29.
Porto (P) – Aveiro (P) – Figuera de Foz (P) – Nazarè (P)
„Ein
mulmiges Gefühl und portugiesische Urlauber-Orte“
Auf
dem Weg von Porto Richtung Aveiro wurde es grau und nieselig und bei
dem Wetter war uns Ankommen wichtiger als Segeln, so dass wir mit dem
Kreuzen aufhörten und uns für den Motor entschieden haben.
Als
wir uns der Hafeneinfahrt von Aveiro näherten - zugleich auch eine
Flussmündung, (Wir hatten vorher schon gelesen,
dass dies einer der ersten Häfen war, die bei ungünstigen
Bedingungen schliesst), sahen wir ziemlich wild brechende Wellen in
Lee von uns. Allerdings hatten wir zuvor über Funk von der Port
Control grünes Licht bekommen.
So
fuhren wir ganz dicht an der Hafenmole entlang und kämpften uns
gegen den Strom mit teilweise 2 kn über Grund (4 kn Gegenstrom)
vorwärts. Wir hatten die Tiden nicht berücksichtigt bei unserer
Ankunft und es waren grad die ungünstigsten Bedingungen. Es sah auch
richtig unheimlich aus, wie das Wasser strudelte und an anderen
Stellen ölig glatt war. Uns war die Sache gar nicht geheuer –
Christoph dachte nur daran, dass jetzt auf keinen Fall der Motor
ausfallen dürfe und ich in Unkenntnis von Stromeigenschaften dachte
nur, bitte nicht auf die Steine der ca. 3 m dichten Mole aufrauschen.
Zumal Christoph auch als Vorsichtsmassnahme die Kinder unter Deck
geschickt, das Schiebeluk zugemacht hatte und sehr angespannt wirkte.
Der
Hafen war ungewohnt klein, nur einheimische Boote, keine anderen
Segler. Hätte gedacht, bei dem Strom kommen wir gar nicht durch die
enge Einfahrt. Aber Christoph hatte die Situation zum Glück gut im
Griff und so fuhren wir langsam in den Schlick unseres zuerst
ausgewählten Anlegeplatzes. Einen Pluspunkt gabs – es gab keine
Hafengebühr.
Nächsten
Tag ging es weiter nach Figuera da Foz. Beim Ausfahren aus Aveiro
beschlich mich wieder das beklemmende Gefühl und ich hoffte, dass
das Wasser diesmal anders aussehen würde. So war es dann auch –
keine Probleme, diesmal hatten wir ja auch den Gezeitenstrom
berücksichtigt.
Trotzdem
noch etwas alarmiert, versuchten wir wieder für den nächsten Hafen
die Port Control anzufunken. Aber keine Antwort. Mhmmmm. Aber dann
dachten wir, wenn Gefahr besteht, würden sie schon antworten bzw.
wir schauten fleissig durchs Fernglas, um etwaige Hafenwarnungen in
der Nähe des Leuchtturms zu erkennen. Zudem schien wieder die Sonne
und das Wasser war strahlend blaugrün und bei Sonnenschein wirkt
alles nicht mehr ganz so bedrohlich, habe ich festgestellt.
Unterwasserschiff-Reinigung |
Wir
hatten recht hohe Wellen, die man aber nur sah, wenn man nach hinten
schaute. Sanft und langgestreckt, also kein Problem. Eigentlich auch
ein schönes Gefühl, wenn die Wellen die Muline anheben, ein Stück
mittragen und wieder absetzen. Man muss nur Sorge tragen, dass im
Boot die Einrichtung bei dem starken Schlingern nicht durch die
Gegend fliegt.
Tags
darauf haben wir uns nachmittags wieder spontan auf den Weg gemacht.
Christoph hatte diverse Boote beobachtet, die schon vorher abgelegt
hatten und checkte noch einmal das Wetter. Mit dem Ergebnis, dass für
die kommenden Tage etwas mehr Wind vorausgesagt wurde – Windstärken
von 5-6. Also eilten wir mit der Herde mit, zum nächsten Hafen, nach Nazarè,
nur ca. 30 Seemeilen entfernt. Wir wollten uns mit Christophs Eltern
ja wieder treffen, die schon in Lissabon auf uns warteten.
Die
See war fast spiegelglatt, gar ölig, ganz anders als am Tag zuvor
mit den hohen Wellen. Konsequenz: Mal wieder den Motor an. Diesmal
kam mir die Motorfahrt sehr entspannt vor, Christoph sass eine Weile
vorn am Bug mit den Kindern und ich konnte meinen Gedanken nachhängen
in der Plicht und der Atlantik glitzerte in der Sonne.
Am
Horizont seeseitig zog eine Wetterfront auf, es wurde merklich
dunkler, aber keine bedrohlichen dunklen Wolken, sondern wie eine
verfrühte Dämmerung. Wir legten die Kinder schlafen und genossen
die Ruhe. Kurz vorm Hafen wurde es neblig. Aber kein Problem, die
Sicht war nicht allzu schlecht und wir hatten für alle Fälle den
Radar angeschaltet. Ein paar Delfine kreuzten unseren Weg,
interessierten sich aber nicht für uns. Um 21:30 Uhr bei Dunkelheit
legten wir in der Marina von Nazarè an. Ein kleiner Hafen, etwas
heruntergekommenes Gelände. Mit zwei drei Yachten, die wir schon
kannten.
Hier
blieben wir für 3 Tage, weil recht heftige Böen durch die Marina
fegten und der Wetterbericht zuviel Wind für uns vorhersagte.
So
baten wir Birgit & Gerd, sich doch auf den Weg von Lissabon
wieder zurück in den Norden zu uns zu machen. Das nahm uns auch
etwas Druck, weiter zu müssen.
Zusammen
machten wir uns tags darauf auf den Weg in den ca. 2/3 km entfernten
Ort bis hoch auf die Steilküste mit altem Ortskern und herrlichem
Ausblick auf die grosse Bucht mit den hunderten Urlaubern am breiten
Strand.
Wieder unten suchten wir uns ein tolles Seafood-Restaurant
und schlemmten, was das Zeug hielt, inklusive zweier Karaffen schön
gekühlter Sangria.
Die Lütten sind total
tapfer den ganzen Weg mit uns mitgestiefelt, mussten nur auf dem
letzten Stück Weg auf den Schultern getragen werden.
Wir rückten mal wieder
zusammen für die Nacht, Birgit und Gerd schliefen mit an Bord wegen
der Gefahr, nachts mit ihrem Bus vom Gelände geschickt zu werden.
30. Nazarè (P) – Peniche (P) – Lissabon (P)
Am
dritten Tag war noch immer viel Wind, aber wir konnten es wagen, uns
auf den Weg zur nächsten Etappe – Peniche, ca. 20 Seemeilen – zu
machen. Wir legten um 10 Uhr ab. Diesmal war Birgit mit an Bord und
Gerd fuhr allein mit dem VW-Bus. Aber vorher flitzte er noch auf die
Mole, um Fotos von uns beim Auslaufen zu machen.
Das
Segeln war entspannt und recht schaukelig. Unterwegs backten wir sogar
noch einen Käsekuchen, hatten wir doch entdeckt, dass wir 10
Packungen Frischkäse gebunkert hatten, deren Haltbarkeitsdatum
diesen Monat abgelaufen ist. Und waren kurz vor Drei im Hafen, wo
Gerd schon wieder armeschwenkend auf der Mole stand und unser
Einlaufen fotografisch festgehalten hat.
Einen
Tag später, gleich nach dem Frühstück trennten sich unsere Wege
wieder, heisst, die Fortbewegungsmittel, und es hiess wieder einmal Leinen
los und auf nach Lissabon! Eine sehr abwechslungsreiche Tour. Wir
segelten mit Wind von hinten mit ausgebaumter Fock, dann wieder
schmissen wir den Motor an, wenn der Wind zu doll nachliess. An einer
„Landecke“ (Kap) frischte auf einmal der Wind
merklich auf ca. 5 Windstärken auf, so dass wir mit bis zu 8 Knoten
durchs Wasser dahinschossen. Auch das Wasser hatte eine andere Farbe,
hellgrün mit weisser Gischt und Kräuselwellen. Um Material zu
schonen, band Christoph sogleich ein Reff ins Gross und rollte die
Genua ein Stück ein, konnte aber an der nächsten „Ecke“ wieder
ausreffen, weil der Wind wieder fast weg war.
Dann wiederum schob uns der Strom mit knappen 4 kn von hinten (Gesamtgeschwindigkeit bis zu 9kn) in die Tejo-Mündung mit rein nach Lissabon, hindurch unter der riesigen markanten roten Auto-Eisenbahn-Brücke, vorbei an der menschenbelebten Wasseransicht der Altstadt, wo wir dann etwas geschafft vom langen Tag auf dem Wasser kurz vor Neun in der Expo-Marina festmachten.
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