Montag, 18. August 2014

29. Porto (P) – Aveiro (P) – Figuera de Foz (P) – Nazarè (P)
Ein mulmiges Gefühl und portugiesische Urlauber-Orte“

Auf dem Weg von Porto Richtung Aveiro wurde es grau und nieselig und bei dem Wetter war uns Ankommen wichtiger als Segeln, so dass wir mit dem Kreuzen aufhörten und uns für den Motor entschieden haben.
Als wir uns der Hafeneinfahrt von Aveiro näherten - zugleich auch eine Flussmündung, (Wir hatten vorher schon gelesen, dass dies einer der ersten Häfen war, die bei ungünstigen Bedingungen schliesst), sahen wir ziemlich wild brechende Wellen in Lee von uns. Allerdings hatten wir zuvor über Funk von der Port Control grünes Licht bekommen.


So fuhren wir ganz dicht an der Hafenmole entlang und kämpften uns gegen den Strom mit teilweise 2 kn über Grund (4 kn Gegenstrom) vorwärts. Wir hatten die Tiden nicht berücksichtigt bei unserer Ankunft und es waren grad die ungünstigsten Bedingungen. Es sah auch richtig unheimlich aus, wie das Wasser strudelte und an anderen Stellen ölig glatt war. Uns war die Sache gar nicht geheuer – Christoph dachte nur daran, dass jetzt auf keinen Fall der Motor ausfallen dürfe und ich in Unkenntnis von Stromeigenschaften dachte nur, bitte nicht auf die Steine der ca. 3 m dichten Mole aufrauschen. Zumal Christoph auch als Vorsichtsmassnahme die Kinder unter Deck geschickt, das Schiebeluk zugemacht hatte und sehr angespannt wirkte.
Der Hafen war ungewohnt klein, nur einheimische Boote, keine anderen Segler. Hätte gedacht, bei dem Strom kommen wir gar nicht durch die enge Einfahrt. Aber Christoph hatte die Situation zum Glück gut im Griff und so fuhren wir langsam in den Schlick unseres zuerst ausgewählten Anlegeplatzes. Einen Pluspunkt gabs – es gab keine Hafengebühr.

Nächsten Tag ging es weiter nach Figuera da Foz. Beim Ausfahren aus Aveiro beschlich mich wieder das beklemmende Gefühl und ich hoffte, dass das Wasser diesmal anders aussehen würde. So war es dann auch – keine Probleme, diesmal hatten wir ja auch den Gezeitenstrom berücksichtigt.

Trotzdem noch etwas alarmiert, versuchten wir wieder für den nächsten Hafen die Port Control anzufunken. Aber keine Antwort. Mhmmmm. Aber dann dachten wir, wenn Gefahr besteht, würden sie schon antworten bzw. wir schauten fleissig durchs Fernglas, um etwaige Hafenwarnungen in der Nähe des Leuchtturms zu erkennen. Zudem schien wieder die Sonne und das Wasser war strahlend blaugrün und bei Sonnenschein wirkt alles nicht mehr ganz so bedrohlich, habe ich festgestellt.
Unterwasserschiff-Reinigung
Wir hatten recht hohe Wellen, die man aber nur sah, wenn man nach hinten schaute. Sanft und langgestreckt, also kein Problem. Eigentlich auch ein schönes Gefühl, wenn die Wellen die Muline anheben, ein Stück mittragen und wieder absetzen. Man muss nur Sorge tragen, dass im Boot die Einrichtung bei dem starken Schlingern nicht durch die Gegend fliegt.

Tags darauf haben wir uns nachmittags wieder spontan auf den Weg gemacht. Christoph hatte diverse Boote beobachtet, die schon vorher abgelegt hatten und checkte noch einmal das Wetter. Mit dem Ergebnis, dass für die kommenden Tage etwas mehr Wind vorausgesagt wurde – Windstärken von 5-6. Also eilten wir mit der Herde mit, zum nächsten Hafen, nach Nazarè, nur ca. 30 Seemeilen entfernt. Wir wollten uns mit Christophs Eltern ja wieder treffen, die schon in Lissabon auf uns warteten.
Die See war fast spiegelglatt, gar ölig, ganz anders als am Tag zuvor mit den hohen Wellen. Konsequenz: Mal wieder den Motor an. Diesmal kam mir die Motorfahrt sehr entspannt vor, Christoph sass eine Weile vorn am Bug mit den Kindern und ich konnte meinen Gedanken nachhängen in der Plicht und der Atlantik glitzerte in der Sonne.
Am Horizont seeseitig zog eine Wetterfront auf, es wurde merklich dunkler, aber keine bedrohlichen dunklen Wolken, sondern wie eine verfrühte Dämmerung. Wir legten die Kinder schlafen und genossen die Ruhe. Kurz vorm Hafen wurde es neblig. Aber kein Problem, die Sicht war nicht allzu schlecht und wir hatten für alle Fälle den Radar angeschaltet. Ein paar Delfine kreuzten unseren Weg, interessierten sich aber nicht für uns. Um 21:30 Uhr bei Dunkelheit legten wir in der Marina von Nazarè an. Ein kleiner Hafen, etwas heruntergekommenes Gelände. Mit zwei drei Yachten, die wir schon kannten.
Hier blieben wir für 3 Tage, weil recht heftige Böen durch die Marina fegten und der Wetterbericht zuviel Wind für uns vorhersagte.
So baten wir Birgit & Gerd, sich doch auf den Weg von Lissabon wieder zurück in den Norden zu uns zu machen. Das nahm uns auch etwas Druck, weiter zu müssen.
Zusammen machten wir uns tags darauf auf den Weg in den ca. 2/3 km entfernten Ort bis hoch auf die Steilküste mit altem Ortskern und herrlichem Ausblick auf die grosse Bucht mit den hunderten Urlaubern am breiten Strand.
Wieder unten suchten wir uns ein tolles Seafood-Restaurant und schlemmten, was das Zeug hielt, inklusive zweier Karaffen schön gekühlter Sangria.
Die Lütten sind total tapfer den ganzen Weg mit uns mitgestiefelt, mussten nur auf dem letzten Stück Weg auf den Schultern getragen werden.
Wir rückten mal wieder zusammen für die Nacht, Birgit und Gerd schliefen mit an Bord wegen der Gefahr, nachts mit ihrem Bus vom Gelände geschickt zu werden.










30. Nazarè (P) – Peniche (P) – Lissabon (P)
Auf in die Hauptstadt!“

Am dritten Tag war noch immer viel Wind, aber wir konnten es wagen, uns auf den Weg zur nächsten Etappe – Peniche, ca. 20 Seemeilen – zu machen. Wir legten um 10 Uhr ab. Diesmal war Birgit mit an Bord und Gerd fuhr allein mit dem VW-Bus. Aber vorher flitzte er noch auf die Mole, um Fotos von uns beim Auslaufen zu machen.

Das Segeln war entspannt und recht schaukelig. Unterwegs backten wir sogar noch einen Käsekuchen, hatten wir doch entdeckt, dass wir 10 Packungen Frischkäse gebunkert hatten, deren Haltbarkeitsdatum diesen Monat abgelaufen ist. Und waren kurz vor Drei im Hafen, wo Gerd schon wieder armeschwenkend auf der Mole stand und unser Einlaufen fotografisch festgehalten hat.
Einen Tag später, gleich nach dem Frühstück trennten sich unsere Wege wieder, heisst, die Fortbewegungsmittel, und es hiess wieder einmal Leinen los und auf nach Lissabon! Eine sehr abwechslungsreiche Tour. Wir segelten mit Wind von hinten mit ausgebaumter Fock, dann wieder schmissen wir den Motor an, wenn der Wind zu doll nachliess. An einer „Landecke“ (Kap) frischte auf einmal der Wind merklich auf ca. 5 Windstärken auf, so dass wir mit bis zu 8 Knoten durchs Wasser dahinschossen. Auch das Wasser hatte eine andere Farbe, hellgrün mit weisser Gischt und Kräuselwellen. Um Material zu schonen, band Christoph sogleich ein Reff ins Gross und rollte die Genua ein Stück ein, konnte aber an der nächsten „Ecke“ wieder ausreffen, weil der Wind wieder fast weg war.

Dann wiederum schob uns der Strom mit knappen 4 kn von hinten (Gesamtgeschwindigkeit bis zu 9kn) in die Tejo-Mündung mit rein nach Lissabon, hindurch unter der riesigen markanten roten Auto-Eisenbahn-Brücke, vorbei an der menschenbelebten Wasseransicht der Altstadt, wo wir dann etwas geschafft vom langen Tag auf dem Wasser kurz vor Neun in der Expo-Marina festmachten.

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