„Der
Speck muss weg“
Der
zweite Segeltag ohne meinen Vater. Ich vermisse ihn und seinen Rat,
werde aber die restliche Crew ab sofort so mit Informationen und
Buchvorschlägen zum Thema Segeln zuballern (normale Bellestristik
ist nun an Bord nicht mehr erlaubt), dass sie bald in seinen
Fussstapfen stapfen können.
Eigentlich
sollte es heute nach Cherbourgh, da dafür aber der passende Wind
ausblieb und wir mit dem Wind aus dem Dieseltank ein bisschen sparen
wollen, haben wir kurz nach dem Ablegen umdisponiert und Portland
angesteuert. Ein netter Hafen, der 2012 als Austragungsort der
Segelolympiade gedient hat. Nach einem längeren Spaziergang mit den
Lütten auf der Suche nach dem versprochenen Spielplatz, haben Max
und ich zum Abend noch mal die schnellen Schuhe angezogen und sind
losgeflitzt. Das tat gut, zum einen sieht man ein bisschen mehr als
nur das Hafengelände und die angrenzenden Spielplätze und zum
anderen habe ich beim Laufen Spass, was ich aber immer wieder
vergesse.
18.
Portland (GB) – Cherbourgh (FRA)
„Ähhhh,
wozu Strömungskarten?“
Bei
ca. 5 Windstärken aus Ost legen wir um 9 Uhr ab. Wir machen flotte
Fahrt, ca. 7 Knoten über Grund und sind guter Dinge, dass wir die
ca. 60 Seemeilen in rund 10 Stunden schaffen werden. Der Strom im
Kanal versetzt uns erst einmal Richtung Osten, so dass wir mit halbem
Wind Cherbourgh anliegen können. Und hier beginnt der Fehler des
Skippers, anstelle Höhe mitzunehmen für den Fall, dass der Strom
mal aus einer anderen Richtung kommt (und das passiert im Kanal alle
6 Stunden) freut sich der Düsbattel über die Rauschefahrt. Nach ca.
30 Seemeilen müssen dann die Segel Stück für Stück dichter
genommen werden, bis wir plötzlich nicht mehr Cherbourgh anliegen
können, weil nun der Strom mit fast 2 Knoten von Ost nach West
schiebt.
PANIK.
Der Motor geht kurz an, erscheint dann doch nicht als passendes
Gegenmittel bei 5 Windstärken von vorn und geht dann wieder aus.
Gibt es eine Alternative auf den Kanal Inseln? Der Kartenplotter, der
auch restliche Fahrtzeit anhand der aktuellen Geschwindigkeit zum
Ziel berechnet, zeigt zur Halbzeit noch mal 8 Stunden bis Cherbourgh
an. Nun werden die Strömungskarten rausgeholt und das nächste
Hochwasser von Dover bestimmt. Na ja, aus den 10 Stunden wird wohl
nix, vielleicht schaffen wir es ja bis zum Dunkelwerden und wenn wir
lange genug draußen bleiben kippt ja der Strom auch wieder, das aber
erst zum Abend hin. Genauso kommt es. Wir fahren hart am Wind mit ca.
4 Knoten über Grund Richtung französische Küste und erreichen
23:30 Uhr zum Schluss wieder mit kräftiger Unterstützung des Stroms
Cherbourgh. Die Kinder schlafen da schon selig. Max hat sich bei
seiner ersten Bewährungsprobe bestens gehalten, Katja hat uns trotz
heftigem Seegang ein wunderbares Curry kredenzt, nur der Skipper hat
ein bisschen gedüst und gelobt aber Besserung.
Katja:
Den Kindern haben wir wegen des Seegangs im Salon mit Leesegeln ein
gemütliches Schlafplätzchen gebaut. Die Kugelluke habe ich noch mit
einem Handtuch zugehängt und so simuliert, dass die Sonne schon
untergegangen ist. Den echten Sonnenuntergang konnten wir kurz vorm
Ziel bewundern. Als wir unsere Festmacher bei einem anderen deutschen
Segler vertäut hatten, war es inzwischen dunkel.
Hier
in Cherbourgh, einer französischen Seglerhochburg, war am nächsten
Tag eine Regatta. Viele Boote mit vielen Flaggen und Rahmenprogramm
am Kai samt Hüpfburg für die Kinder. Wir legten ob der
anstrengenden Tour am Tage davor einen schönen Hafentag ein. Und
einen zweiten, der allerdings nicht ganz freiwillig. Unser Nachbar
warf Bedenken gegen unsere Pläne ein, zu den Kanalinseln
weiterzusegeln, da gerade Springzeit ist (Neumond und deswegen höhere
Flut) und sich da unangenehme Kabbelwellen bilden würden.
So bleiben wir noch ein Weilchen hier...
Herzlichen Glückwunsch zur Kanalquerung und den neuen Skippererkenntnissen. Das Gebiet ist aufgrund seiner hohen Tide und den damit verbundenen Strömungen sehr anspruchsvoll. Weiterhin viel Glück. Papa
AntwortenLöschenHallo Muline-Crew,
AntwortenLöschenschön zu sehen, dass Ihr mit der Muline trotz Nickligkeiten gut zurecht kommt und Ihr viel Spaß habt. Jedenfalls ist an Bord viel los ...
Viele Grüße aus Stralsund
Dieter und Ingeborg Bartels