB in die Küche um die Ecke gehe mußte ich mich manchmal abstützen, und beim hinsetzen schwankte es auch. Kribbeln zu Hause noch. Liegt aber eher auch an einem Druckproblem im Ohr nachm Fliegen, ich dachte das wäre vom Schiff. Nun ist es weg, aber es war schon witzig. Mittlerweile sind Katja Christoph & Co auf  Madeira angekommen und verbringen schöne Tage mit den Eltern - Micha und Inge.


Katja: Ich darf noch ergänzen: Die eine Dreadlocke, die ich just in Christophs Haupthaar entdeckt und entfernt habe, gab wohl den Anlass, sich mir ungewohnt geduldig, aber nicht ohne zig anleitende Kommentare frisörtechnisch hinzugeben. Ich fand den Langhaar-Typen ja besser...
vorher - nachher



omnipräsent
Hier noch was zum Thema Vollzeitpapa (siehe Christophs Kommentar bei ROUTE an seine CHer Arbeitskollegen):

Mittwoch, 10. September 2014

32. Lagos (P) – Porto Santo (P)
Atlantik-Überquerungs-Probe“

Katja: In Lagos war die Marina, übrigens hochsaisonal spitzenpreisig, mitten im Touristenleben. Viele Restaurants, Bars und die Altstadt direkt nebenan. Wir verbrachten schöne Tage mit Birgit und Gerd. Zu den Highlights gehörten ein Mini-Törn mit MULINE an der felsigen Küste entlang mit beherzten Sprung in den kalten Atlantik und eine Kayak-Tour, wo wir nochmal mit eigenen PS entlang und durch die Grotten paddelten.
In Lagos trennten sich unsere Wege nun erstmal - Birgit und Gerd touren mit ihrem VW-Bus jetzt weiter über´s Festland. Und wir starteten über´n Atlantik Richtung Madeira. Bei der Hafenausfahrt ein Ausruf von Emil: „Dahinten! Da schwimmt ein Fender im Wasser.“ Und tatsächlich, jetzt haben wir wieder einen mehr, zum Ausgleich für den verlorenen in Lymington. Guter Junge! :)

Draussen auf dem Meer beobachteten wir ein paar Vögel, die über dem Blinker der ausgeworfenen Angel kreisten und mit ihren grossen Schnäbeln immer nach unten lugten. Ich dachte, bitte nicht anbeissen! Hamse nicht, aber auch kein Fisch, so dass es zum Mittag Gulasch gab, den ich schon in Lagos vorbereitet hab. Erst danach biss eine recht zierliche Makrele an.

Ca. 22 Uhr. Ich habe viel Zeit – alle schlafen, ich liege allein in der Plicht, gemütlich an die Kissen gelehnt auf unserer Matratze, einen Schlafsack bereitgelegt für später. Und schiebe Nachtwache, die Acht-Zweier. Der Mond leuchtet schon helle.
Zum Glück hat der Wind wieder zugelegt. Wunderbar, nach einer Nacht und einem Tag motoren endlich wieder aus und nur das Boot durch´s Wasser rauschen zu hören.

Leider ging Gerd tags darauf nicht an sein Handy, als wir ihm per Satellit ein 4stimmiges Geburtstagsständchen singen wollten.

Heut war der dritte Tag auf See. So langsam stellt sich schon Routine ein. Selbst bei nächtlichen Wachen. Noch letzte Nacht habe ich öfter mit dem Schlaf gekämpft und ein paar Mal verloren, so entsetzlich müde war ich. Gab natürlich Mecker vom Chef. Zum Glück ist kaum „was los“, nur den ersten Tag/Nacht mussten wir viel auf Containerfrachter achtgeben (Verkehrstrennungsgebiet). Schon am zweiten Tag sahen wir nur noch wenige andere Schiffe (kein Segelboot dabei) und heut noch gar keins. Dafür – ich zähl mal auf: ein paar Delfine (ein wunderschönes Bild, wie die Truppe gewandt und schnell unsere Bugbegleiter waren),
einen schwimmenden grösseren Behälter, den wir neugierig ansteuerten, (hatte wohl ein Fischerboot verloren, ich hoffe, es hing nicht noch unten dran), ein paar hübsche Thunfische, die irgendwie unsere Angel nicht entdeckt haben, die wir hinter uns herzogen, ein paar Schildkröten, die zum Luftholen an die
Wasseroberfläche kamen, tuffige Wölkchen am blauen Himmel und wunderschönes knalleblaues Wasser mit Lichtstrahlen, die in die Tiefe gingen.
Zum Nichtsattsehen. Christoph mag jetzt denken, Hä? Er legt den Fokus natürlich mehr auf die technische Seite des Segelns...aber da lief ja nicht so viel, wir hatten Flaute.
Die Nähe zu Afrika war spürbar, pottenheiss schien die Sonne aufs Deck und im Windschatten war es kaum aushaltbar. Das Wasser hatte auf unserer Reise noch nie erlebte sagenhafte 24 Grad. Was Birgit, meine Schwiegermutter, zu der Sorge trieb, wir könnten Badelust entwickeln. (wegen Haien)
Über Kurzwelle haben wir ein paar aktuelle Statusmails an unsere Familie geschickt. Bin ja stolz, dass ich das Funkgerät und Modem des Nachts auch allein bedienen konnte.

Einmal zog Christoph seine Angel ein mit viel Ach&Krach (er geht übrigens eher so auf grosse Fische, deshalb auch überdimensionaler Blinker und armdicke Angelsehne), da schnellte auf den letzten Meter der Blinker samt zwei dicken Haken wie eine Peitsche durch die Luft an Bord und blieb – Oh grosser Schreck! – an Tildas Schwimmweste stecken, die das Schauspiel neben ihm neugierig beobachtete. Sein trockener Kommentar dazu: „Na besser, als wenn´s oben im Segel hängt.“ :)

Am Horizont entdeckte ich voller Freude ein anderes Segelboot, was sich aber beim Näherkommen als die weissen Aufbauten eines grossen Containerschiffes herausstellte. Mhmmm. Bei den Bedingungen hat sich wohl keine andere Yacht auf den Weg gemacht.

Unsere Süsswasservorräte erlaubten uns, an Deck zu duschen und Haare zu waschen. Erst wurde mit Meerwasser eingeweicht und abgeseift, danach noch einmal mit Süsswasser abgespült. Sehr erfrischend und ein Gefühl, wie neugeboren.

Bei der morgendlichen Funkrunde hatten wir wieder mal seit längerem Kontakt zu Dietmar von der SUMMER und konnten ein Schwätzchen halten.

Leider ging es auf dem Törn nicht so richtig vorwärts, was wir aber eigentlich schon wussten, als wir in Lagos abgelegt haben. Aber wir hatten mal wieder einen Termin. Meine Eltern und mein Bruder waren inzwischen schon auf Madeira. Wenig bis gar kein Wind oder Wind von vorne mit Wellen, so dass wir kreuzen mussten. Das war zwischenzeitlich sehr zermürbend, wenn ich auf dem Kartenplotter sah, dass wir einen grossen Umweg machen mussten, die Fahrzeit wieder auf 99:59 Std. sprang (mehr kann die Anzeige nicht) und aus vorher gesagten vier Tagen (Ralf von der MAL WIEDER hatte es mit einem Programm für uns ausgerechnet und nannte uns „Postdampfer“), wurden fünf. Die Ungeduld fuhr mit.

Am vierten Abend haben wir unsere Wache getauscht, weil wieder etwas mehr Wind war 
und Christoph der Segelerfahrene von uns beiden ist. So ging ich diesmal bei Sonnenuntergang mit den Kindern schlafen. Am Horizont viele hoch aufgetürmte Wolken. Christoph band ein Reff ins Segel und ihm war ein wenig bange wegen Gewitter. Es war dann aber wohl nur Wetterleuchten. So kann ich ja das Hand-GPS wieder aus dem Herd holen. :) Wir hofften auf die vorhergesagte Winddrehung nach West, damit wir Porto Santo anliegen können. Um ein Uhr nachts hatte das Hoffen ein Ende, der Wind drehte und wir konnten unser Ziel direkt ansteuern. Jetzt waren es nur noch ca. 50 Seemeilen und 10 Stunden laut GPS. Juchu! Wir waren wie beflügelt und voller guter Laune. Festgestellt, unser Backbordbug läuft ca. einen halben bis einen Knoten besser.

Am Vormittag gegen Neun war dann endlich Land in Sicht! Die hohen Berge von Madeira, wie wir dachten. Später stellte sich heraus, es waren die von Porto Santo. Einen Regenbogen gabs auch noch dazu und als wir uns der Insel noch weiter näherten, Spaghetti alio e olio und viele lustige Delfine.

Mein Fazit: Ich bin ein wenig stolz, dass wir diese kleine Steigerung auch wieder so gut gemeistert haben („So schlimm war es ja gar nicht.“) und denke, wir haben das Beste draus gemacht. Mein weiser Skipper hat die optimalen Entscheidungen getroffen. Wir haben wieder einiges gelernt, wie z.B. das es eine stromsparende Radareinstellung gibt, die nur alle 15 min scannt. So konnte man sich den Wecker bei der Nachtwache alle 15 min stellen (was sehr half bei starkem Schlafverlocken). Oder unseren Wasser und Obstverbrauch beobachtet. (Zum Schluss hatten wir nur noch ein paar Zitronen im Netz.) Die Kinder sind an die Umstände sehr gut gewöhnt und „verhalten sich völlig normal“. Und wir hatten wie immer Glück, keine extremen Bedingungen zu erleben.

Dienstag, 2. September 2014

31. Lissabon (P) – Sesimbra (P) – Sines (P) – Lagos (P)
Neue Freunde, Bastlerglück und Familienleben“

So, nun steht uns eine fünftägige (wenn alles gut läuft) Segeltour bevor: Wir brechen auf in Lagos mit dem Ziel Porto Santo oberhalb Madeiras. Wenn ich mir das auf der Karte anschaue – liegt schon ein wenig im Nirgendwo. Mal nicht an einer Küste entlang. Und das erste Mal Übernachtfahrt ohne einen dritten Wachmann.
Auf Madeira haben meine Eltern und mein Bruder spontan einen Urlaub gebucht. Freuen uns schon auf ein paar Tage zusammen.
Das heisst aber auch, Abschied nehmen von Birgit & Gerd, mit denen wir Portugal unsicher gemacht haben und die uns on the road „verfolgten“... aber auf solch einer Reise gibt es eben viele Abschiede und Neuanfänge.

Nochmal zurückerinnert: In Lissabon, wo wir ca. eine Woche in der Expo-Marina lagen, hatten wir das Glück, die nette Gesellschaft von Inge & Ralf von der MAL WIEDER zu geniessen, die uns allerlei nützliche Segel- und Ausrüstungstipps geben konnten und die ein oder andere Anekdote aus dem Segelalltag parat hatten.
Hobbyraum

Wir haben so viele Sachen am Boot optimiert, die uns jetzt die ein oder andere Stunde Müssiggang auf See bescheren (dieses leichtgängige Steuerrad – unglaublich! Kommentar Christoph: Wir haben die obere Ruderschaftbuchse um ca. 1 cm nach Bb verschoben und so die Schwergängigkeit des Ruders auf ca. 1/10 reduziert, so dass wir jetzt schon bei ca. 2 Bft mit der Windsteueranlage fahren können und nicht wie vorher erst ab 4-5 Bft) und die Sicherheit noch weiter erhöhen. Wir Frauen haben derweil die „leichten Arbeiten“ ausgeführt wie z.B. Kinder hüten, Lebensmittel ranschaffen, verstauen und aufbereiten, Katzenstreu in Damenstrümpfe füllen (zum Feuchtigkeit aufnehmen) oder Stellen im Lack ausbessern am Boot. So hatte jeder, wie eigentlich immer, was zu tun und alle waren voll eingespannt. Hier in Lagos hat Christoph die Bootsbasteleien noch weiter fortgeführt – so haben wir jetzt u.a. die Windsteueranlage frisch gefettet, die Backstagen aktiviert, Motorölwechsel durchgeführt, die Positionslampen repariert und das Unterwasserschiff geschrubbt.
Ich erinnere mich, einen Satz belauscht zu haben von Christoph auf dem Steg, der zu Ralf voller Inbrunst meinte: „Heute war ein schöner Tag – wir haben neue Steuerseile.“
Eine Routine stellte sich schnell ein, Christoph zog jeden morgen mit beiden Kindern los, um Brötchen zu holen und sie liebten diesen Gang, gab es doch für jeden immer eine Kakao-Milch (oder auch mal zwei, wenn sie sich eine übers Chemisette gekippt haben).

Ein Abschied in Lissabon
Beim Ablegen morgens um 7 aus Lissabon waren wir sehr gerührt, dass Inge & Ralf,

bekennende Langschläfer, extra früh aufgestanden sind, um uns zu verabschieden.

Nach Sesimbra war es nur eine kleine Etappe von ca. 30 Seemeilen. Von der Marina wurden wir willkommen geheissen mit einem kleinen Begrüssungsgeschenk – ein Beutel mit Käse, Wein und Wasser. Sehr nett.
Ein Wiedersehen in Sesimbra
Für einen Nachmittags-Ausflug in den kleinen Badeort mit Einkehr in ein kleines Restaurant mit herrlichem Blick aufs Meer hat die Zeit gereicht, am nächsten Tag ging es schon wieder weiter nach Sines, Geburtsort von Vasco da Gama. Auch nur für eine Nacht. Lagos war ja wieder das grössere Ziel, wo wir ein paar Tage verweilen wollten.
Unterwegs tauchten – wir sind uns nicht ganz sicher – vielleicht kleine Wale unter unserem Boot durch. Wir sahen nur die pechschwarzen Rücken und Christoph meinte, runde Köpfe gesehen zu haben, also wohl keine Delfine. Und am Horizont sahen wir eine Nebelwand, die sich aber zum Glück nicht weiter auf uns zubewegte.
In Sines haben wir mal wieder vor dem Aufstehen abgelegt – Christoph wollte das Manöver eigentlich allein bewältigen, mein Pech, dass ich mich auch schon oben an Deck gezeigt hab. So räumte ich Leinen und Fender im Nachtgewand weg. Eine lange Etappe nach Lagos lag ja vor uns, ca. 80 Seemeilen. Die Kinder waren recht quengelig, wir schoben`s auf das frühe Erwachen.

Christoph: Bei leichtem Wind von hinten ging es parallel zur Küste gen Süden, anfangs mit Motor, später mit Motor und Gross, dann mit Gross und Genua und als uns dann eine Bavaria 37 zu dicht auf die Hacken rückte, wurde die Genua durch den Gennaker ersetzt. Kurz vor dem Kap Sao Vincenze schlief der Wind wieder fast ein, so dass wir den Motor kurz wecken mussten. Die Motorfahrt dauerte nicht lang, der Wind nahm wieder zu und das ziemlich rasant, so dass wir innerhalb kürzester Zeit erst die Genua klein machen mussten, um anschliessend erst das erste und dann das zweite Reff in das Grosssegel einzubinden. 
Rum ums Kap und Karacho!
Wie uns unsere Gegner von der Bavaria 37 später mitteilten, hatten wir auf einmal 6 Windstärken mit Böen von gut 8. So war die Bemerkung von unserer talentierten und sehr aufmerksamen Steuerfrau (Bemerkung Katja: :-)) wohl auch zutreffend, die feststellte, dass wir auf unserer Reise noch nie soviel Wind gehabt haben. Letzterer sorgte aber dafür, dass wir schon kurz vor dem Dunkelwerden Lagos erreichten, wo meine Mutter und Gerd uns schon auf der Mole begrüssten.

Katja: Ich fand den Wind toll, der uns so schnell vorwärts getrieben hat. Zum Schluss nochmal ein Endspurt. Bei Sonnenschein und ohne hohe Wellen überhaupt nicht unangenehm. Ein wenig Gischt erfrischte uns sogar ab und zu in der Plicht. Die Kinder liess die Segel-Action völlig unbeeindruckt, sie spielten ungestört weiter in der Plicht, nahmen ihr Abendbrot zu sich und liessen sich problemlos zu Bett (Salonkoje mit Lee-Segel) bringen. So dachten wir, haben wir Ruhe beim Anlegen in Lagos.

Schön, diese lange Etappe so schnell und sicher bewältigt zu haben, machten wir in der Marina fest. Nicht die billigste, aber dafür mitten im Urlauberparadies. Die fünf Tage Lagos lasse ich jetzt erstmal sacken und schreibe den Blog vielleicht die nächsten Tage auf See weiter...