19.
Cherbourgh (FRA) – Alderney (Kanalinseln) – Guernsey
St. Peter Port (Kanalinseln)
Nach
drei Tagen in Cherbourgh war Christophs Geduldsfaden dann doch kurz
vor gerissen und so machten wir uns wieder auf den Weg.
Ein
schönes Kontrastprogramm mal wieder – Cherbourgh Volksfest in
moderner Marina mit Verkaufsständen, Liege-Spielwiese,
Lautsprechermusik und Hüpfburg und Alderney, die erste auf dem Weg
liegende britische Kanalinsel - eine kleine ruhige Insel mit grüner
Natur. Dort gab es keine Marina. Wir haben uns schon belesen, dass
man dort an einer Muringtonne in einer geschützten Bucht festmachen
kann. Fand ich sehr spannend. Mal wieder etwas Neues. Nix mit „Beine
über die Reling schwingen und an Land stehen“.
Jetzt ist wieder Benzin drin. |
Gleich
nach der Ankunft hiess es, das erste Mal das Schlauchboot aufpusten
und ins Wasser lassen, damit wir auch an Land kommen. (Na gut, im
Garten von Christophs Eltern wurde es schon einmal probe-aufgebaut,
aber natürlich noch nicht benutzt). Wie es kommen muss, der Motor
sprang nicht an. Enttäuschung. Aber die Ursache war schnell
gefunden, kein Benzin mehr drin. Muss wohl unterwegs verloren
gegangen sein. (Wie, da hatten wir keine Idee.) Also nahmen
Christoph, Max und Emil ein Wassertaxi und besorgten einen Kanister
Treibstoff, während Tilda und ich an Bord blieben.
Mit
meiner Bade-Sehnsucht, die sich in Cherbourgh stark aufgebaut hatte
(sehr heiß und sonnig), wurde es erstmal nichts, weil Alderney uns
grau und regnerisch empfing und auch den nächsten Tag wurde es nicht
besser.
Am
dritten Tag bin ich morgens alleine ins Schlauchboot gestiegen und
zum Steg gefahren, den Berg hoch in das kleine Städtchen gewandert,
um Brötchen fürs Crew-Frühstück zu besorgen – aber es war ein
Sonntag und dementsprechend Totentanz und geschlossene Läden.
Alderney |
Nach
dem Frühstück machte ich mich nochmal auf den Weg an Land, zusammen
mit Emil (Christoph und Tilda brauchten Ruhe für ihr verfrühtes
Mittagsschläfchen). Waren schön am Strand, Sandburg bauen und
kleine Schätze (Steine, Muscheln, Federn und Stöckchen) sammeln.
Erst
am Abreisetag zeigte sich nachmittags die Sonne und blauer Himmel.
Sogleich sah die Bucht aus, wie im Prospekt. Türkises klares Wasser
und eine grüne Insel. Aber es herrschte ein kühler, stetig
zunehmender Wind. Der Christoph ein wenig Kopfzerbrechen bereitete,
ob unserer Weitersegel-Pläne. Um die Insel herum gibt es starke
Strömungen, den Swinge und den Race.
Laut
Auskunft des Hafenmeisters sollte aber für uns 16:25 Uhr die beste
Zeit zum Ablegen und Guernsey Ansteuern sein, da dann der Strom mit
uns ist und auch später der Wind auf NW drehen sollte.
So
bereiteten wir alles vor, verstauten das aufgepustete Schlauchboot
auf dem Vorschiff (gerade so eingepasst) und starteten.
El Capitano |
Finde Muline! |
St.
Peter Port auf Guernsey empfing uns im Abendlicht, eine tolle Kulisse
– ein Städtchen in der Bucht direkt an der Marina an einen Hang
geschmiegt mit vielen alten Häusern, Steintreppen und Unmengen an
Blumen geschmückt. Schnell das Abendbrot eingenommen, die Kinder zu
Bett gebracht und Max als Aufpasser eingeteilt – dann bin ich mit
Christoph noch kurz durch die engen steilen Gassen flaniert und wir
haben ein kühles Bier in einem Pub getrunken. Der nächste Tag war
ein Hafentag mit Wäsche waschen, ein wenig Lebensmittel einkaufen
und herumspazieren.
20.
Guernsey St. Peter Port (Kanalinseln) – Roscoff (FRA) – L'Aber
Wrac'h (FRA)
„Frühaufsteher“
Jetzt
sind wir in der Bretagne.
Heut
morgen sind wir im Konvoi mit ein paar Norwegern und unseren
deutschen Nachbarn losgesegelt. Es hat sich im Hafen in St. Peter
Port herumgesprochen, dass viele die günstige Strömung nutzen und
um 6 Uhr starten wollten. Da wir im Päckchen lagen zu dritt und
sowieso mit aufstehen mussten, um die anderen „rauszulassen“,
entschieden wir, wir segeln auch so früh los. Nächste Chance wäre
auch erst wieder 12 Stunden später gewesen.
Etwas
verknittert und verschlafen standen Christoph, Max und ich an Deck
und starteten in den Tag, während die Kinder trotz Aufbruchslärm
und Motor noch schliefen.
Ohne
Probleme erreichten wir die französische Küste.
In
Roscoff, einer neu gebauten Marina, liehen wir uns am nächsten Tag
(ein Hafentag) Fahrräder aus. Emil sass im Kindersitz bei Max mit
drauf, Tilda bei Christoph und ich hatte einen Kinderanhänger für
unsere Einkäufe. Nach der Verproviantierung und Mittagessen an Bord
(es gab frisch gekauften Lachs mit frisch gepflücktem Fenchel aus
Alderney) fuhren wir zu einem kleinen Strand im Ort. Die Kinder
badeten und tollten im Sand herum. Uns war der Wind noch ein wenig zu
kühl und unser Motto: „Warum jetzt abquälen, wir kommen noch in
warme Gewässer.“
Der
Gezeitenströmung geschuldet sind wir am nächsten Tag wieder früh
los (um 7 Uhr), wie gehabt - wir verschlafen an Deck, die Kinder noch
schlummernd in ihrer Koje.
Kaum
nach der Ausfahrt aus dem geschützten Bereich kamen uns grosse
Wellen entgegen, die Muline aber souverän abgesurft hat und Max und
Emil kurzzeitig ausser Gefecht gesetzt haben. Mussten leider wieder
viel motoren, um den Kurs zu halten, da der Wind nicht so richtig von
West (unser Kurs) auf Nordwest drehen wollte, wie eigentlich
angesagt.
„Stromausfall“
Im
nächsten Hafen – L'Aber Wrac'h, war Abends plötzlich
Stromausfall, nichts ging mehr. Ein Glück, dass wir nicht gerade auf
See waren.
Tags
darauf entdeckten wir ein Wackelkontakt am Hauptschalter.
Dietmar
von der „Summer“ kam uns besuchen und wollte technische
Hilfestellung für unser Pactor-Modem geben. Wir sind jetzt neu in
einer Funkrunde (jeden Tag 10:15 Uhr piepst jetzt Christophs Handy
als Reminder) und haben so die Möglichkeit, neue Kontakte zu anderen
Crews zu bekommen und uns auszutauschen.
21.
L'Aber Wrac'h (FRA) – Ile d'Quessant - Baie du Stiff (FRA)
„Kampf
mit Flipper“
Da
wir das Stromproblem insoweit schon gelöst haben, dass wir wissen,
wo der Fehler liegt, sind wir doch noch nachmittags gestartet, zu
einer ca. 19 Seemeilen entfernten Insel, die uns Pascaline, eine
bretonische Freundin aus der Schweiz empfohlen hatte.
Unterwegs
nahm der Wind ab und wir motorten mal wieder. Es war so ruhig, dass
Christoph schon vorn an Deck mit Max und Emil das Schlauchboot
klarmachte. Wir wussten schon, dass wir hier in der Bucht an einer
Muringtonne festmachen müssen, und somit wieder das Beiboot zum
Einsatz kommen würde.
Wir
fuhren rein in die schöne Bucht und als das Anlegemanöver schon im
vollen Gange war, tauchte auf einmal ein Delfin unter unserem Boot
durch. Ich war so aufgeregt und freute mich, dass ich erstmal
ordentlich abgelenkt war, sehr zum Verdruss des Skippers.
Trotzdem
erwischten wir mit dem Bootshaken die Muringtonne, die wir uns
ausgesucht hatten, gut. Nun musste unsere Festmacherleine durch die
Öse gezogen werden. Das fand Flipper so toll, dass er anfing, wie
wild mit der Muringtonne wie mit einem Ball zu spielen und immer aus
dem Wasser sprang und uns mit Wasser bespritzte. Ein tolles
Spektakel. Ich war äusserst erheitert, während Christoph recht
genervt war und versuchte, die Leine durchzufädeln. Drei Mal schlug
Flipper Christoph bei seinen Sprungmanövern die Leine aus der Hand.
Wirklich, urkomische Situation. Christoph absolut nicht amüsiert,
seiner Aussage nach „quaddernass“ und seinen Bootshaken in Gefahr
sehend. Max und ich voller Freude. Und für die Kinder war es auch
ein super Schauspiel. Als wir dann bei einem zweiten Anlauf
festgemacht haben, schwamm der Delfin ganz ruhig direkt neben unserem
Boot und hob für eine Weile seinen Kopf schräg aus dem Wasser und
taxierte uns. Emil „hat sogar sein Loch auf dem Kopf gesehen, was
er auf und zu gemacht hat“. Christoph meinte, er hat sich nochmal
„die Neuen angeschaut, die keinen Spass verstehen.“ Und dann ist
er leider davongeschwommen.
Max
machte eine skeptische Bemerkung zum Schlauchboot, ob das jetzt eine
gute Idee wäre, damit loszufahren. Hatten wir nicht mehr vor, es war
schon abends, nur noch ein paar Knobi-Brote mit Käse überbacken und
frisches Brot mit Guakarmole auf den Tisch und dann den Tag
ausklingen lassen.
Christophs
Gute-Nacht-Geschichte hatte von Emil folgende Vorgaben: „von Kamola
(er hat jetzt Guakarmole als sehr schmackhaft entdeckt), der war ein
Schlafsack, ein kleiner, der laufen konnte. Ein alter.“ - Christoph
machte tatsächlich ein Einschlaf-Geschichtchen draus.
Später
schwang sich Max, animiert vom Skipper doch nochmal kurz nach
Sonnenuntergang ins Schlauchboot, um Fisch zu kaufen. Ich sah nämlich
ein Fischerboot den kleinen Hafen ansteuern und so paddelte Max (der
Motor war noch nicht installiert), ausgerüstet mit unserem Funkgerät
für alle Fälle und ein paar Euro los, um den Fischern ein wenig von
ihrem Fang abzukaufen. Und brachte zwei wunderschöne Exemplare mit,
die jetzt erstmal im Kühlschrank verstaut wurden und die wir uns
morgen zubereiten werden.
Bin
gespannt, wie gut wir schlafen werden. Ab und zu klappert das
Geschirr in der Küche, da hier ein wenig Schwell ist.
Das hört sich ja gut an: Delphin, nächtliche Einkaufstour mit dem Schlauchboot und Ihr 5 bekommt alles in den Griff. Und Max und Emil scheinen ja auch immer wieder schnell mit ihrer Seekrankheit fertig zu werden. Nur die beiden Frauen erwischt es nicht!? Hier in Moldau ist Euer Unternehmen so unglaublich für den normalen Menschen, gewissermaßen so, als ob man zum Mars fliegen würde. Also genießt es!
AntwortenLöschen1) Das Vexierbild "Finde Muline!" war für mich als Laien eine sehr schwierige Aufgabe. Erste Idee: bei dem Boot hinten links erkennt man die Flügel eines Windgenerators. Aber dann: die Suche nach einer deutschen Fahne (DEUTSCHLAND!!!) lenkt den Blick auf die Mitte halb rechts, und dann sieht man auch die Reling mit Kinderfangnetz. Richtig?
AntwortenLöschen2) Der Zwischenfall mit dem Delfin gibt mir doch sehr zu denken. Fast die gesamte Crew lässt sich derart von einem - zugegeben possierlichen - Tier ablenken, das man doch eigentlich zur Genüge aus Filmen oder Bilderbüchern kennt. Nur einer kann sich auf die aktuelle Aufgabe (Anlegen an der Muringtonne) konzentrieren und wird dabei folgerichtig "quaddernass", auf der Nässe-Skala wahrscheinlich ganz weit oben einzuordnen. Christoph, du hast noch einiges an Ausbildungsarbeit zu leisten!
Ahoi - Schwieger/Groß/Vater Micha
Na endlich mal ein bisschen Mitgefühl und Verständnis , von der Besatzung gab es nur Hohn und Spott bezüglich meines Diensteifers. Die Einführung von drakonischen Strafen der Besatzung steht unmittelbar bevor. Albernheiten von Flipper oder anderem Getier bei doch so wichtigen Manövern werden ab sofort nicht mehr toleriert.
AntwortenLöschenDer Dienstbeflissenen
Captain: Empfehle dafür ein gutes Buch zur Ideenfindung: Der Seewolf (J. London). Bspw. so ein paar Stunden am Seil hinterm Boot hergezogen hat noch bei manchem Matrosen die Sicht auf die Dinge verändert ... ;-)
LöschenAnsonsten die besten Grüsse an die ganze Crew und vielen Dank für die Berichte - warten immer schon auf neues Material.
Viele Grüsse
Uli & die Starks
Papa: Richtig!
AntwortenLöschenNee, der Skipper. Der Papa liest nur amüsiert.
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