Dienstag, 2. September 2014

31. Lissabon (P) – Sesimbra (P) – Sines (P) – Lagos (P)
Neue Freunde, Bastlerglück und Familienleben“

So, nun steht uns eine fünftägige (wenn alles gut läuft) Segeltour bevor: Wir brechen auf in Lagos mit dem Ziel Porto Santo oberhalb Madeiras. Wenn ich mir das auf der Karte anschaue – liegt schon ein wenig im Nirgendwo. Mal nicht an einer Küste entlang. Und das erste Mal Übernachtfahrt ohne einen dritten Wachmann.
Auf Madeira haben meine Eltern und mein Bruder spontan einen Urlaub gebucht. Freuen uns schon auf ein paar Tage zusammen.
Das heisst aber auch, Abschied nehmen von Birgit & Gerd, mit denen wir Portugal unsicher gemacht haben und die uns on the road „verfolgten“... aber auf solch einer Reise gibt es eben viele Abschiede und Neuanfänge.

Nochmal zurückerinnert: In Lissabon, wo wir ca. eine Woche in der Expo-Marina lagen, hatten wir das Glück, die nette Gesellschaft von Inge & Ralf von der MAL WIEDER zu geniessen, die uns allerlei nützliche Segel- und Ausrüstungstipps geben konnten und die ein oder andere Anekdote aus dem Segelalltag parat hatten.
Hobbyraum

Wir haben so viele Sachen am Boot optimiert, die uns jetzt die ein oder andere Stunde Müssiggang auf See bescheren (dieses leichtgängige Steuerrad – unglaublich! Kommentar Christoph: Wir haben die obere Ruderschaftbuchse um ca. 1 cm nach Bb verschoben und so die Schwergängigkeit des Ruders auf ca. 1/10 reduziert, so dass wir jetzt schon bei ca. 2 Bft mit der Windsteueranlage fahren können und nicht wie vorher erst ab 4-5 Bft) und die Sicherheit noch weiter erhöhen. Wir Frauen haben derweil die „leichten Arbeiten“ ausgeführt wie z.B. Kinder hüten, Lebensmittel ranschaffen, verstauen und aufbereiten, Katzenstreu in Damenstrümpfe füllen (zum Feuchtigkeit aufnehmen) oder Stellen im Lack ausbessern am Boot. So hatte jeder, wie eigentlich immer, was zu tun und alle waren voll eingespannt. Hier in Lagos hat Christoph die Bootsbasteleien noch weiter fortgeführt – so haben wir jetzt u.a. die Windsteueranlage frisch gefettet, die Backstagen aktiviert, Motorölwechsel durchgeführt, die Positionslampen repariert und das Unterwasserschiff geschrubbt.
Ich erinnere mich, einen Satz belauscht zu haben von Christoph auf dem Steg, der zu Ralf voller Inbrunst meinte: „Heute war ein schöner Tag – wir haben neue Steuerseile.“
Eine Routine stellte sich schnell ein, Christoph zog jeden morgen mit beiden Kindern los, um Brötchen zu holen und sie liebten diesen Gang, gab es doch für jeden immer eine Kakao-Milch (oder auch mal zwei, wenn sie sich eine übers Chemisette gekippt haben).

Ein Abschied in Lissabon
Beim Ablegen morgens um 7 aus Lissabon waren wir sehr gerührt, dass Inge & Ralf,

bekennende Langschläfer, extra früh aufgestanden sind, um uns zu verabschieden.

Nach Sesimbra war es nur eine kleine Etappe von ca. 30 Seemeilen. Von der Marina wurden wir willkommen geheissen mit einem kleinen Begrüssungsgeschenk – ein Beutel mit Käse, Wein und Wasser. Sehr nett.
Ein Wiedersehen in Sesimbra
Für einen Nachmittags-Ausflug in den kleinen Badeort mit Einkehr in ein kleines Restaurant mit herrlichem Blick aufs Meer hat die Zeit gereicht, am nächsten Tag ging es schon wieder weiter nach Sines, Geburtsort von Vasco da Gama. Auch nur für eine Nacht. Lagos war ja wieder das grössere Ziel, wo wir ein paar Tage verweilen wollten.
Unterwegs tauchten – wir sind uns nicht ganz sicher – vielleicht kleine Wale unter unserem Boot durch. Wir sahen nur die pechschwarzen Rücken und Christoph meinte, runde Köpfe gesehen zu haben, also wohl keine Delfine. Und am Horizont sahen wir eine Nebelwand, die sich aber zum Glück nicht weiter auf uns zubewegte.
In Sines haben wir mal wieder vor dem Aufstehen abgelegt – Christoph wollte das Manöver eigentlich allein bewältigen, mein Pech, dass ich mich auch schon oben an Deck gezeigt hab. So räumte ich Leinen und Fender im Nachtgewand weg. Eine lange Etappe nach Lagos lag ja vor uns, ca. 80 Seemeilen. Die Kinder waren recht quengelig, wir schoben`s auf das frühe Erwachen.

Christoph: Bei leichtem Wind von hinten ging es parallel zur Küste gen Süden, anfangs mit Motor, später mit Motor und Gross, dann mit Gross und Genua und als uns dann eine Bavaria 37 zu dicht auf die Hacken rückte, wurde die Genua durch den Gennaker ersetzt. Kurz vor dem Kap Sao Vincenze schlief der Wind wieder fast ein, so dass wir den Motor kurz wecken mussten. Die Motorfahrt dauerte nicht lang, der Wind nahm wieder zu und das ziemlich rasant, so dass wir innerhalb kürzester Zeit erst die Genua klein machen mussten, um anschliessend erst das erste und dann das zweite Reff in das Grosssegel einzubinden. 
Rum ums Kap und Karacho!
Wie uns unsere Gegner von der Bavaria 37 später mitteilten, hatten wir auf einmal 6 Windstärken mit Böen von gut 8. So war die Bemerkung von unserer talentierten und sehr aufmerksamen Steuerfrau (Bemerkung Katja: :-)) wohl auch zutreffend, die feststellte, dass wir auf unserer Reise noch nie soviel Wind gehabt haben. Letzterer sorgte aber dafür, dass wir schon kurz vor dem Dunkelwerden Lagos erreichten, wo meine Mutter und Gerd uns schon auf der Mole begrüssten.

Katja: Ich fand den Wind toll, der uns so schnell vorwärts getrieben hat. Zum Schluss nochmal ein Endspurt. Bei Sonnenschein und ohne hohe Wellen überhaupt nicht unangenehm. Ein wenig Gischt erfrischte uns sogar ab und zu in der Plicht. Die Kinder liess die Segel-Action völlig unbeeindruckt, sie spielten ungestört weiter in der Plicht, nahmen ihr Abendbrot zu sich und liessen sich problemlos zu Bett (Salonkoje mit Lee-Segel) bringen. So dachten wir, haben wir Ruhe beim Anlegen in Lagos.

Schön, diese lange Etappe so schnell und sicher bewältigt zu haben, machten wir in der Marina fest. Nicht die billigste, aber dafür mitten im Urlauberparadies. Die fünf Tage Lagos lasse ich jetzt erstmal sacken und schreibe den Blog vielleicht die nächsten Tage auf See weiter...

2 Kommentare:

  1. Da muss ein Deutscher Ingenieur erst kommen, um eine mehr als dreißigjährige schwergängige Ruderanlage in eine leichtgängige umzubauen! Herzlichen Glückwunsch! Ich bin stolz auf Dich. Papa

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    1. Asche auf mein Haupt, meine Ingenieursausbildung hat dafür nicht gereicht, ich wäre so weiter gefahren und mich damit arrangiert. Dank Ralf einem Schiffbauingenieur von der SY Malwieder habe wir die Ruderumbauten unternommen und sind jetzt ziemlich froh darüber.
      Gruss
      Christoph

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