Donnerstag, 26. Juni 2014


11. 
Nun melde ich mich einmal zu Wort.
Als Christoph mir von seinen und Katjas Plänen erzählte, war ich nicht sehr begeistert. Aber sie hätten - zwar zu meiner Zeit nicht realisierbar – auch von mir sein können. Dass Eltern sich aber bei so einem Abenteuer (gleich Gefahren) Sorgen machen, ist sicherlich verständlich.
Christophs Angebot, solange wie möglich mit ihnen zu segeln, war verlockend aber auch mit einigen Bedenken verbunden. Würde ich, der seit vielen Jahren allein lebt, es mit einer jungen Familie mit zwei kleinen Kindern auf engstem Raum lange aushalten? Der Kompromiss war: vier Wochen, maximal fünf Wochen, bis irgendwo an der Küste Südenglands, nicht länger.
Hier soll mich Max, mein fast 18-jähriger ältester Enkelsohn, aus Wales, der gerade sein Abitur gemacht hat, ablösen.
Die bisherige Fahrt klappte ohne grössere Komplikationen problemlos. Natürlich nerven mich die Kinder gelegentlich, wenn sie schreien und das nicht selten, wenn sie ihren Willen nicht bekommen oder müde sind und trotzdem nicht schlafen gehen wollen. Ihr Gejuchse beim Spielen entschädigt dann wieder. Ausserdem gibt es tagsüber Ruhe- und Entspannungsphasen für die Eltern und mich. Christoph hat noch keine Lockerheit gefunden. Sein Ton Katja und mir gegenüber ist bei den Anlegemanövern manchmal schroff, seiner Angespanntheit und Konzentration geschuldet. Es hat sich aber während der bisherigen Fahrt schon gebessert. Er ist eben der Skipper und trägt die Verantwortung. Katja ist eine gelehrige Segelschülerin, bei den Anlegemanövern aber aufgeregt und auf das Wort des Skippers angewiesen. Es wird schon werden.
Meine Reise wird am 28.06. beendet sein. Uta hat den Rückflug von Bristol nach Berlin für den 29.06. bereits gebucht.
Ich wünsche dem Paar mit ihren Kindern und allen zukünftigen, zeitweiligen Mitseglern immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel, Mast- und Schotbruch, viele unvergessliche Erlebnisse und dass alle heil und gesund wieder zurückkommen.


12. Nieuwpoort (Belgien) - Dunkerque (FRA) – Boulogne (FRA)
Die Lage ist stabil“

Oostende 
Vor Oostende bis nach Nieuwpoort nur ein Katzensprung zu unserem Yanmar-Service-Vertreter des Vertrauens, der eine Fehlermeldung (Wassereinbruch in der Saildrivedichtung), die es gar nicht geben sollte, wegen Ermangelung eines Saildrives, abschalten sollte. Das Problem war ein durchgescheuertes Kabel. In dem Zusammenhang wurde mir aber gleich noch ein dringend erforderliches Seewasseransaugentlüftungsventil aufgeschwatzt. In meinem blinden Vertrauen zum Servicehändler sicher eine essenzielle Verbesserung unseres Viertakters. Ansonsten neben der 1:4 oder :5 Klatsche der Schweiz gegen Frankreich und einem aus dem Hafenbecken gezogenen Lieferwagen mit Tatütata und allem Brimborium ohne nennenswerte Vorkommnisse.
Am nächsten Tag sollte es nach Calais gehen mit 4 Windstärken nahezu von vorn. Um unseren Dieselverbrauch zu schonen, zumal für den nächsten Tag entspannter Rückenwind angesagt war, disponierten wir kurzfristig um und zuckelten nach Dunkerque. 

Christoph hatte sich zum Träumen, wie ich annehme ;) nach vorn zum Bug verzogen. Das einsame Glück dauerte nicht lange, da wollte Emil auch hin. Also hab ich ihn fix angeleint und nach vorn geschickt. So sassen die beiden Jungs und träumten zusammen. Und entdeckten einen Seehund, der in einiger Entfernung seinen Kopf aus dem Wasser streckte.
Dunkerque
Im Hafen von Dunkerque kletterte Emil über die Badeleiter bis zur Hüfte ins ca. 15 Grad kalte Wasser (nackt mit Schwimmweste!) und war glücklich, mit seinen Beinen rumspaddeln zu können. Matilda wurde immer an den Armen festgehalten und vom Steg eingetaucht wie ein Teebeutel. Beide hatten Spass. Wir angelten mit Zwieback-Kaffeesahne-Köder (darauf waren in meiner Kindheit die Fische immer ganz scharf) und Pose, aber ohne Erfolg.

Der nächste angesteuerte Hafen in Frankreich, gleich hinter Calais war Boulogne, ca. 47 nm entfernt. Schon wieder eine schöne Stadtansicht vom Wasser aus mit breitem Sandstrand direkt neben der Mole, der in mir den Wunsch erweckte, gleich nach dem Anlegen (zackizacki – sonst nicht so mein Motto), mit den Kindern zum Baden zu gehen. Leider war es doch von der Marina ein ca. 2-3 km langer Fussmarsch (wir ohne jegliches Gefährt für die Kinder) und schon wieder so spät. Wir wagten es dennoch (weil ich keine Ruhe gab).
Guten Mogen!
Auf halber Strecke entdeckten wir einen letzten noch geöffneten Fischstand und „erbeuteten“ 4 Seezungen (?). Schnelle Planänderung: zurück zum Boot und Fisch in die Pfanne.
Derweil ich in der Pantry mit 3 Pfannen (eine für Gemüse, eine für Kart., eine für Fisch) auf 1,5 Flammen hantierte (der zweite Kocher vom Herd ist nur noch bedingt funktionsfähig), hielt Christoph ein Schwätzchen mit dem Nachbarn, einem Angler, der hinter uns festgemacht hat. Und der war so nett, den Kindern, die am Steg mit dem Kescher spielten, einen Teil seines Fangs in selbigen zu tun. Ausgenommen und küchenfertig. Also noch eine 4. Pfanne befüllt mit Makrelen und Mini-Schollen. So ein köstliches Abendbrot! Christoph war besonders angetan von den Makrelen (gebraten in Öl/Butter mit etwas Mehl, Pfeffer, Salz und Zitrone).
Fussbad in der Nordsee - 16 Grad
 
 
13. Boulogne (FRA) – Eastbourne (ENG) - Shoreham
Einmal schnell rüber und am liebsten wieder zurück“

Ich hab abgelegt. (Katja)
Christoph: Ja und dann hat meine Geliebte noch einen Hornfisch gefangen, der fast für uns alle fünf gereicht hätte. Ansonsten hatten wir mal wieder Glück mit dem Wetter, Sonnenschein und 2-3 Windstärken von hinten. Übrigens, Martin der Tag ging schon gut los, dank Deiner länderspezifischen Mucken, die wir uns regelmässig zu Gemüte führen :-)
Ansonsten wenig Aufregung bei der Kanaldurchquerung. In Eastbourne noch schnell durch die Schleuse und vor uns tat sich ein Hafengelände auf mit dem Charme einer Plattenbausiedlung im Stiel vom Golden Löwen in Stralsund (Widerspruch wird laut: Mein Vater meint: „So schlimm war es nicht“ und Katja fällt nur „Retorte“ zum Hafen ein). Wie auch immer, Eastbourne ist wahrscheinlich nicht der attraktivste Hafen an der südenglischen Küste.
Schleuse Shoreham
Nachdem ich den Hafenmeister nach einer Empfehlung für einen Hafen Richtung Westen gefragt haben und er mir den Schwesternhafen in Brighton wärmstens ans Herz gelegt hat, entschlossen wir uns am nächsten Tag für Shoreham einen kleinen Fischerhafen gleich hinter einem Industriekomplex, der auf den ersten Blick wie ein Atomkraftwerk aussah. Das krasse Gegenteil zu Eastbourn, auf dem Nachbarboot, der Besitzer ist vermutlich verstorben, wuchsen schon Flechten und Gräser.














1 Kommentar:

  1. Hihi, Andreas, gib ihnen noch 2 Monate - dann gibt Katja die Anlegebefehle! im gleichen Ton ;-D
    danke für euren Blog - ist spannend zu lesen und wir haben inwzischen einen Globus gekauft wo wir mit den Kindern verfolgen können wo ihr gerad seid!
    LG aus der Schweiz - ihr fehlt hier schon ein bisschen!
    Kerstin und Co

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