Sonntag, 26. Oktober 2014

37. Fuerteventura (Morro Jable)
Schlaraffenland mit Freunden, Nagetiere und eine Nacht Alarmbereitschaft“

Wir gönnten uns noch einen Tag in Las Palmas, machten klar Schiff und grosse Wäsche, hatten dann aber schon wieder Hummeln im Hintern bzw. Termine und machten uns auf den Weg. Es blieb nicht viel Zeit für uns, traurig über den Abschied von Hannes und Lana zu sein, denn auf Fuerteventura wartete das nächste Highlight auf uns: Uli & Kerstin mit ihren zwei Kindern Elin & Paul, auf die sich Emil und Tilda herzlich freuten. Die 57 Seemeilen legten wir fast komplett, wen wundert`s jetzt noch, mit Motor zusätzlich zu Gross- und Vorsegel zurück. Hatten uns an die Geschwindigkeit von ca. 6 Knoten gewöhnt und wollten die Überfahrt nicht unnötig in die Länge ziehen und noch im Hellen in Morro Jable, im Süden Fuerteventuras ankommen. Frevel. Allein kurz vor dem Ziel hatten wir noch einmal schönen Wind, so dass wir den Motor ausmachen konnten ohne Einbusse in der Geschwindigkeit. Das fand ich herrlich. Unterwegs malte Emil ein schönes Bild mit Papas Hilfe und wir warfen es als Flaschenpost in den Atlantik. Mal schauen, ob es jemand findet und uns schreibt.

Wir wurden von der Familie Stark winkend, filmend und knipsend an der Hafenmole begrüsst. Zusammen gingen wir, nachdem wir endlich einen Liegeplatz für uns gefunden hatten, in ein nahes gemütliches Restaurant fürs Abendbrot. Emils Fazit: „Es war ein schöner Tag. Wir haben gemotort, gesegelt und Elin getroffen.“
Der Hafen von Morro Jable ist nicht sehr komfortabel, kein Wasser, Strom, Duschen und WiFi (wie sonst eigentlich überall Standard), hat zudem auch sehr wenige Liegeplätze, so dass wir an einem desolaten Steg etwas weiter draussen festmachen mussten. Es gibt mittendrin eine Bruchstelle, über die man achtsam hinübersteigen muss. Aber er scheint wenigstens fest im Boden verankert zu sein, nicht so wie der Nachbarsteg, der hin und her wandert. Kostet auch nur um die 5 Euro/Nacht. Egal, der Liegeplatz gefällt uns trotzdem. Gleich nebenan ist ein kleiner feiner Strand und es ist ruhig.
Getreu dem Motto „Es lebe das Kontrastprogramm“ verbrachten wir den kommenden Tag mit unseren Freunden in deren All Inclusive Hotelanlage. Man konnte sich gut mit Essen und Getränken versorgen und es gab besonders zur Freude der Lütten ausgedehnte Poolanlagen.
Vier Schläfer in a row
Christoph hat sich derweil Ulis Mietwagen geborgt und wollte Antifoulingfarbe fürs Boot besorgen. Hatten wir doch den Plan, das Boot hier aus dem Wasser zu nehmen und das Unterwasserschiff neu zu streichen, damit nichts unsere Atlantiküberquerung hemmt. Leider kam er erst nach ein paar Stunden und ohne Erfolg gehabt zu haben, zurück. Zum Abendbrot wurde für uns extra ein Tisch hergerichtet und das Hotelbüffet bog sich unter der Last der vielfältigen Speisen. Ein Schlemmerparadies. Mit dem Taxi fuhren wir spätabends wieder zurück zu unserer Muline, auf die ich mich trotz allem doch beruhigenderweise gefreut hab.
Die nächsten Tage hatten wir auch wieder Action an Bord – nachts drang ein Rascheln an das niemals tiefschlafende Skipper-Ohr. Nächsten Tag sahen wir angeknabbertes Gemüse und konnten uns nur noch einen Reim drauf machen. Mäuse- oder Rattenbesuch.
Mäuse- oder viell. Rattenbisse
Christoph, ein Mann der schnellen Taten und mit Motto „Viel hilft viel“, liess das Frühstück sausen und besorgte zu unseren zwei Mausefallen, die wir schon hatten, noch ein halbes Dutzend hinzu. Die sind jetzt überall auf und im Schiff aufgestellt und warten auf einen hungrigen Nager. Spannend. Müssen jetzt bloss die Schritte der Kinder noch wachsamer im Auge behalten. Ich als Naturfreundin hoffe ja, dass das schlaue Tierchen längst von Bord ist und dass nix in die Falle geht. Es wäre sehr sehr kontraproduktiv für die weitere Reise, sollte es auf die Idee kommen, irgendwelche Kabel anzuknabbern. Sicherheitshalber legten wir vom Steg ab und uns ein paar Meter weiter in den Hafen vor Anker zu den drei anderen Booten, die da schon lagen. Darunter eine sehr nette norwegische Familie mit drei Kindern.
Schon ein paar Tage später kamen unsere Freunde, die Familie Ernst (Hardy, Susan, Charlotte und Amelie) nach Fuerteventura.
Hardys Anrede „Tiger der sieben Meere“ in der SMS gefiel Christoph augenscheinlich ganz gut. Gemütlich sassen wir bei ein bis drei Bierchen zusammen an Deck und tauschten Neuigkeiten aus.
Abends, beim Lesen auf der Couch nahm ich direkt neben meinem Kopf eine Bewegung war und was musste ich entdecken? Eine kecke kleine Kaki, die ich ohne lang zu überlegen, mit der blossen Hand erledigte. Was ist grad nur los bei uns – Plagegeister-Alarm??? Wir haben gleich Massnahmen ergriffen wie Fallen ausgelegt, alles im Umkreis in Quarantäne gepackt (heisst, in Müllbeutel gepackt und verschlossen) und noch einmal das Schiff gründlich gesäubert. Hoffen, das war ein Einzelfall. Der Maus sind wir auch noch nicht auf die Spur gekommen, die ist bestimmt wieder von Bord gegangen.

Den kommenden Tag besuchte uns die Familie Ernst an Bord und wir tourten einmal raus aufs Meer mit ihnen.
Es war aber kaum Wind und das Geschaukel der Wellen war etwas unangenehm, so dass wir wieder rein sind in den Hafen. Es wurde gebadet, erzählt, etliche Flaschen geleert, lecker Fisch gegessen und die Kinder konnten schön zusammen spielen.
In der Nacht, als eigentlich unsere Schlafenszeit beginnen sollte, kam auf einmal ablandiger Wind auf und steigerte sich innerhalb kürzester Zeit zu starken Böen. 35 bis in Spitzen 40 Knoten, wie wir später von einem Segelnachbarn erfuhren. Auf allen umliegenden Booten so wie auch bei uns brach rege Betriebsamkeit aus. Der Wind war ungewöhnlich warm, wie aus einem Föhn. Selbst im Bett im Vorschiff, wo ich versuchte, zu schlafen, während Christoph alles abbaute, was irgendeinen Windwiderstand bedeutete (z.B. Sprayhood) und Ankerwache hielt, wehte mein Haar, so doll zog es durchs Schiff. Mit jeder Böe schien der Wind stärker zu werden. Die Ankerleinen knarzten und quietschten, wenn der Wind am Schiff zerrte. Christoph brachte einen zweiten Anker aus mit dem Schlauchboot. Ich hatte das Gefühl, wir müssten ihn am Schiff anleinen, damit er nicht abtreibt oder wegfliegt.
Die Steinmole in Lee, also hinter uns bereitete uns grosse Sorgen. Wenn der Anker nicht halten würde, wären wir in Nullkommanix da drauf. An Schlaf war überhaupt nicht mehr zu denken. Nur die Kinder bekamen von unserer Aufregung zum Glück nichts mit und schlummerten seelig in ihrer Koje. Im Kopf ging ich immer wieder alle Schritte durch, die ich anwenden müsste, sollten unsere Anker nicht halten. Der Motor-Schlüssel steckte bereit zum Starten. Und der Wind nahm einfach nicht ab, sondern eher zu.
LetztENDLICH im Morgengrauen wurden wir und nach uns auch der Wind etwas ruhiger. Jetzt war es Zeit, schnell noch ein, maximal zwei Stündchen zu schlafen, bis die Kinder wieder erwachen. Der Tag begrüsste uns kurz darauf mit strahlend blauem Himmel und brütend heissem Sonnenschein. Wir machten uns auf den Weg zu Hardy & Susan zur Costa Calma und hatten einen schönen Tag zusammen am Strand, inklusive wieder reichlichem Abendbuffet im Fresskasten (ihre Bezeichnung für das Hotel-Restaurant). Wie zum Hohn war bei unserer späten Rückkehr nachts zum Boot das Wasser spiegelglatt und kein Lüftchen wehte. Aber war auch gut so, eine Wiederholung der bangen Nacht ist nicht erwünscht.
der kommende Schwimm-Kandidat

In Morro Jable wurde es einfach nicht langweilig, so auch nicht am neunten Tag im Hafen. Vom Ufer winkten uns drei Leute zu, die wir aber nicht zuordnen konnten. Beherzt sprang einer der Dreien ins Wasser und kam angeschwommen. Es stellte sich heraus, dass es ein Bekannter von Christophs Eltern aus Stralsund war, die sogar in der gleichen Strasse wohnten. Die Welt ist doch klein. Bei einem kurzen Schnack an Bord (Christoph hatte Frau und Sohn dann mit dem Schlauchboot auch rangeholt), erfuhren wir, dass deren Segelboot auf dem Foto imYacht-Artikel im Hintergrund zu sehen ist. Lustig.
Morgen wollen wir dann aber wieder nach Gran Canaria, Las Palmas rüber, um dort mit den letzten Vorbereitungen für unseren grossen Schlag über´n Atlantik, Start am 9. November, zu beginnen. Huijuijui....es rückt näher. :)

1 Kommentar:

  1. Matilda, Du schaffst es! Du fängst eben zuerst mit den Bein- Schwimmbewegungen an. M/B/Gr.

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