22.
Ile d`Oussant (FRA) – Brest (FRA)
„Feuerwerk
zum Fussball-Weltmeister?“
Auf
der Ile d`Oussant sind wir am nächsten Tag mit Fahrrädern über
die Insel gegurkt, bei Nieselregen und Bewölkung. Die Insel hatte
trotzdem ihren Charme. Am späten Nachmittag sind wir dann
weitergesegelt, nach Camaret und von dort am nächsten Tag weiter -
ein Katzensprung nach Brest.
In
Brest – unserem Absprungort für die Biskaya lagen wir eine ganze
Woche. Haben allerdings einmal den Hafen gewechselt. Der erste war
näher an der City.
Dort haben wir auch auf einer Riesenleinwand zusammen mit vielen anderen Menschen das Fussball-WM-Finale geschaut. Um Mitternacht gab es dann beim Hafen ein schönes Feuerwerk. Ich staunte, dass die Franzosen unseren WM-Titel feiern. Am nächsten Tag, als ich die Hafenmeisterin nach dem nächsten Bäcker fragte, meinte sie, wäre alles zu – ist ein Feiertag. Alles klar, der französische Nationalfeiertag. Deshalb auch die vielen Menschen und das Feuerwerk.
Nach
ein paar Tagen zogen wir um, einmal quasi um die Ecke. Da lagen wir
dann gemütlich noch ein paar Tage, ein Strand war in der Nähe. Wir
erledigten zwei Grosseinkäufe mit der Sackkarre im nahegelegenen
Supermarkt (ca. 2km) und angelten viel und erfolgreich. Wir suchten
Kontakt zu einer Gruppe
Einheimischer, die ein paar Meter neben
unserem Boot am Steg eine Dorade nach der anderen rausfischten.
Nachdem wir uns die Technik abgeschaut und ein paar Köder geschenkt
bekamen, hatten wir auch Erfolg. Es reichte sogar, um Dietmar von der
Summer zum Mittag miteinzuladen, der seine Dorade und einen Aal
beisteuerte.
Und
es gab einen kleinen (Torda-?) Pinguin, den wir immer mal im Hafen
sichteten.
Überhaupt
sammelten sich in der zweiten Marina so nach und nach ein paar
deutsche Boote an. Eine schöne Gemeinschaft. Und nebenan war ein
grosses Wassersportzentrum und es schien, dass Segeln, Surfen und
Kanufahren zum Schulunterricht in Frankreich gehören, da grosse
Gruppen an Kindern auf dem Wasser unterwegs waren. Ist uns schon in
der ganzen Bretagne aufgefallen. Jetzt ist mir auch klar, warum
unsere Freundin Pascaline (eben von dort) so wassersportlich ist.
Nach
einer Woche beschlossen wir, die Biskaya in den Angriff zu nehmen.
Nach Christophs Wetterbeobachtung ein günstiger Zeitpunkt. Wir
sprachen nochmal mit einem einheimischen Skipper. Unsere Vorhersage
war, Wind aus günstigen Richtungen, aber vielleicht ein wenig
schwach. Aber lieber so und zur Not motoren, als zuviel Wind. Die
Biskaya hat da ja so einige Geschichten auf Lager. Meine
Vorstellungen, dass sich in Brest schnell eine Gruppe von
Gleichgesinnten finden würde für die Biskaya-Überquerung hat sich
so nicht erfüllt.
Die
Kinder hören übrigens oft und gern das Hörspiel „Der kleine
Drache Kokosnuss“ an Bord. Und schmökern in ihren vielen kleinen
bunten liebevoll illustrierten Pixie-Büchern. Mit der Hand-Reibe
haben wir schon die ein oder andere Schüssel mit leckerem
Apfel-Möhren-Salat gefüllt. Und das köstliche selbsthergestellte
Olivenöl ist natürlich schon längst alle. Die Ikea-Wäschespinne
ist eine super praktische Erfindung. Die Holzkiste zum Öffnen zu
einem späteren Zeitpunkt wartet noch brav in einer Ecke im Salon. Um
nur ein paar von den schönen Geschenken von Freunden und Familie zum
Abschied zu erwähnen.
Haben
übrigens nochmal von „unserem“ Delfin gehört. Der ist in der
Gegend schon bekannt. Ein Skipper erzählte uns, bei ihnen hätte er
sich nachts um drei am Boot geschubbert und laut geplatscht, so dass
die Besatzung dachte, da ist ein Mann über Bord gegangen.
23.
Brest (FRA) – La Coruña (ESP)
„Die
berühmt-berüchtigte Biskaya“
66
Stunden brauchten wir, um die Biskaya zu überqueren. Den ersten Tag
hatten wir guten entspannten Wind zum Segeln. Am zweiten wurde er
schwächer, so dass wir dann die Nacht durchmotoren mussten. Und am
dritten frischte er so weit auf, dass wir alles gerefft haben, was
ging. Und hofften, dass er nicht noch stärker wird (mein einzig
negativer Gedanke). Die Wellen waren schon recht hoch und kamen von
schräg hinten, so dass die Muline wieder ordentlich durchgeschüttelt
wurde.
Ansonsten
wurden wir öfter von einer Gruppe kleiner Delfine begleitet (wir
sahen übrigens viel mehr Delfine als andere Segelboote), die lustig
in Zweier-und Dreier-Formationen aus dem Wasser sprangen, flink
durchs Wasser glitten und behende unter unserem Boot durchtauchten.
Sehr gut zu beobachten in dem klaren blauen Wasser. Eine schöne
Abwechslung.
Unser
Wachsystem – Christoph 21-24, ich 0-3 und Max 3-6 stellte sich als
ganz praktikabel heraus.
Als
ich alleine in der Plicht sass, war es ringsum düster wie im
Bärenpo, obwohl tausend Sternlein prangten und ein wenig Plankton im
Fahrwasser fluoreszierte. Das Wasser rauschte und unsere zuverlässige
Windsteueranlage knarzte vor sich hin. Ab und zu musste ich den Kurs
überprüfen und meine Äuglein anstrengen, um andere Boote im
Dunkeln zu entdecken auf eventuellen Kollisionskurs abzuschätzen.
Und natürlich unsere Daten alle Stunde ins Logbuch eintragen. Die
drei Stunden gingen schnell vorbei und ich konnte mich wieder in die
Koje kuscheln.
Wir
stellten fest, dass das Schönste am Segeln doch immer wieder das
Ankommen ist. Meine Müdigkeit war verschwunden, als wir um drei Uhr
nachts in die hellerleuchtete Bucht von La Coruña einliefen.
Und
waren auch sehr froh und auch ein wenig stolz, dass wir so gut durch
die Biskaya gekommen sind.