Montag, 9. Juni 2014

1. Dänholm – Barhöft  - Warnemünde
Der Beginn

Entgegen allen Erwartungen starteten wir doch noch trotz einer noch fix durchgeführten Grosssegelreparatur-Einlage plangemäss am späten Nachmittag des 2.Juni 2014 in unser grosses Abenteuer...
Mit uns an Bord zu unserer Freude und auch zur Beruhigung unserer restlichen Eltern ist noch Andreas, der Papa von Christoph, der uns für die ersten Wochen begleiten wird.
Bei leichtem Nordostwind, verabschiedet von Freunden und Familie – Ribbecks gaben uns noch ein kleines Geleit mit ihrem Boot – segelten wir nach Barhöft, unserem Tor zur Ostsee. Zu Christophs grossem Erstaunen klappte sein Rückwärtsanlegemanöver an einem Fischkutter perfekt. Am nächsten Tag brachen wir bei wenig Wind und daher mit Motor auf nach Warnemünde.

Ich stehe ziemlich neben mir, es sind viele Gefühle und Eindrücke, die erstmal sortiert werden müssen. Mal ganz abgesehen von den intensiven zwei Wochen mit letzten Vorbereitungen, unserer Anker-lichten-Party - schön, dass Ihr alle da wart! - und der Aufbruchshektik, Trotzdem bin ich aber auch innerlich völlig ruhig und schaue gespannt auf die Dinge, die da kommen werden. Ist schon ein Wahnsinns-Abenteuer, das da jetzt beginnt. Ein Luxus, dass wir solch gut ausgestattetes Schiffchen unser eigen nennen und jetzt 16 Monate Zeit zu haben, die wir schönstmöglich nutzen können als Familie.











2. Rostock Hohe Düne – SAB Marina Bramow (HRO)
Sinking – we are sinking!“

Emil, bewaffnet mit Eimerchen & Schwamm putzt aus eigenem Antrieb das Deck und stösst mehrmals piepsig aus: „Da kommt aber Dreck runter!“
Müssen ein wenig hier in dem sterilen neugebauten Hafen Hohe Düne verweilen – erste Reparaturen liegen an:
Zum Glück haben wir Biertrinker an Bord – so konnte Christoph beim Bierdosen aus der Bilge holen entdecken, dass diese voller Wasser stand. Kostprobe: Salzwasser, oh Schreck! Grosse Frage, WOHER? Mit unseren beiden Pumpen, eine automatisch, eine im Handbetrieb beförderten wir das Meereswasser wieder raus aus unserem Boot. Christoph fand dann auch schnell die Schwachstelle, und zwar an unserer Ruderabdichtung. Nachfetten nicht, das Leck zu beseitigen.
Ab in die SAB Marina Bramow zum Reparieren. Die hatten einen Kran, der unsere Muline samt Mast aus dem Wasser hieven konnte, allerdings nicht ganz billig. Die Kinder und ich vertrieben uns den (Regen-)Tag auf dem Industriegelände der Marina und besuchten Frido, einen Nachbarn auf seinem frisch ins Wasser gesetzten Segelboot, der die letzten Arbeiten an seiner in 25 Jahren! selbst gebauten hübschen GALATEA ausführte.
Den Mechaniker konnten wir letztendlich doch arbeitslos wieder nach Hause schicken, denn Käptn und Co-Käptn haben den Fehler selbst behoben: das ausgebaute Ruder vom Altfett befreit, neu gefettet, Simmeringe getauscht und wieder eingebaut. Jetzt schwimmt MULINE wieder ohne Wassereinbruch. Christoph ist stolz, den Schaden selbst behoben und so einen Einblick ins Ruderleben bekommen zu haben.

3. Warnemünde Alter Strom – Burgtiefe Fehmarn
Ich mag nicht so schräg fahren“
Herrlich – wir haben im Alten Strom in Warnemünde gelegen – mitten in der Zivilisation. Eine schöne Abwechslung zum vorherigen Liegeplatz in der SAB Marina. Nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne an Deck zogen wir wieder weiter, da Wind- und Wetter günstig waren für unsere nächste Etappe gen Westen.
Mit Gross und Genua nahmen wir Fahrt auf, sobald wir die beiden dicken (ich nenne sie) Leuchttürme der Hafenmole passierten. Die Schräglage (Krängung) behagte Emil so gar nicht. Ich konnte die Kinder erstmal unter Deck mit einem Video und Apfelchips/Rosinen im Salon ablenken. Ein paar noch nicht optimal verstaute Dinge, die dann noch aus ihren Fächern flogen, schürten die Angst bei Emil aufs Neue, so dass er nachher ganz blass in seiner Koje lag und jammerte. Da wir an Deck zu tun hatten (Gross und Vorsegel reffen), kam ich erst wieder unter Deck, als das Übergebe-Malheur schon geschehen war. Der Kleene. Aber nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen war er wieder putzmunter und fröhlich. Tilda hatte nur aus Solidarität mitgejammert, ansonsten aber keine Beschwerden.

4. Burgtiefe Fehmarn – Kiel Holtenau (Tor zum Nord-Ostsee-Kanal)
Urlaub – Sommer – Sonne – Segeln“
Heute hatten wir zwei Highlights auf unserer Fahrt, nein! Doch noch eins mehr. Tollstes Segelwetter mit entspanntem Wind und Sommersonne.
Dann unser schickes blau-weisses Gennaker ausprobiert. Und – ohwieschade, als Emil & Tilda Mittagsschläfchen hielten – zwei Hornfische an der Angel, die mit den flaschengrünen Gräten und Schuppen und einem langen Schnabel.
Mir fällt es immer schwerer, Fische vom Haken zu klabüstern und zu töten. Das übernahm Christoph. Aber fangen und essen sind nach wie vor grosses Vergnügen. Dreissig Minuten später wurden sie auf dem Vorschiff ausgenommen, da war Emil wieder mit zugegen mit grossen Augen und dann brutzelten sie schon in der Pfanne, während die Fahrt unter Gross und Gennaker mit gemütlichen 4 Knoten weiterging. Die haben geschmeckt – richtig nach Urlaub.
Hornfisch ausnehmen

Allerdings muss ich mich erst dran gewöhnen, dass das Motto morgens „Schnellschnell – wir wollen ablegen“ ist. Leinen los und zum nächsten Hafen. Obwohl ich immer versuche, meine mir wichtigste Mahlzeit am Tage, das Frühstück gemütlich anzugehen. Bisher gabs aber immer frische Brötchen und Kaffee.
Nach einer Eingewöhnungsnacht schlafen wir inzwischen richtig gut an Bord. Sogar die Kinder erwachen pö a pö immer später.
Gerade eben wurde die Ablegezeit für morgen auf 8 Uhr gelegt, da wir dann in die Schleuse wollen. Den Nord-Ostsee-Kanal wollen wir morgen bewältigen. Ich bin gespannt...


5. Kiel Holtenau – NOK – Brunsbüttel
Gas, Wasser, Sch....“

Oh nee, schlechte Nachrichten zum Schlafen gehen, die Toilette ist verstopft und im Hafen (Kiel Holtenau) sind die Toiletten verschlossen.

Vor lauter Aufregung vor der Tagesaufgabe legen Katja und ich am nächsten Morgen glatt eine Stunde früher als geplant ab. (Mit der Aussage „Später müssen wir das auch alleine hinkriegen.“ - Anm.d.Regierung) Dabei hätte ich schwören können, dass es schon acht war und nicht erst sieben. Mein Frühstart wird von meinem Vater, der verschlafen aus der Luk schaut, nur unter Protest hingenommen, die Leinen sind aber los und der Schleusenwärter bereits angefunkt.

Nun geht's unter Deck immer dem Geruch nach. Glück im Unglück, nachdem die Pumpe zerlegt ist und der Ansaugschlauch überprüft wurde, finde ich den Übeltäter unmittelbar hinter dem Pumpenausgang. Ein Waschlappen, der seinen Weg schon durch die Pumpe gefunden hatte und dann dachte, bis hierhin und nicht weiter. Wie kam der bloss dahin? Unsere Verdacht fällt auf Matilda und einen ihrer kleinen Wut(Ichschmeissallesweg)-Anfälle.
Fahrt durch den NOK
Ansonsten ein gelungener Tag mit Fischbrötchen, Torte und Bier und einem schönen Spielplatz im Brunsbütteler Hafen, wo wir direkt an der Schleuse liegen und sich Riesenpötte dicht an uns vorbeischieben.
Brunsbüttel Schleuse






7 Kommentare:

  1. Liebe Weltensegler - das ist ja eine gelungene Beschreibung eurer ersten Etappen in Text und Bild, sehr vergnüglich zu lesen. Schön, daß ihr euch von den kleinen (?) Problemen nicht beeindrucken laßt - bis die längeren Strecken anstehen, sollten diese ausgemerzt sein. Ahoi! Inge und Micha (für Nichtkenner: Katjas Eltern aus Magdeburg)

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  2. Ahoi Ihr Lieben,
    endlich habe ich ein Lebenszeichen von Euch :) ...habe mit Spannung eure Zeilen gelesen.
    Wir schauen jeden Tag, was ihr macht, wo ihr seid und wie es euch geht, somit war die Freude jetzt gross. Das auch immer die unvorhersehbaren Geschichten im Leben dazugehören, wissen wir ja. Warum sollte das auf dem Wasser anders sein :). Wichtig ist, dass ihr gesund und munter seid...alles andere findet bestimmt immer eine Lösung.
    Also vergesst uns Landratten nicht, wir warten auf Lebenszeichen. Wir wünschen euch immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel und sind in Gedanken auf allen Wegen bei Euch!!! Drückt die "beiden Kleinen" ganz fest von uns...Johanna und Hanna
    (in Zürich ist Hitze, 38 Grad)

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  3. Ach schön von Euch so ausführlich zu lesen :) Schon Trubel an den ersten Tagen ;) weiterhin gute Fahrt gewünscht und immer ne Handbreit Glück unter den Socken
    Knuddelz Claudi

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  4. ja voll Trubel bei Euch, jeden Tag passiert was. Gibts noch Nahaufnahmen vom Hornfisch?

    Hier geht die Schweiz gerade baden... uiuiuiuiuiuiui
    Greetz Sebastian

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  5. Hallo meine Lieben, ein Glück, dass Ihr es so gut packt und mit den Unbilden des Seemannslebens fertig werdet. Wir haben es auch so erwartet. Selbst einige meiner Kommilitonen, Ihr hattet sie nach dem Hiddenseetripp kennengelernt, verfolgen Eure Abenteuer und sind mächtig beeindruckt. Wir auch. Weiter so und nur gute Erfahrungen und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel M./B. & G.

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  6. Hallo liebe Seglerfamilie, verfolge seit heute auch mit Spannung euren Blog und freue mich mit euch über all die aufregenden und schönen Erfahrungen, die ihr macht. Wünsche weiterhin so erfolgreiche Bewältigung der Tour und sende herzliche Grüße aus Neubrandenburg. Stine

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  7. Hallo meine Lieben, es ist mir ja sehr lieb, dass unterwegs so viele Häfen sind. Und besonders jetzt, wenn es zum partiellen Crewwechsel geht. Wie sich Max wohl anstellt? Funken kann er auf jeden Fall. Max und Katja werden sicher eine eingespielte Decks-Mannschaft sein, wenn wir Euch in Portugal treffen. Bis dahin immer den richtigen Wind und keinen Sturm. Herz. M/B & G.

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