Sonntag, 13. Juli 2014

19. Cherbourgh (FRA) – Alderney (Kanalinseln) – Guernsey St. Peter Port (Kanalinseln)

Nach drei Tagen in Cherbourgh war Christophs Geduldsfaden dann doch kurz vor gerissen und so machten wir uns wieder auf den Weg.
Ein schönes Kontrastprogramm mal wieder – Cherbourgh Volksfest in moderner Marina mit Verkaufsständen, Liege-Spielwiese, Lautsprechermusik und Hüpfburg und Alderney, die erste auf dem Weg liegende britische Kanalinsel - eine kleine ruhige Insel mit grüner Natur. Dort gab es keine Marina. Wir haben uns schon belesen, dass man dort an einer Muringtonne in einer geschützten Bucht festmachen kann. Fand ich sehr spannend. Mal wieder etwas Neues. Nix mit „Beine über die Reling schwingen und an Land stehen“.
Jetzt ist wieder Benzin drin.


Gleich nach der Ankunft hiess es, das erste Mal das Schlauchboot aufpusten und ins Wasser lassen, damit wir auch an Land kommen. (Na gut, im Garten von Christophs Eltern wurde es schon einmal probe-aufgebaut, aber natürlich noch nicht benutzt). Wie es kommen muss, der Motor sprang nicht an. Enttäuschung. Aber die Ursache war schnell gefunden, kein Benzin mehr drin. Muss wohl unterwegs verloren gegangen sein. (Wie, da hatten wir keine Idee.) Also nahmen Christoph, Max und Emil ein Wassertaxi und besorgten einen Kanister Treibstoff, während Tilda und ich an Bord blieben.
Mit meiner Bade-Sehnsucht, die sich in Cherbourgh stark aufgebaut hatte (sehr heiß und sonnig), wurde es erstmal nichts, weil Alderney uns grau und regnerisch empfing und auch den nächsten Tag wurde es nicht besser.
Am dritten Tag bin ich morgens alleine ins Schlauchboot gestiegen und zum Steg gefahren, den Berg hoch in das kleine Städtchen gewandert, um Brötchen fürs Crew-Frühstück zu besorgen – aber es war ein Sonntag und dementsprechend Totentanz und geschlossene Läden.
Alderney
Nach dem Frühstück machte ich mich nochmal auf den Weg an Land, zusammen mit Emil (Christoph und Tilda brauchten Ruhe für ihr verfrühtes Mittagsschläfchen). Waren schön am Strand, Sandburg bauen und kleine Schätze (Steine, Muscheln, Federn und Stöckchen) sammeln.
Erst am Abreisetag zeigte sich nachmittags die Sonne und blauer Himmel. Sogleich sah die Bucht aus, wie im Prospekt. Türkises klares Wasser und eine grüne Insel. Aber es herrschte ein kühler, stetig zunehmender Wind. Der Christoph ein wenig Kopfzerbrechen bereitete, ob unserer Weitersegel-Pläne. Um die Insel herum gibt es starke Strömungen, den Swinge und den Race.
Laut Auskunft des Hafenmeisters sollte aber für uns 16:25 Uhr die beste Zeit zum Ablegen und Guernsey Ansteuern sein, da dann der Strom mit uns ist und auch später der Wind auf NW drehen sollte.
So bereiteten wir alles vor, verstauten das aufgepustete Schlauchboot auf dem Vorschiff (gerade so eingepasst) und starteten.

El Capitano
Die Segeletappe war wieder ohne besondere Vorkommnisse.
St Peter Port - Guernsey


Finde Muline!
St. Peter Port auf Guernsey empfing uns im Abendlicht, eine tolle Kulisse – ein Städtchen in der Bucht direkt an der Marina an einen Hang geschmiegt mit vielen alten Häusern, Steintreppen und Unmengen an Blumen geschmückt. Schnell das Abendbrot eingenommen, die Kinder zu Bett gebracht und Max als Aufpasser eingeteilt – dann bin ich mit Christoph noch kurz durch die engen steilen Gassen flaniert und wir haben ein kühles Bier in einem Pub getrunken. Der nächste Tag war ein Hafentag mit Wäsche waschen, ein wenig Lebensmittel einkaufen und herumspazieren.


20. Guernsey St. Peter Port (Kanalinseln) – Roscoff (FRA) – L'Aber Wrac'h (FRA)
Frühaufsteher“

Jetzt sind wir in der Bretagne.

Heut morgen sind wir im Konvoi mit ein paar Norwegern und unseren deutschen Nachbarn losgesegelt. Es hat sich im Hafen in St. Peter Port herumgesprochen, dass viele die günstige Strömung nutzen und um 6 Uhr starten wollten. Da wir im Päckchen lagen zu dritt und sowieso mit aufstehen mussten, um die anderen „rauszulassen“, entschieden wir, wir segeln auch so früh los. Nächste Chance wäre auch erst wieder 12 Stunden später gewesen.

Etwas verknittert und verschlafen standen Christoph, Max und ich an Deck und starteten in den Tag, während die Kinder trotz Aufbruchslärm und Motor noch schliefen.

Ohne Probleme erreichten wir die französische Küste.
In Roscoff, einer neu gebauten Marina, liehen wir uns am nächsten Tag (ein Hafentag) Fahrräder aus. Emil sass im Kindersitz bei Max mit drauf, Tilda bei Christoph und ich hatte einen Kinderanhänger für unsere Einkäufe. Nach der Verproviantierung und Mittagessen an Bord (es gab frisch gekauften Lachs mit frisch gepflücktem Fenchel aus Alderney) fuhren wir zu einem kleinen Strand im Ort. Die Kinder badeten und tollten im Sand herum. Uns war der Wind noch ein wenig zu kühl und unser Motto: „Warum jetzt abquälen, wir kommen noch in warme Gewässer.“



Der Gezeitenströmung geschuldet sind wir am nächsten Tag wieder früh los (um 7 Uhr), wie gehabt - wir verschlafen an Deck, die Kinder noch schlummernd in ihrer Koje.
Kaum nach der Ausfahrt aus dem geschützten Bereich kamen uns grosse Wellen entgegen, die Muline aber souverän abgesurft hat und Max und Emil kurzzeitig ausser Gefecht gesetzt haben. Mussten leider wieder viel motoren, um den Kurs zu halten, da der Wind nicht so richtig von West (unser Kurs) auf Nordwest drehen wollte, wie eigentlich angesagt.

Stromausfall“
Im nächsten Hafen – L'Aber Wrac'h, war Abends plötzlich Stromausfall, nichts ging mehr. Ein Glück, dass wir nicht gerade auf See waren.
Tags darauf entdeckten wir ein Wackelkontakt am Hauptschalter.
Dietmar von der „Summer“ kam uns besuchen und wollte technische Hilfestellung für unser Pactor-Modem geben. Wir sind jetzt neu in einer Funkrunde (jeden Tag 10:15 Uhr piepst jetzt Christophs Handy als Reminder) und haben so die Möglichkeit, neue Kontakte zu anderen Crews zu bekommen und uns auszutauschen.


21. L'Aber Wrac'h (FRA) – Ile d'Quessant - Baie du Stiff (FRA)
Kampf mit Flipper“

Da wir das Stromproblem insoweit schon gelöst haben, dass wir wissen, wo der Fehler liegt, sind wir doch noch nachmittags gestartet, zu einer ca. 19 Seemeilen entfernten Insel, die uns Pascaline, eine bretonische Freundin aus der Schweiz empfohlen hatte.
Unterwegs nahm der Wind ab und wir motorten mal wieder. Es war so ruhig, dass Christoph schon vorn an Deck mit Max und Emil das Schlauchboot klarmachte. Wir wussten schon, dass wir hier in der Bucht an einer Muringtonne festmachen müssen, und somit wieder das Beiboot zum Einsatz kommen würde.
Wir fuhren rein in die schöne Bucht und als das Anlegemanöver schon im vollen Gange war, tauchte auf einmal ein Delfin unter unserem Boot durch. Ich war so aufgeregt und freute mich, dass ich erstmal ordentlich abgelenkt war, sehr zum Verdruss des Skippers.
Trotzdem erwischten wir mit dem Bootshaken die Muringtonne, die wir uns ausgesucht hatten, gut. Nun musste unsere Festmacherleine durch die Öse gezogen werden. Das fand Flipper so toll, dass er anfing, wie wild mit der Muringtonne wie mit einem Ball zu spielen und immer aus dem Wasser sprang und uns mit Wasser bespritzte. Ein tolles Spektakel. Ich war äusserst erheitert, während Christoph recht genervt war und versuchte, die Leine durchzufädeln. Drei Mal schlug Flipper Christoph bei seinen Sprungmanövern die Leine aus der Hand. Wirklich, urkomische Situation. Christoph absolut nicht amüsiert, seiner Aussage nach „quaddernass“ und seinen Bootshaken in Gefahr sehend. Max und ich voller Freude. Und für die Kinder war es auch ein super Schauspiel. Als wir dann bei einem zweiten Anlauf festgemacht haben, schwamm der Delfin ganz ruhig direkt neben unserem Boot und hob für eine Weile seinen Kopf schräg aus dem Wasser und taxierte uns. Emil „hat sogar sein Loch auf dem Kopf gesehen, was er auf und zu gemacht hat“. Christoph meinte, er hat sich nochmal „die Neuen angeschaut, die keinen Spass verstehen.“ Und dann ist er leider davongeschwommen.







Max machte eine skeptische Bemerkung zum Schlauchboot, ob das jetzt eine gute Idee wäre, damit loszufahren. Hatten wir nicht mehr vor, es war schon abends, nur noch ein paar Knobi-Brote mit Käse überbacken und frisches Brot mit Guakarmole auf den Tisch und dann den Tag ausklingen lassen.
Christophs Gute-Nacht-Geschichte hatte von Emil folgende Vorgaben: „von Kamola (er hat jetzt Guakarmole als sehr schmackhaft entdeckt), der war ein Schlafsack, ein kleiner, der laufen konnte. Ein alter.“ - Christoph machte tatsächlich ein Einschlaf-Geschichtchen draus.
Später schwang sich Max, animiert vom Skipper doch nochmal kurz nach Sonnenuntergang ins Schlauchboot, um Fisch zu kaufen. Ich sah nämlich ein Fischerboot den kleinen Hafen ansteuern und so paddelte Max (der Motor war noch nicht installiert), ausgerüstet mit unserem Funkgerät für alle Fälle und ein paar Euro los, um den Fischern ein wenig von ihrem Fang abzukaufen. Und brachte zwei wunderschöne Exemplare mit, die jetzt erstmal im Kühlschrank verstaut wurden und die wir uns morgen zubereiten werden.

Bin gespannt, wie gut wir schlafen werden. Ab und zu klappert das Geschirr in der Küche, da hier ein wenig Schwell ist.

6 Kommentare:

  1. Das hört sich ja gut an: Delphin, nächtliche Einkaufstour mit dem Schlauchboot und Ihr 5 bekommt alles in den Griff. Und Max und Emil scheinen ja auch immer wieder schnell mit ihrer Seekrankheit fertig zu werden. Nur die beiden Frauen erwischt es nicht!? Hier in Moldau ist Euer Unternehmen so unglaublich für den normalen Menschen, gewissermaßen so, als ob man zum Mars fliegen würde. Also genießt es!

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  2. 1) Das Vexierbild "Finde Muline!" war für mich als Laien eine sehr schwierige Aufgabe. Erste Idee: bei dem Boot hinten links erkennt man die Flügel eines Windgenerators. Aber dann: die Suche nach einer deutschen Fahne (DEUTSCHLAND!!!) lenkt den Blick auf die Mitte halb rechts, und dann sieht man auch die Reling mit Kinderfangnetz. Richtig?

    2) Der Zwischenfall mit dem Delfin gibt mir doch sehr zu denken. Fast die gesamte Crew lässt sich derart von einem - zugegeben possierlichen - Tier ablenken, das man doch eigentlich zur Genüge aus Filmen oder Bilderbüchern kennt. Nur einer kann sich auf die aktuelle Aufgabe (Anlegen an der Muringtonne) konzentrieren und wird dabei folgerichtig "quaddernass", auf der Nässe-Skala wahrscheinlich ganz weit oben einzuordnen. Christoph, du hast noch einiges an Ausbildungsarbeit zu leisten!

    Ahoi - Schwieger/Groß/Vater Micha

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  3. Na endlich mal ein bisschen Mitgefühl und Verständnis , von der Besatzung gab es nur Hohn und Spott bezüglich meines Diensteifers. Die Einführung von drakonischen Strafen der Besatzung steht unmittelbar bevor. Albernheiten von Flipper oder anderem Getier bei doch so wichtigen Manövern werden ab sofort nicht mehr toleriert.
    Der Dienstbeflissenen

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    1. Captain: Empfehle dafür ein gutes Buch zur Ideenfindung: Der Seewolf (J. London). Bspw. so ein paar Stunden am Seil hinterm Boot hergezogen hat noch bei manchem Matrosen die Sicht auf die Dinge verändert ... ;-)

      Ansonsten die besten Grüsse an die ganze Crew und vielen Dank für die Berichte - warten immer schon auf neues Material.

      Viele Grüsse
      Uli & die Starks

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  4. Antworten
    1. Nee, der Skipper. Der Papa liest nur amüsiert.

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