31. Lissabon (P) –
Sesimbra (P) – Sines (P) – Lagos (P)
„Neue Freunde, Bastlerglück und
Familienleben“
So, nun steht uns eine fünftägige
(wenn alles gut läuft) Segeltour bevor: Wir brechen auf in Lagos mit
dem Ziel Porto Santo oberhalb Madeiras. Wenn ich mir das auf der
Karte anschaue – liegt schon ein wenig im Nirgendwo. Mal nicht an
einer Küste entlang. Und das erste Mal Übernachtfahrt ohne einen
dritten Wachmann.
Auf Madeira haben meine Eltern und mein
Bruder spontan einen Urlaub gebucht. Freuen uns schon auf ein paar
Tage zusammen.
Das heisst aber auch, Abschied nehmen
von Birgit & Gerd, mit denen wir Portugal unsicher gemacht haben
und die uns on the road „verfolgten“... aber auf solch einer
Reise gibt es eben viele Abschiede und Neuanfänge.
Nochmal zurückerinnert: In Lissabon,
wo wir ca. eine Woche in der Expo-Marina lagen, hatten wir das Glück,
die nette Gesellschaft von Inge & Ralf von der MAL WIEDER zu
geniessen, die uns allerlei nützliche Segel- und Ausrüstungstipps
geben konnten und die ein oder andere Anekdote aus dem Segelalltag
parat hatten.
Hobbyraum |
Wir haben so viele Sachen am Boot
optimiert, die uns jetzt die ein oder andere Stunde Müssiggang auf
See bescheren (dieses leichtgängige Steuerrad – unglaublich!
Kommentar Christoph: Wir haben die obere Ruderschaftbuchse um
ca. 1 cm nach Bb verschoben und so die Schwergängigkeit des Ruders
auf ca. 1/10 reduziert, so dass wir jetzt schon bei ca. 2 Bft mit der
Windsteueranlage fahren können und nicht wie vorher erst ab 4-5 Bft)
und die Sicherheit noch weiter erhöhen. Wir Frauen haben derweil die
„leichten Arbeiten“ ausgeführt wie z.B. Kinder hüten,
Lebensmittel ranschaffen, verstauen und aufbereiten, Katzenstreu in
Damenstrümpfe füllen (zum Feuchtigkeit aufnehmen) oder Stellen im
Lack ausbessern am Boot. So hatte jeder, wie eigentlich immer, was zu
tun und alle waren voll eingespannt. Hier in Lagos hat Christoph die
Bootsbasteleien noch weiter fortgeführt – so haben wir jetzt u.a.
die Windsteueranlage frisch gefettet, die Backstagen aktiviert,
Motorölwechsel durchgeführt, die Positionslampen repariert und das
Unterwasserschiff geschrubbt.
Ich erinnere mich, einen Satz belauscht
zu haben von Christoph auf dem Steg, der zu Ralf voller Inbrunst
meinte: „Heute war ein schöner Tag – wir haben neue
Steuerseile.“
Eine Routine stellte sich schnell ein,
Christoph zog jeden morgen mit beiden Kindern los, um Brötchen zu
holen und sie liebten diesen Gang, gab es doch für jeden immer eine
Kakao-Milch (oder auch mal zwei, wenn sie sich eine übers Chemisette
gekippt haben).
Ein Abschied in Lissabon |
bekennende Langschläfer, extra früh aufgestanden sind, um uns zu verabschieden.
Nach Sesimbra war es nur eine kleine
Etappe von ca. 30 Seemeilen. Von der Marina wurden wir willkommen
geheissen mit einem kleinen Begrüssungsgeschenk – ein Beutel mit
Käse, Wein und Wasser. Sehr nett.
Ein Wiedersehen in Sesimbra |
Unterwegs tauchten – wir sind uns
nicht ganz sicher – vielleicht kleine Wale unter unserem Boot
durch. Wir sahen nur die pechschwarzen Rücken und Christoph meinte,
runde Köpfe gesehen zu haben, also wohl keine Delfine. Und am
Horizont sahen wir eine Nebelwand, die sich aber zum Glück nicht
weiter auf uns zubewegte.
In Sines haben wir mal wieder vor dem
Aufstehen abgelegt – Christoph wollte das Manöver eigentlich
allein bewältigen, mein Pech, dass ich mich auch schon oben an Deck
gezeigt hab. So räumte ich Leinen und Fender im Nachtgewand weg.
Eine lange Etappe nach Lagos lag ja vor uns, ca. 80 Seemeilen. Die
Kinder waren recht quengelig, wir schoben`s auf das frühe Erwachen.
Christoph: Bei leichtem Wind von
hinten ging es parallel zur Küste gen Süden, anfangs mit Motor,
später mit Motor und Gross, dann mit Gross und Genua und als uns
dann eine Bavaria 37 zu dicht auf die Hacken rückte, wurde die Genua
durch den Gennaker ersetzt. Kurz vor dem Kap Sao Vincenze schlief der
Wind wieder fast ein, so dass wir den Motor kurz wecken mussten. Die
Motorfahrt dauerte nicht lang, der Wind nahm wieder zu und das
ziemlich rasant, so dass wir innerhalb kürzester Zeit erst die Genua
klein machen mussten, um anschliessend erst das erste und dann das
zweite Reff in das Grosssegel einzubinden.
Rum ums Kap und Karacho! |
Katja: Ich fand den Wind toll,
der uns so schnell vorwärts getrieben hat. Zum Schluss nochmal ein
Endspurt. Bei Sonnenschein und ohne hohe Wellen überhaupt nicht
unangenehm. Ein wenig Gischt erfrischte uns sogar ab und zu in der
Plicht. Die Kinder liess die Segel-Action völlig unbeeindruckt, sie spielten ungestört weiter in der Plicht, nahmen ihr Abendbrot zu sich und liessen sich problemlos zu Bett (Salonkoje mit Lee-Segel) bringen. So dachten wir, haben wir Ruhe beim Anlegen in Lagos.
Schön, diese lange Etappe so schnell
und sicher bewältigt zu haben, machten wir in der Marina fest. Nicht
die billigste, aber dafür mitten im Urlauberparadies. Die fünf Tage
Lagos lasse ich jetzt erstmal sacken und schreibe den Blog vielleicht
die nächsten Tage auf See weiter...
Da muss ein Deutscher Ingenieur erst kommen, um eine mehr als dreißigjährige schwergängige Ruderanlage in eine leichtgängige umzubauen! Herzlichen Glückwunsch! Ich bin stolz auf Dich. Papa
AntwortenLöschenAsche auf mein Haupt, meine Ingenieursausbildung hat dafür nicht gereicht, ich wäre so weiter gefahren und mich damit arrangiert. Dank Ralf einem Schiffbauingenieur von der SY Malwieder habe wir die Ruderumbauten unternommen und sind jetzt ziemlich froh darüber.
LöschenGruss
Christoph