Mittwoch, 6. Mai 2015

2. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

Andreas:
Heute war ich als Koch eingeteilt. Ich hatte Glück, vom Vortag war noch der vorzügliche Eintopf von Christoph da, der nur aufgewärmt werden musste.
Die Reisetabletten wurden von Jens und von mir benötigt, da die Schaukelei beträchtlich ist. Sie schlugen an, Ende gut, alles gut.

Katja: 
Jetzt sind vier eingefleischte Segler an Bord - und es wird nur über´s Kochen berichtet? Was ist da los???

Dienstag, 5. Mai 2015

1. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

Christoph:
Die Stimmung, Wetter, Geschwindigkeit sind super. Düsen mit gut 7 Knoten Richtung Bermuda und es sind nur noch 824,5 Seemeilen. Ein Grossteil ist geschafft und wir hoffen nun, dass Odin uns für den Rest der Reise auch so wohl gesonnen bleibt.
Ich persönlich habe heute meine ersten Küchendienst absolviert. Auf Grund meines Eintopfs wurden zwar keine Lobeshymnen angestimmt aber Kritik an der Kapitänskochkunst wurde auch nicht laut.So muss jetzt wieder raus, die Selbststeueranlage will nicht so wie der Rest der Crew.

Sonntag, 3. Mai 2015

53. U.S.V.I. – St. Thomas: Water Island <–> Red Hook Marina
Ruhe vor dem äh... vor der zweiten Atlantiküberquerung und Bye bye Muline in der Karibik und Auf Wiedersehen in Europa!“

die historische Crew

Läusemama, Läusewirt – das waren nun die netten Anreden von meinem Geliebten. Wir hatten natürlich alle die kleinen Krabbler auf dem Kopf. Christoph fackelte nicht lange und liess sich von mir ritscheratsche den Kopf kahl scheren. Ich konnte mich dazu nicht entschliessen. Der Lage sind wir aber wieder Herr inzwischen. Wär doch gelacht, bis jetzt haben wir alle blinden Passagiere erfolgreich von Bord jagen können.
Beim Abwasch ist was über Bord gegangen...

Die Vorbereitungen auf den zweiten grossen Törn, zurück übern Teich waren in vollem Gange. Wir verlegten uns in eine Marina. Der Käptn machte die grosse Motorwartung mit Ölwechsel. Die Überprüfung des Bordproviants förderte ungeahnten Reichtum zutage – wir hatten noch fast alle Konserven vom Anfang der Reise vorrätig.
Ja, was ist denn das noch alles?
Mein Bestreben, immer etwas Frisches und Gesundes auf dem Tisch zu haben, war wohl erfolgreich. Aber es steht ja noch eine längere Passage bevor...


Die neue Crew ist zu Dreiviertel komplett. Andreas, des Käpt´ns Papa und Burkhard, dessen Kumpel, allesgleichen erfahrene und stolze Shark24-Segler, sind jetzt mit von der Partie.

Gut vorbereitet - inklusive Zahnarztbesuch noch zuhause - kamen sie an und packten erstmal eine  nagelneue kleine Filmkamera, Badehosen und Sonnenhüte aus.
Allerdings begrüsste die Karibik den einen erstmal mit Sonnenbrand an den Beinen, die daraufhin etwas dick angeschwollen sind und beim anderen mit einer Verletzung am Zeh, die sich durch das Salzwasser wohl böse entzündete, so dass ein Arztbesuch für ca. 350 USD (samt Antibiotikum) notwendig wurde. Darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen, die Einweisung an Bord musste vonstatten gehen.
To Do Liste

Burkhard ist nochmal in den Mast geklettert und hat alles auf eventuelle Schwachstellen kontrolliert. Die Jungs wurden eingewiesen in die Staupläne, tätigten einen letzten Frischzeug-Einkauf und durften alles selbst verstauen. Den Bordabwasch konnte ich in liebevolle Hände von Burkhard übergeben.
Das Bier, (ein nicht unwesentlicher Bestandteil des Bordproviants, allerdings keinerlei Altbestände) muss mühevoll immer aus dem kleinen Kühlschrank geklaubt werden und sogleich neues nachgelegt werden, aber das sind hoffentlich die grössten Probleme, die bei der Atlantiküberquerung auftreten werden...
Die neue fast komplette Crew
Wir segelten noch einmal zurück zu unserer liebgewonnenen hübschen Honeymoon Bay auf Water Island
(einige Filmszenen von "Benjamin Button" mit Brad Pitt wurden da gedreht, uijuijui). Da gab es noch einen letzten Abend am Strand mit herrlichem Sonnenuntergang, dazugehörigem Sundowner und Abschieds-Blues.
Heckanker-Ausbring-Manöver

Gestern nach dem Frühstück haben die Jungs ausklariert, heisst, sich aus den USA offiziell und problemlos abgemeldet, während ich nochmal die letzten Minuten an Bord genoss (haha!) und unter den Bodenbrettern Wasser aufgewischt habe. Ein ständig auftretendes Problem – wir vergassen oft, den Kanister zu wechseln, den der Wassermacher dann überfüllte.
Christoph hat mich und die Kinder samt meinem grossen Rucksack an Land verbracht und dann hiess es „Auf Wiedersehen in Europa!“ *schluchz
Kann ich den allein über´n Atlantik lassen?
Wir, die Lütten und ich, waren noch eine Nacht in St. Thomas im Hotel und sind heut morgen früh für zwei Wochen in die Domenikanische Republik geflogen. Danach geht´s nach Lissabon, wo wir dann hoffentlich die Muline samt Crew wohlbehalten evtl. zwei bis drei Wochen später in Empfang nehmen können.

Kurzer Auszug aus meinem Dialog mit Emil gestern:
Ich: „Ich bin ja traurig, dass wir nicht mehr auf der MULINE wohnen.“
Emil: „Aber Flugzeug ist doch viel schneller.“
Ich: „Aber ich mochte das langsame über´s Wasser schippern. (Ich spüre grad förmlich des Käptn´s Aufschrei bei langsam!)“
Emil: „Aber ich mag die Schiefigkeit nicht. Und Flugzeug hab ich so lange nicht mehr geflogen.“

Soviel zu unseren Befindlichkeiten. :) Wobei ich noch erwähnen muss, ich fühle mich regelrecht verloren – so ohne zuhause. Und frage mich, ob wir nicht doch zusammenbleiben hätten sollen für den Rückweg. Ich war mir vorher dessen nicht bewusst, dass mich die Traurigkeit so packen wird, wahrscheinlich auch, weil wir es gut geschafft haben, im Jetzt zu leben und den Moment wichtig zu nehmen. Heute, als wir aus der Luft nochmal "unsere" Buchten auf St. Thomas und ankernde Segelboote gesehen haben, hätte ich Sturzbäche heulen können....aber das ist auch nur eine momentane Gefühlslage. Wir haben irre viel erlebt, gelernt und gesehen zusammen. Und ausserdem haben wir noch so viel vor und es bleibt spannend.

Insofern die Jungs Geschichten und/oder die Position verlauten lassen von hoher See - sie werden wohl am 4. Mai von Tortola, B.V.I. starten und wenn alles gut läuft, Ihre Beine nochmal auf Bermuda und den Azoren vertreten und dann Richtung Lissabon schippern - werde ich das hier im Blog veröffentlichen. Ich werde alle Daumen drücken und wünsche Euch eine gute Überfahrt ohne Gefahren!!! ... und übergebe die Berichterstattung: ...
So geht´s auch...

Montag, 20. April 2015

52. Puerto Rico: Puerto Rico - Vieques; U.S.V.I.: Water Island
Sperrgebiete - Piratenalarm – Gewitter – Kopfläuse: die Zeit läuft ab in der Karibik“

Gleich nach dem frühmorgendlichen Ablegen unserer Stegnachbarn PAROYA und einem
gemütlichen Frühstück widmeten wir uns unserem Haushalt mit Deck schrubben und abspülen und Wäsche waschen. Als die Kinder ihren Mittagsschlaf hielten, besorgten wir uns flugs ein Mietauto.
Schön war`s – unser Ausflug (mal ganz ungewohnt, so schnell unterwegs zu sein) - nach San Juan, der puertorikanischen Hauptstadt. Wir haben uns entschlossen, nicht mehr bis dahin zu segeln, da wir alles gegenan (gegen Wind und Welle) zurück segeln müssten. Insofern nahmen wir die Einladung, auf PAROYA zu übernachten, damit wir ausgiebig die Stadt erkunden können, dankend an.
Wir strolchten zusammen mit Patrizia, Roger und Yannick durch den historischen Teil, Old San Juan und meine Kamera lief mal wieder heiss bei den ganzen bunten Hausfassaden.

Tags darauf kam abends der grosse Abschied und wir stiegen wieder ins Auto und düsten zurück nach Fajardo zur MULINE, die treu auf uns in der Marina gewartet hat.
Der nächste Tag war ein komischer mit Abhängen auf dem Schiff. Nur wir vier. Ganz ungewohnt. Hatten wir uns doch an die nette Gesellschaft der PAROYA-Crew gewöhnt. Hinzu kam noch eine Unpässlichkeit des Käptn`s ob der ganzen Klimaanlagen hier. Gefährlich für uns Frischluftgewöhnte.
Insofern fiel uns der Abschied von Puerto Rico nicht mehr schwer und wir setzten die Segel Richtung Vieques, einer vorgelagerten Insel, die dünn besiedelt ist, ein ehemaliger US Navy-Stützpunkt war
und von Seglern noch nicht überlaufen ist (was erstmal vielversprechend klingt).
In der Mosquito Bay – ja, wir liessen uns vom Namen beeindrucken und behängten schnell alle Luken mit Netzen, ankerten wir mit Heckanker, um nicht quer zum Schwell zu liegen und bei wenig Wind auf die nahen Klippen zu treiben.


Dort gab es eine sogenannte Biolumineszenz-Lagune. Zusammen mit den Besatzungen von zwei Katamaranen, die mit uns in der Bucht lagen, stiegen wir als es dunkel war, so gegen 20:30 Uhr in unsere Dinghis und fuhren los. Das erste Stück konnten wir noch mit Motor fahren, dann kamen aber unsere Paddel zum Einsatz, weil Motoren dort verboten war. Die Zeit war günstig, es war recht duster, da kein Mond schien. Herrlich, über uns funkelten die Sterne und je weiter wir in die Lagune vordrangen, umso leuchtender wurde das Wasser bei jedem Paddelstich. Es gibt da jede Menge Plankton, was im Dunkel phosphoresziert und glitzert. Sogar Fische konnte man sehen, da sie genauso funkelten beim Schwimmen. Die Herren liessen es sich nicht nehmen, ins Wasser zu leucht-zu-pullern. Nur fotografieren liess sich das Spektakel nicht so gut.

 
Inzwischen haben wir, angeregt durch den Blog der AMAZONE (www.unsereauszeit.de), eine ToDo-Liste erstellt, denn das Datum der zweiten Atlantiküberquerung rückt näher. Wichtige Punkte sind z.B. Motorwartung, Mast- und Fallen-Kontrolle, Unterwasserschiff putzen für die maximale Geschwindigkeit, die Stauliste aktualisieren (besonders die Lebensmittel, will doch nicht ständig angefragt werden, wo was zu finden ist), ein Menüplan für die Überfahrt, was heisst, dass ich mir ca. 20 machbare (Männer-Crew!) Gerichte einfallen lasse. Wobei es auch nur maximal die ersten drei/vier Tage Frischfleischgerichte geben kann, weil es sich nicht länger im Kühlschrank hält.
Ausserdem muss ich noch ein paar Schapps freiräumen für die neue Crew. Bloss wohin mit den ganzen Sachen? Den Vorschlag, alles in der Backskiste zu verstauen, muss ich nochmal überdenken.
 
Riffe und Untiefen sind gut zu erkennen
Wir hatten zum Glück noch etwas Zeit auf Vieques, bis wir wieder in St. Thomas sein müssen für den Crew-Wechsel, so dass wir gemütlich in kleinen Etappen von Bucht zu Bucht motoren konnten.

Nun ja, die Einsamkeit und das Nichtvorhandensein von Eisläden, Bierquellen und anderen Seglern konnten wir nach einigen Tagen nicht mehr so geniessen. Die letzte Bucht am südöstlichen Zipfel (in
Navionics als Ankerplatz ausgewiesen) hatten wir dann ganz allein für uns. Sie sah postkartenmässig aus, langer weisser Strand, türkises Wasser, Palmen. Und sonst nüschte. Nur lauter grosse Schilder am Strand. Als wir mit dem Schlauchboot anlandeten, konnten wir die Warnhinweise vor
liegengebliebener Munition gut lesen. Deshalb sind wir mit etwas mulmigem Gefühl nur eine kleine Runde gelaufen. Dann bleiben wir nur die eine Nacht, wo wir schon mal hier sind. Der Anker war ja schon eingegraben und es ist nichts explodiert.
Um es spannender zu machen, tauchte kurz vor Sonnenuntergang ein Motorboot mit O-Ton Christoph „vier schwarzen Männern“ auf und ankerte am Strand. Wir vermuteten gleich erstmal das uns Naheliegende und beobachteten sie. Piraten? Schalteten das Funkgerät ein und überprüften die distress-Taste, mit der man per Knopfdruck einen Notruf absetzen kann und versteckten iPad und Laptop zwischen der Wäsche. Ich hatte mich vor kurzem über die Webseite noonsite über aktuelle Fälle von Piraterie informiert und da gab es aus Vieques nichts zu berichten. Ausserdem sah es so aus, als ob sie harmlose Conch-Fischer waren. Gut, dann gingen wir doch schlafen und hofften das Beste.
Nachts wurde ich geweckt von Christophs geschäftigem Treiben. Schlaftrunken (ich muss doch ganz gut in den Schlaf gefunden haben) kam ich aus der Koje und fragte nach. Als erstes wurde ich vom Mastfuss verscheucht, an dem ich mich nicht festhalten solle. Es blitzte nämlich. Ein Gewitter zog über uns hinweg. Na super! Unser erstes Gewitter in der Karibik und wir, der einzige Mast in der grossen Bucht. Zum Glück gab es kleine Berge drumherum und ein militärisches Gebäude weiter oben. Christoph packte alle wichtigen Geräte in den Herd und startete, um im Fall des Falles manövrierfähig zu bleiben, den Motor. Und für den Rest half wieder die Verdrängungstaktik, heisst, nicht vorstellen, was alles passieren kann. Nach ca. drei Blitzen und zugehörigem Donnerschlag war der Spuk vorbei. Okay, jetzt versuchen, weiterzuschlafen. Und von einer touristisch belebten Bucht mit anderen Seglern träumen....
Am nächsten Morgen, die Sonne schien wieder und alles war vergessen, holten wir den Anker hoch und motorten los, Richtung St. Thomas. Die zweite Hälfte der 25 Seemeilen kam der Wind nicht mehr direkt von vorn, so dass wir noch schön mit ca. 6 kn segeln konnten.

Wir warfen unseren Anker in einer hübschen kleinen Bucht voller Segelboote vor Water Island. Genau so hatte ich es mir die letzten Tage erträumt. Und setzten über an den Strand und uns in eine Bar im Sand mit kühlem Bierchen und genossen das Treiben.

Meine Kopfhaut juckt – habe ich etwa Kopfläuse? Das muss der Käptn mit seinen Adleraugen gleich mal überprüfen. Gut, das wäre ein neues Problem, das es zu lösen gelten könnte – es soll ja auf die letzten Tage nicht langweilig werden.

Samstag, 11. April 2015

51. BVI: Virgin Gorda – Norman Island – Tortola; USVI: St. Thomas;
Puerto Rico: Culebra – Isla Palominos – Puerto Rico
Unser letzter gemeinsamer Monat auf MULINE in der Karibik“

Ich könnte ja eigentlich auf PAROYAs Blog (https://sites.google.com/site/paroya2014/family-blog) verweisen, da sie ihn fleissigerweise schon aktualisiert und ziemlich die gleichen Dinge erlebt haben wie wir, da wir seit St. Maarten ja wieder zusammen unterwegs sind.
überall Klippen

Auf Virgin Gorda lagen wir vor Anker in einer ruhigen Bucht mit türkisem Wasser, umrundet von kleinen Inselchen und genossen das „einfache“ Leben.
Ein paar Tage später zog es uns aber wieder weiter, wir wollten nach Norman Island, eine unbewohnte Insel benannt nach einem Piraten.
Überhaupt haben in diesem Gebiet viele Piraten früher ihr Unwesen getrieben. Die BVIs sind ein super Segelrevier (für Anfänger sagt man) mit vielen Inseln, man sieht überall Charterboote. Und grosse Motorboote brausen mit Highspeed übers Wasser. Ganz ungewohnt. Das ist wohl die Nähe zum Festland.
Unterwegs legten wir an Moorings an einem touristischen Highlight von Virgin Gorda an – The Baths. Das sind riesige runde elefantengraue Felsen, die an einem wunderschönen Strand liegen und zum Erforschen und Erklimmen einladen.
 
Witzig war, dass man mit dem Schlauchboot nicht bis an den Strand fahren durfte, sondern es an einer Boje davor festmachen musste und dann sind wir alle an den Strand geschwommen. Unbemerkt hatten die Männer sich abgesondert und erkundeten/erkletterten in ihrem eigenen Tempo die Höhlen/Felsen, während wir Frauen mit den Taschen und Kindern dastanden.
Dann gings wieder an Bord und rechtzeitig zum Sundowner fanden wir noch freie Moorings in der Bucht The Bight auf Norman Island. 

Abends übernahm Yannick das Ins-Bett-Bringen unserer Sprösslinge, so dass wir Erwachsenen auf das nahe Party-Schiff „Willy T“ rübersetzen konnten, um ein wenig zu feiern und das Tanzbein zu schwingen. In Vorbereitung auf den Käptn-Geburtstag am nächsten Tag sozusagen. Uns ging es am nächsten Tag zum Glück gut (wir hatten keine Flasche Wein vor den Rumpunschs) und wir fuhren mit dem Schlauchboot an die Ecke der Bucht an die Felsen, dem Treasure Point, zum Schnorcheln. Das war wirklich der bisher beste Spot, den ich in der Karibik gesehen habe, das Wasser war irre klar und blau, die Korallen relativ bunt und viele Fische in allen Farben und Grössen schwammen um uns herum. Tilda sass auf Papas Rücken und Emil, der neben mir schwamm, rief begeistert aus: „Dasistsoschöndasistsoschöndasistsoschön!“.
Weiter ging es nach Tortola, diesmal etwas früher als PAROYA, die noch leicht geschwächelt haben aufgrund des vorigen Abends. Wir wollten auch schon mal den Grillabend vorbereiten. In Tortola machten wir vor einer Marina an einer Mooringtonne fest. Auf den BVIs zahlt man dafür übrigens 30 USD pro Nacht. 
Tortola - Soper`s Hole
Und kauften einen Schwung T-Bone-Steaks und andere Leckereien. Ein wenig später waren wir wieder „komplett“, PAROYA ergatterte eine gerade frei gewordene Mooringtonne hinter uns und dem entspannten Grillabend bei uns an Bord stand nix mehr im Wege.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Fähre zur Nachbarinsel St. John, die zu den U.S. Virgin Islands gehört. Man mag sich wundern, warum wir nicht unser eigenes Böötchen benutzen konnten, auch uns bleibt die Logik unerschlossen. Das ESTA, was man vorher online beantragen konnte, war nicht ausreichend. Man darf nicht mit eigenem Gefährt in die USA einreisen ohne Visum. So nahmen wir die Fähre und stellten uns auf St.John bei Customs&Immigration an, um einen Stempel in den Pass zu bekommen.
Und wo wir schon mal da waren, wanderten wir ein wenig im Ort herum und nahmen ein Sightseeings-Taxi und kurvten über die Insel.

Und abends reisten wir wieder aus. Mit dieser Aktion konnten wir am nächsten Tag auf eigenem Kiel nach St.Thomas auf den U.S.V.I. segeln. Natürlich mussten wir noch ordnungsgemäss, wie immer in einem neuen Land, einklarieren. Aber das Prozedere ist uns inzwischen hinlänglich bekannt.
Unterwegs hatten wir mal wieder Angelglück – wir fingen eine nicht-zu-grosse-nicht-zu-kleine spanische Makrele, die dann keine halbe Stunde später in der Pfanne brutzelte. Köstlich!
Charlotte Amalie, die Hauptstadt von St.Thomas wartete mit unzähligen Juwelen- und Uhrengeschäften auf. Alles für die Kreuzfahrtschifftouristen, deren grosse schwimmende Hotels im Hafen lagen.
Wir segelten noch ein Stück weiter in die nächste Bucht, Brewer`s Bay, da uns unser Liegeplatz in Frenchtown, dort vor der Stadt nicht so ganz so gut gefallen hat. Und da lag, eine halbe Stunde vor uns angekommen, die DELPHIA (norwegische Familie und ARC+Teilnehmer wie wir), die uns zur Wiedersehensfeier zum Sundowner einluden. Der sich dann doch etwas länger gestaltete als bis zum Sonnenuntergang, weil wir viel zu erzählen hatten.
Weiter gings am nächsten Tag zu den spanischen Virgin Islands – nach Culebra. Die Bevölkerung hier sind keine Schwarzen (Nachfahren afrikanischer Sklaven) mehr wie bisher, eher mexikanisch aussehend, alles spanischer Abstammung. Und es wird neben englisch spanisch gesprochen.
PAROYA hatte auf der Überfahrt einen schönen Gelbflossenthunfisch geangelt, nur leider wurde dieser noch am Haken im Wasser auf ein Drittel gekürzt. Ein grösserer Fisch, höchstwahrscheinlich ein Hai hat nochmal sauber abgebissen. Es hat aber noch für ca. 2 kg feinsten Sashimis gereicht.
So frisch - das kann man direkt vom Teller wegnaschen.
Wir haben uns einen 6-Sitzer Golfkart ausgeliehen, um die Insel und ihre Strände zu erkunden. Das war ein lustiger Tag. An einem Strand konnten wir mit Schildkröten schnorcheln, die uns Menschen so gewöhnt waren, dass man sie hätte anfassen können.
Schön, wie elegant und ruhig sie durchs Wasser schweben und immer an die Wasseroberfläche kommen, um Luft zu holen.
Unser nächstes Ziel, wieder eine kurze Segeletappe von ca. 3 Stunden, die Insel Palominos war Puerto Ricos Hausinsel. Viele Festländer kamen mit der Fähre tagsüber her, um den schönen Strand samt kleiner Sandinsel davor zu geniessen. Die Moorings waren mit „only day use“ beschriftet und in den Segelführern wurden keine Übernacht-Ankerplätze ausgewiesen, aber nach Erkundungen bei Einheimischen erfuhren wir, dass ein zwei Nächte kein Problem seien, sie wollten sich nur vor Dauerliegern schützen. Wir enterten spätnachmittags, als alle Jetskier und Strandbesucher wieder weg waren, den nun einsamen Strand voller Liegestühle mit Volleyballnetz, Tischtennisplatte, Buddelzeug – für alle was dabei.
Regatta
Am nächsten Tag (ich weiss, so fangen viele Sätze bei mir an) segelten wir weiter nach Puerto Rico. Unser westlichstes Ziel dieser Reise. Und machten mal wieder in einer Marina fest. Bei der Einfahrt bemerkte Christoph mit skeptischem Blick auf sein iPad (navionics), dass es eventuell etwas wenig Tiefgang hätte. Da steckte PAROYA, die vor uns waren schon im Schlick. Ehe ich`s mich versehen konnte, eilte Christoph mit unserem Schlauchboot zu Hilfe. Und ich steuerte allein mit zum Glück brav auf ihren Plätzen sitzenden Kindern MULINE vor der Hafeneinfahrt, wartend, immer im Kreis. Die Marina ist voller Motorboote, nur ganz wenige Segelboote. Sehr gut überwacht. Und für satte 60 USD die Nacht. Aber direkt Bordwand an Bordwand mit PAROYA. Sehr schön waren unsere wechselseitigen Mittagsgelage, mal auf MULINE, mal auf PAROYA.

Wir besuchten hier den beeindruckenden Regenwald El Yunque Forest und spurteten einen schmalen Pfad zu einem Wasserfall, der uns aber nicht besonders vom Hocker riss, da hatten wir schon andere gesehen. Abends fanden wir uns zu unserer inzwischen oftabendlichen Jass-Runde zusammen. Ein traditionelles Schweizer skatähnliches Kartenspiel. Es lebe die Integration!
Unsere Wege trennen sich hier, PAROYA segelt weiter Richtung Florida, wo sie ihr Schiff dann verkaufen wollen und wir werden wieder zurück nach St. Thomas segeln, wo wir Christophs Papa und seinen Freund Burkhard aufnehmen und ich dann eine Woche später mit den Kindern mich in Richtung Domenikanische Republik verabschieden werde.
Sie haben heute morgen abgelegt (ganz ungewohnt für uns, jetzt in dieser motorbootvollen menschenlosen Marina allein zu sein), aber heute Nachmittag mieten wir uns ein Auto und besuchen sie in San Juan, der Hauptstadt, um uns da noch ein wenig umzusehen. Und übernachten heute mal – MULINE verzeih - alle an Bord der PAROYA.
Wir bleiben noch bis Montag hier, da wir unser Bimini bei einem Segelmacher reparieren lassen.

Donnerstag, 9. April 2015

Gestern ist meine Omi Reni entschlummert, Matildas und Emils Uromi. Ich bin sehr traurig, aber auch froh, so eine tolle Omi gehabt zu haben. Wir haben für sie ein kleines Video gedreht, damit sie ein wenig am Bordleben teilhaben konnte in der Ferne.

Dienstag, 31. März 2015

50. St. Maarten: Simpson Bay Marina – Anguilla: Road Bay – British Virgin Islands: Virgin Gorda
Die letzte Nachtfahrt in dieser Besetzung“

Wir befinden uns jetzt in unserer 45. Urlaubswoche, sofern ich mich nicht verzählt hab. Das macht doch mal die Dimension deutlicher.
neues Motiv für die Wand?

Die letzten Meilen vor St. Maarten gaben wir nochmal richtig Gas, meinten wir doch, die Brückenöffnung um 9:30 Uhr schaffen zu können, die uns in die Simpson Bay Marina bringt. Nein, das hat nicht geklappt, wir waren ein paar Minuten zu spät, wie wir an den auslaufenden Booten erkennen konnten. Also Gang wieder raus und davor geankert und nochmal ein wenig gepooft, da die letzte Nacht nicht in üblichem Masse geruhsam war. Der nächste Brückenzug war in 2 Stunden.
Zusammen mit einem riesigen Segelboot passierten wir die Brückeneinfahrt und da kam uns auch schon Roger mit dem Schlauchboot entgegen und Patrizia nahm die Leinen am Steg der Marina in Empfang. Wir freuten uns über unser Wiedersehen an Bord der PAROYA und tauschten erstmal alle Erlebnisse und Neuigkeiten ausführlich aus. Es gab ja so viel zu bereden.

St. Maarten erschien mir als schönes Kontrastprogramm zu Barbuda (einsame Sandstrände) sehr amerikanisch, mit vielen Bars und Restaurants, Autoverkehr und Superyachten mit dementsprechend ausgestatteten Supermärkten.

Christoph ist des morgens losgezogen zum Supermarkt und hat für satte 400 Euro schon für die Rückfahrt übern Atlantik eingekauft. Viel Milch, viele Nüsse, viel Mehl, diverse Konserven und sehr viel Bier. Die British Virgin Islands sollen irrsinnig teuer sein, so der Segler-Buschfunk.
Dem Zahnarzt auf dem Marinagelände stattete ich einen 120 USDollar teuren Besuch ab, um mir eine Füllung reparieren zu lassen.
Wir hatten die glorreiche Idee, mal einen Mädelsausflug zu machen, mit Gaby von COOL CHANGE (meine Yoga-Lehrerin aus Bequia) und Patrizia mit dem Mietwagen in die Hauptstadt um die Ecke – nach Philippsburg. Shoppen stand auf dem Programm. Herausgekommen ist ein Geburtstagsgeschenk für Christoph. Den Abend rundeten wir beim Thailänder ab, derweil die Männer mit den Kindern sich eine Pizza an Bord holten und dem Bier fröhnten (vermutlich ab mittags schon). Das harte Leben!
ein paar Mal festgefahren
Im Flottenverband machten wir uns wieder zusammen mit PAROYA auf zur nächsten Insel, nach Anguilla. Dafür mussten wir wieder raus aus der Lagune durch zwei Brücken. Nach der ersten nahmen wir nochmal Abschied von COOL CHANGE (www.coolchange47.blogspot.com), die ihr Boot hier verkaufen wollten. Für die zweite Brückenöffnung mussten wir nochmal zwei Stunden warten und den Anker werfen. Allerdings hatte Christoph die gute Idee, dass wir schon mal etwas eher losfahren, um den Kanal zur zweiten Brücke namens Sandy Ground (!) auszuloten, da er etwas flacher in der Karte deklariert war, so zwischen 7 und 9 Fuss, ergo recht genau passend zu unserem 2m Tiefgang. Beim ersten Mal auf Grund laufen, hatte ich leichte Panik, beim achten Mal war dann schon alles relaxt. Wir tasteten uns zum Glück immer recht langsam vorwärts und liefen ganz sanft im Sand auf, so dass wir mit dem Rückwärtsgang uns recht schnell wieder befreien konnten und einen neuen Anlauf starten konnten. Nur mit den Augen konnte man die Tiefe nicht genau abschätzen, obwohl der Sandgrund gut zu sehen war. Dementsprechend zickzackig sah auch die zurückgelegte Strecke im GPS aus.
Irgendwann hatten wirs geschafft, da kam auch schon PAROYA hinter uns angerauscht. Wir waren grad am Funken, um ihnen zu sagen, dass sie genau da und da lang fahren sollten, da kam auch schon ein erschrecktes: „Es ist passiert, wir stecken fest!“ zurück. Aber dann doch noch pünktlich zum Brückenzug kamen wir herbei und liessen im Pas de deux St. Martin hinter uns. 

St. Maarten/St. Martin ist übrigens geteilt, eine Hälfte holländisch, eine französisch. Eine lustige Legende sagt, dass sie damals vom Norden her einen Franzosen mit einer Flasche Rotwein loslaufen lassen haben und vom Süden her einen Holländer mit Gin und da wo sie sich getroffen haben, wurde die Grenze gezogen. Da der Rotwein nicht so hochprozentig war, hat der Franzose mehr Strecke zurücklegen können.
Anguilla, die nächste Insel auf unserem Weg, war nur ca. 10 Seemeilen entfernt, hiess ca. 2 Stunden segeln.
auch für Matilda ist noch Platz in der Plicht
In der Road Bay, wo wir unsere Anker warfen, lag auch schon die MEISE, alte Bekannte von der ARC+. Wir sassen abends beim Grillen gemütlich zusammen bei uns an Bord. Ein neues Wort tauchte auf: „geWD40t“. Beim Ein- was auch gleichzeitig das Ausklarieren war, wurden wir überaus nett behandelt. Wir füllten die üblichen Formulare in zweifacher Ausführung aus und danach entdeckten eine schöne Beach-Bar.
Zu heutigem Anlass ein Gruss an meinen Käptn!
Den nächsten Tag besprachen die Männer ausführlich die Route, werkelten am Boot herum und setzten die Spi-Bäume, um für den Süd-Wind auf unserer Strecke zu den British Virgin Islands, kurz BVIs die Vorsegel auszubaumen. Eine letzte Nachtfahrt stand mir und den Kindern bevor. Alles, was dann für die letzten fünf Wochen noch kommt sind alles angenehme kleine Etappen zwischen den Inseln der BVIs, den amerikanischen und den spanischen Virgin Islands.

Kurz vor dem Dunkelwerden lichteten wir und PAROYA unsere Anker und segelten aus der Bucht. Mit den ausgebaumten Vorsegeln und zwei Reffs im Gross. Ein kleines Abendbrot bei Sonnenuntergang an Deck und dann brachten wir die Kinder „runter“ zu ihrem Gute-Nacht-Video, als es dunkel wurde. Wir kamen bei ca. 4-5 Windstärken sehr schnell voran, nie unter 6 Knoten. Immer ca. eine halbe Seemeile neben PAROYA. Zum Ende der Nacht mussten wir sogar die Genua ganz wegrollen, damit wir nicht vor Tagesanbruch Virgin Gorda erreichen. Allerdings waren die Wellen recht hoch und MULINE geigte wie wild, so dass wir in unserer Freiwache schlecht schlafen konnten, weil alles klapperte und knarzte. Sehnsüchtig ging (einmal kurz!) mein Blick rüber zu einem hellerleuchteten Kreuzfahrtschiff, was auch dieselbe Route nahm. Aber auch diese Nacht ging zu Ende und wir freuten uns, augenreibend und gähnend, gut auf den BVIs angekommen zu sein.
Es ist sehr schön hier auf Virgin Gorda. Karibische Farben. Natürlich auch viele Amerikaner. Wir haben einklariert und legten unsere Boote vor Anker in wieder einmal leuchtend kristallklarem türkisen 3m-tiefem Wasser, in einer riffumlagerten Bucht. Hier bleiben wir erstmal, die Jungs können ein wenig kiten und wir geniessen das Leben.