Freitag, 29. Mai 2015

kurze Zwischenmeldung von der 3/4 abgesetzten MULINE Crew
Katja, Emil und Matilda
Costa da Caparica - Portugal

Während die Jungs sich peu a peu über den Atlantik kämpfen, harren wir schon ca. 2 Wochen am Ziel aus und warten auf die täglichen Berichte von den Seglern. Warum eigentlich vier Wochen segeln, wenn man doch über Nacht nach Europa gelangen kann? Diese Frage stellte sich mir im Flieger von der Domenikanischen Republik nach Lissabon, als ich auf dem Bord-Video auf halber Strecke die Azoren unter

uns ausmachen konnte. Spasseshalber natürlich nur. Ein Teil von mir wäre ja gern an Bord geblieben.
Meine Eltern und mein Bruder sind mit von der Partie. Wir haben hier einen einfachen Bungalow mit kleinem Garten in Strandnähe gemietet. Es ist sehr ruhig hier, die Häuschen ringsherum werden nur als Wochenendhäuschen genutzt. Ein schattiges Plätzchen im Pinienwald. Das Wetter schliesst sich nahtlos an das karibische an. Gegen nachmittag, wenn die Hitze nachlässt, wagen wir uns an den Strand und haben sogar schon im noch recht kalten Atlantik gebadet.
Meine Familie tritt Mitte nächster Woche wieder die Heimreise an und ich nehme mir mit den
Kindern eine Unterkunft in Lissabon in der Stadt. Von da aus können wir schnell reagieren, wenn die Lage "ernst" wird - heisst, die Jungs in die Tejomündung einlaufen. Voraussichtlich Mitte Juni. Leider lässt sich mein genialer Plan, ein Begrüssungstransparent an der roten Tejo-Brücke zu befestigen, nicht verwirklichen, da man da nicht zu Fuss drüber kommt. Vielleicht fällt mir ja noch was Besseres ein.
14. Bericht Bermuda - Azoren

Heute ist nun oder sollte nun der letzte Tag auf See sein vor der Ankunft auf den Azoren. Unsere Lebensmittel haben sich stark dezimiert, inklusive Treibstoff. Wobei die Berechnungen hoch und runter gehen, ob wir es unter Maschine bis zum Zielhafen schaffen oder nicht, da uns der Wind sowieso im Stich gelassen hat. Resultat: Wir schaffen dass.
So kommt bei dem ein oder anderen der Wunsch nach einer heissen Dusche, einem dicken Steak oder einem grossen Eisbecher. Begleitet wurden wir von einem Wal. Dabei ist die letzte Kokosnuss geöffnet worden.
Nach dem Positionsaustausch mit der BABSEA stellte sich heraus, dass sie in der Nähe sind. Nach ca 2h Fahrt hatten wir uns getroffen, verbunden mit einem Grundnahrungsmitteltransfer von seitens der BABSEA zur MULINE und grosser Wiedersehensfreude.
Um 17.00 Uhr kam dann der grosse Aufschrei: „Land in Sicht“. Zur Bestätigung wurde ein Ausguck in den Mast geschickt. „ Es stimmt“. Die Freude war gross. Die letzte Mannschaftsdusche wurde vorgenommen, zwecks dem „LANDFEIN“. Anschliessend wurde noch Pudding für die Crew zubereitet. Alle sind wir glücklich und gesund. Der Tag kann gehen und Floris kann kommen.
13. Bericht Bermuda - Azoren

Verfasser unbekannt - Die Azorenwende
Vor ein paar Tagen habe ich berichtet, wie wir uns auf das Azorenhoch vorbereiten, das uns im Nahbereich unseres nächsten Zieles unvermeidbar bevorstehen würde. Handbücher dazu verkünden man solle im Hinblick auf die zu erwartenden schwächelnden Winde ausreichend Maschinenleistung und auch Sprit an Bord haben wenn man nicht endlos lange herumdümpeln wolle. Tatsächlich haben wir bei der von uns eher konservativ gewählten südlichen Route nun dennoch einen wetterbedingten Ausflug bis zum 40. Breitengrad gemacht. Das ist so die unterste Grenze sonst propagierter Routen von West nach Ost zu den Azoren. Zum Zeitpunkt unseres Daseins nichts anderes als sonst auf dem Atlantik – kein Fisch, wenig Wind und permanent aus einer uns nicht ganz passenden Richtung. Statistisch gesehen soll es dort aber etwas ungemütlicher zugehen weshalb das auch eher was für die grösseren Schiffe ist. Muline glänzt nach atlantischen Masstäben gemessen nicht unbedingt durch Grösse sondern durch Zuverlässigkeit. Im Gegensatz zu allen uns bekannten Crews die auf gleichem Zielkurs unterwegs sind haben wir bisher keinerlei Schäden zu verzeichnen. Ausser dem Verlust eines kleinen blauen Eimers und eines roten Schwamms haben wir nichts zu beklagen. Alle Systeme funktionieren wie gedacht.
Der oben beschriebene Ausflug hat uns einen Umweg von ca. 60 nm beschert, war aber auf längere Sicht nicht vermeidbar wenn wir irgendwann einen Anlieger auf unser Ziel haben wollten. Die von Andreas schon beschriebenen Wetterprogramme helfen uns dabei sehr.
In der Nacht vom 26.05. auf den 27.05. war es dann soweit. Ich hatte gerade die Nachtwache von 23 bis 02 Uhr. Endlich drehte der Wind so das genau um 00:30 Uhr eine Wende mit Zielkurs realisieren werden konnte. Ich nenne das - „die Azorenwende“. Seitdem steuern wir mehr oder weniger direkt unseren Zielhafen an.
Hierzu übrigens folgende Berichtigung: Flores ist die westlichste Insel der Azoren, unser Zielhafen dort heisst Lajes.
Bis dorthin sind es nun nur noch ca. 170 nm. Kann sein wir sindSonnabend früh da. Dann gibt es für zwei drei Tage auch mal wieder bessere Kommunikationsmöglichkeiten. Nach meinen Aufzeichnungen sind dann zunächst zwei Wochen und 1.725 nm Atlantikquerung Geschichte.

Donnerstag, 28. Mai 2015

12. Bericht Bermuda - Azoren
Verfasser? 
4 schrumplige Mangos, 8 Pampelmusen, eine Kokosnuss und ein paar Zitronen, ansonsten ist unsere Muline früchtemässig leergefegt. Dafür haben wir immer noch einen beträchtlichen Vorrat an Zwiebeln, Knoblauchzehen und auch Kartoffeln. Schlimmer aber als die entstehende Fruchtlücke ist die ab morgen angesagte Bierlücke. Das heisst, die Reise muss bald ein Ende finden. Dumm ist nur, dass dem Wind dies offensichtlich egal ist und er, in Form von sehr leichtem Ost-Wind, versucht unserer Muline zuguterletzt doch noch einen Stock zwischen die Hufe zu werfen. Das führt dazu, das wir heute und morgen durchmotoren. Die Anreise auf den Azoren ist für Samstag geplant. 

Dienstag, 26. Mai 2015

11. Bericht Bermuda - Azoren
Andreas: 
Heute einmal etwas zum Thema Schlafen an Bord der MULINE: Geschlafen wird an Bord ganz wenig. Nur die alten Seehasen schaffen es, eine Mütze voll 
davon zu nehmen. Wenn das Wetter es zulässt, wie jetzt, dämmern am Tag mehr oder weniger alle so vor sich hin.
Burghard und Jens nächtigen in den Hundekojen (achtern unter der Plicht). Christoph liegt im Salon (mitschiffs) und ich im Vorschiff.
Die MULINE segelt und ist damit in den Wellen des Atlantiks immer in Bewegung, sie rollt und stampft und gibt viele unterschiedliche Geräusche von sich.
Seit Tagen segeln wir auf einem Backbordbug. D.h. das Boot krängt nach Backbord, also nach links. Das hat zur Folge, dass der Kopf von Jens immer aus der Steuerbord-Hundekoje fällt, was natürlich nicht geht. Er hat es daher vorgezogen die zweite Mitschiffskoje, die Angstkoje zu beziehen. (Angstkoje ist die schmalste Koje an Bord. Ein Lee-Segeltuch verhindert, dass er aus der Koje fällt.)
Die Bewegungen der MULINE sorgen dafür, dass ich im Vorschiff nicht nur Karussell sondern auch Fahrstuhl fahre. Im Normalen hebt und senkt sich der Bug in den Atlantikwellen um zwei Meter. Aus erster Hand empfange ich das Gurgeln, das Zischen, das Anschlagen der Wellen am Rumpf des Bootes. Manchmal glaubte ich in einem Expresszug zu sitzen. Dazu kommen noch die Geräusche der Wanten, Stage und Fallen. Und da soll man schlafen können?
Christoph und Burghard können es teilweise, Jens und ich selten. Christoph ist immer auf 
dem Sprung etwas zu ändern, etwas zu verbessern. Burghard hat ein gesundes Naturell 
verbunden mit einer ziemlich lauten Atemtechnik. So nun habt Ihr etwas über das Schlafen bzw. Nichtschlafen auf der MULINE erfahren. Ich gehe jetzt wieder dämmern. Tschüss Andreas

Montag, 25. Mai 2015

10. Bericht Bermuda - Azoren
werauchimmer das angerichtet hat:
Der eigentliche Reisebericht ist nach mühevollem Eintippen im Nirvana des Bordrechners untergetaucht und konnte trotz Beschwörung und endloser Suche nicht wieder zum Auftauchen überredet werden. Demzufolge ist die Stimmung nicht die beste, zumal heute der vorausgesagte Kreuzwind eintraf und unsere Rauschefahrt Richtung Ziel erheblich abbremste. Als Stimmungsaufheller wird wohl kurz vor der Nachtwache eine Extrapotion Hopfenkaltschale gereicht.
9. Bericht Bermuda - Azoren
vermutlich Burghard

Ob ihr es glauben wollt oder nicht, Tatsache ist gestern hatten wir Halbzeit. Sowohl für die gesamte Route wie auch für das Teilstück Bermuda – Azoren. Planmässiger Ankunftshafen ist dort Flores. Ab jetzt geht es den Berg runter! Das wurde natürlich erneut zünftig gefeiert. Rezeptekoch Christoph hat wieder einen prima Zitronenkuchen diesmal verziert mit Cranbarries und Zuckerguss!! hinbekommen. Daneben haben wir uns einen Cuba Libre mit Cola und Limette geleistet. Das war tatsächlich auch genug. Abends nämlich setzte dann schon mal ein ordentliches Windchen ein was uns veranlasste zum Sonnenuntergang das Gross zu reffen. Um das Schlafbedürfnis der Freiwachen nicht zu stören wurde zusätzlich nachts noch die Genua gerefft. Trotzdem ziemliche Rauschfahrt von 6 bis 7,5 Kn.
Wie Andreas gestern schon ausführte ist das Wetter für uns hier nicht das grösste Geheimnis. Nach Lage der Dinge werden wir heute und morgen noch ganz gut mit Kurs 70 - 80° auf unser nächstes Ziel zusteuern. Dann werden es noch ca. 450 sm bis Flores sein. Wir wissen aber auch schon, dass wir dann in den Einzugsbereich des Azorenhochs kommen – in der Prognose leider mit Wind von vorne, direkt von vorne. Das mag ja der „Blauwassersegler“ im Gegensatz zum Regattasegler nun gar nicht. Die Treibstoffvorräte wurden deshalb heute schon mal überprüft.
Jetzt mal was zum rätseln. Einer ist heute wieder vorgeprescht! (Er wird’s nötig gehabt haben?!)
Sonst geht es uns hier ganz gut. Es wird langsam Zeit, dass wir Frischfleisch erbeuten. Die Obst- und Gemüsevorräte neigen sich langsam dem Ende zu.
Was ist eigentlich im Neubrandenburger Fanclub los, gibt es dort Aktivitäten oder vernichtet ihr nur den Hackepeter?
Gerade ist uns eingefallen, dass wir ja Pfingsten haben. Meine Güte, die Zeit an Bord läuft hier wirklich anders.
Also, allen zu Hause oder wo ihr auch immer seid -
wir wünschen euch ein schönes Pfingstfest.

Sonntag, 24. Mai 2015

2. Bericht Bermuda - Azoren
Andreas:
Der 2.Tag auf der MULINE nach dem Ablegen auf Bermuda hat begonnen. Mit 5 bis 6 Knoten segeln wir in Richtung der Azoren. Der Atlantik ist faszinierend, beeindruckend, gewaltig, die Weite, die Dünung mit 2m bis 3m Wellenhöhe und 50m bis 80m Wellenlänge.
Alle an Bord sind müde. Nach dem langen Aufenthalt auf Bermuda muss sich das Leben und Schlafen auf der schwankenden MULINE erst wieder einstellen. 
8. Bericht Bermuda - Azoren 
Andreas: 
Segeln und Wind sind wie zwei Seiten einer Medaille oder wie ein Paar Schuhe, die passen müssen. Das Segelboot braucht Wind, nicht zu viel, nicht zu wenig und aus der richtigen Richtung, nicht von vorn. Mit allen anderen Richtungen kommt es klar. Es geht über den Anlieger, Halbwind, raumen Wind und achterlichen Wind. Der Wind ist das beherrschende Thema an Bord. Christoph greift auf das zyGrib-Programm zurück. Burghard hat ein Programm von Wetterwelt, einer Kieler Firma, aktiviert. Die Wetterkarten stimmen leider nur teilweise überein. Dem Wetterunkundigen nur so viel: Tiefdruckgebiete bringen in der Regel viel Wind. Sie drehen links rum. Hochdruckgebiete drehen im Uhrzeigersinn. Beide wandern, füllen sich oder lösen sich auf. Im Kern beider Gebiete, dem Auge, herrscht Flaute. Flauten gibt es auch zwischen beiden Zonen. Die Kunst des Skippers und seines Wetternavigators besteht darin, in kein Sturm- und kein Flautengebiet zu segeln. Diese beherrschen sie bisher in höchster Vollendung. Es geht zügig in Richtung der Azoren voran. (Angeblich sollen wir vor den Azoren Gegenwind bekommen. Ein Glück das Wetter kann sich noch ändern und es bewahrheitet sich das alte Sprichwort: Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist. Wir haben hier aber weder Hahn noch einen Misthaufen, nur das unendlich weite Meer.) Übrigens dem/der geneigten Leser/in, der/die mich bei den Ungewaschenen an Bord wähnte, sei gesagt: Das Geheimnis bleibt gewahrt.  
Grüsse an alle Leser und dem Fan-Club "Atlantik" in Neubrandenburg.

Samstag, 23. Mai 2015

7. Bericht Bermuda - Azoren
vermutlich Jens:
So wie der Tag des Geburtstagskindes begann (Begrüssung von einem Wal), so ging
der Tag zu Ende mit einem lauten Geschnaufe von einem Wal zum Wechsel der
Nachtwache. Ansonsten war es eine ruhige Nacht, wie beim Passatsegeln. Wind von
hinten und ein Segel Backbord und das andere auf Steuerbord. Phantastisch dabei
ist, wie Muline das Plankton zum Phosphorisieren bringt und eine leuchtende Spur
hinterlässt. Am Tag werden wieder Delfinschulen gesichtet, die mit der Muline
ein wenig spielen wollen. Sogar eine Schildkröte (Durchmesser ca 80 cm)ist
Backbord an uns vorbei geschwommen.Der Genacker wurde gleich nach dem Frühstück
gesetzt bei idealen Bedingungen und somit eine Fahrt von 7,5 - 8,5 kn über Grund
erreicht.
Als Gourmet Krönung gab es heute den Zitterbacke Wackelpudding mit Vanillesosse.
Wir hoffen, dass das Wetter uns weiterhin hold bleibt und wir zügig dem Ziel entgegen
kommen.

Donnerstag, 21. Mai 2015

6. Bericht Bermuda - Azoren

Burghard: Geburtstagsparty auf dem Atlantik
Vielen Dank für die guten Wünsche zum Geburtstag. Sie haben mich auf geheimen Wegen über Katja rechzeitig auf Hoher See erreicht. Ich habe da die Frage herausgehört ob und wenn ja wie feiert man
denn eigentlich unter den gegebenen Umständen. Heute eigentlich kein Problem. Es ist gerade 15:00 Uhr und wir rauschen mit Genacker bei 3 Bft mit 6,5 Kn über den Atlantik. Das Wetter ist bestens vergleichbar mit Hochsommer auf der Ostsee.
Der Tag begann mit der ersten Tagwache von 05:00 bis 08:00. Insgeheim habe ich gedacht das dies doch eine ziemliche Zumutung sei. Dann aber bekam ich ein erstes Geschenk. Auf Stb. nur ca. 100 m entfernt konnte ich den ersten Wal unserer Reise ausmachen. Jens schaffte es gerade noch aus seiner Koje um ebenfalls daran teilzuhaben. Für Christoph und Andreas scheint dies ein alltägliches Ereignis zu sein.
Nach dem Frühstück, wie eigentlich immer Müsli mit einigen vitaminreichen Zutaten dann zu meiner Überraschung grosse Bescherung. Ich bekam ein Bermuda T-Shirt, das ich mir dort eigentlich kaufen
wollte. Erst war ich zu knickrig und dann als ich mich endlich entschlossen hatte war es aus dem Schaufenster verschwunden. Dann noch eine Flasche zollgeschmuggelter Bushmill, wenn das nichts ist. Davon gab es EIN Gläschen.
Soviel nur mal zu unserem gesunden Leben an Bord. Versprochen ist auch noch ein Kuchen, für den gerade Andreas den Kaffee kochen will. Die ca. 35 sm vor uns liegende befreundete Crew von der BabSea wollte die Einladung leider nicht annehmen. Dafür gab es ein perfektes Ständchen über Funk.
Ihr seht man kann es auf See auch ganz gut haben. Es muss nicht unbedingt immer Stress sein.
Auch soll wegen des gezeigten Interesses das Geheimnis mit der Duscherei gelöst werden. Tatsache ist, rechtzeitig zu den Feierlichkeiten war die ganze Crew pikefein und sauber geduscht. Das Geheimnis wer da vorgeprescht ist wird nicht gelüftet. Basta.
Dies nur für ganz privat: Meine genaue Pos. heute 11:00 Uhr, 35Grad37Min128Sek N; 52Grad41Min621 W.

Mittwoch, 20. Mai 2015

5. Bericht Bermuda - Azoren
Verfasser unbekannt

Heute war es dann so weit, meine Nase, die nicht gerade als Sensibelchen bekannt
ist, gab mir zu verstehen, dass es ihr reicht.  So ging ich natürlich auch schon
in Vorbereitung auf die morgige Geburtstagparty, mit gutem Beispiel voran und
nahm die erste Dusche seit unserer Abfahrt. Eigentlich war eine Gruppendusche für die nächste Flaute geplant aber wer weiss schon wann die kommt. Für diesen
Duschverrat erntete ich den einen oder andere bösen Blick. Andere liessen sich
anstecken und holten die Zahnbürste raus. Ja, auf so einem Segelschiff wird Reinlichkeit ganz gross geschrieben. Ich werd Euch auf dem Laufenden halten, wenn mal wieder so etwas passiert. 
Gruss vom bestriechendsten Mann auf der Muline

4. Bericht Bermuda - Azoren
Christoph:

Irgendwas ist da schief gegangen. Der Wetterweltplan zwischen den beiden Tiefs durchzuhuschen ist gescheitert. Die Hochgeschwindigkeitsmuline war dann doch zu langsam. Das Scheitern des Plans konnten wir gestern nacht beobachten in Form von Wind, der dazu führte, dass die Muline ohne Vorsegel und mit 3. Reff im Gross um die 7 Konten vor dem Wind die Wellen runter düste. Und das alles hell erleuchtet von Blitzen und Wetterleuchten, die den Skipper dazu veranlassten sich und die Crew in die Sicherheit des Faradayischen Muline-Käfig zu begeben, um da zum einen das kleine Gebetsbuch für Seefahrer zu studieren und zum anderen  das Buch Seemannschaft zur Hand zu nehmen um dort Gewitterverhaltenstipps zu suchen. Dieser Spuk hatte heute morgen endlich ein Ende. Heute hies es dann Schlaf nachholen und dem 3. Geburtstag von Matilda mit einem Ananas-Vanilepudding zu feiern. Nun sind wir wieder alle satt und ausgeschlafen. Juhu das nächste Abenteuer kann kommen. Wie wäre es denn mal mit einem grossen Fisch?
Wir werden sehen. 

Montag, 18. Mai 2015

3. Bericht Bermuda - Azoren
Burghard: 
Nachtwache und Sonstiges
Wir sind jetzt etwas mehr als 48 Std. entfernt von Bermuda. Unsere Pos. heute 14:30 Uhr Ortszeit ist 33Grad 48min N; 59Grad 30min W. Vielleicht noch 6 mal soviel und wir können an die Azoren denken. Mit der Hitze der Karibik ist es hier auf dem Atlantik erst einmal vorbei. Man kann jetzt nachts schon mal seine Segelsachen anziehen. Seit gestern wird auch wieder gefischt. Für die neuen Köder haben wir ein kleines Vermögen investiert. Bisher aber ohne Erfolg. Hoffentlich entwickelt sich das nicht zu einer Fehlinvestition.
Gestern hatte ich von 20 bis 23 Uhr die erste Nachtwache. Ja, die Nacht fängt hier an, wenn die Sonne untergeht. Die fällt hier praktisch noch vom Himmel und dann ist es auch gleich zappenduster. Mond – Fehlanzeige. Die Mannschaft verzieht sich in die Kojen, die Wache bezieht Stellung. Gestern haben wir kurz vor Sonnenuntergang das 1. Reff ins Gross gezogen. Das war auch ganz gut, denn während meiner Wache düste Muline mit max. 7,.. Knoten über Grund. Der liegt hier übrigens bei -5000 m. Ein schauerlicher Gedanke. Sonst keine besonderen Vorkommnisse - bis auf einen von mir falsch abgelesenen Baro-Stand, was den Skipper erschreckt aus seiner Koje fahren liess. 22:15 dann noch Sichtung eines nicht identifizierbaren Objektes mit roter Blinkleuchte (aus allen Pos. rot). Dann waren die drei Stunden auch schon wieder vorbei.
Unser treuestes Crewmitglied ist übrigens die Windi namens ARIES. Einmal eingestellt und ab und zu mal nachreguliert arbeitet sie unermüdlich und ist uns damit eine grosse Hilfe. Insofern ist das alles ganz erträglich solange Wind und Wetter mitspielen. Wie schon erwähnt ist das nicht mehr so wie vorher. Heute ist es total bedeckt während wir versuchen uns durch die Tiefs zu hangeln. Wir sind da mit unseren technischen Hilfsmittel ganz gut im Bilde. Wir ist übrigens nicht ganz richtig. Ich sitze hier ganz gemütlich in der Kajüte während sich Christoph, Jens und Andreas in Segelklamotten abmühen um das Schiff den sich momentan ständig wechselnden Verhältnissen anzupassen. Gerade höre ich „Wir legen ein Reff ein“ - und schon geht das Gepolter los.
Ich habe damit heute nichts am Wickel – nur im Notfall – ansonsten Küche...
Langsam kehrt zwar wieder Ruhe ein, dafür rutscht aber der Computer auf dem Kartentisch hin und her. Ich werde dann mal vorsichtig den Kopf nach draussen stecken und sehen ob ich mal ene rochen kann ohne missliebig aufzufallen.
MULINE rast schon wieder mit 6,5 bis 7,5 Knoten durch die Gegend. Wenn ich Fisch wäre würde ich auch nicht anbeissen.
(Manuela hast du eigentlich an Norwegen gedacht?)

Sonntag, 17. Mai 2015

1. Bericht Bermuda - Azoren

Das Meer rief und wir folgten dem Ruf (Hohoho ;-))
Um diesen Ruf aber zu hören, bedurfte es ein paar entspannte Tage auf Bermuda, mit viel Sonne, Bier, Grillabenden, Besuchen auf Nachbarschiffen und endlosen Diskussionen über das Wetter und den bestgeeignetesten Abfahrtstermin.
Letzteres führte dazu, dass wir die Hilfe von Wetterwelt in Anspruch nahmen und wir auf deren Rat hin heute gegen 12 Uhr zusammen mit der BABSEA Bermuda verliessen. Der Plan ist auf der Rückseite eines Tiefs (1.Tief) erst einmal Richtung ONO zu segeln, bis das nächste Tief (2.Tief mit 35kn Wind-, Schauer- und Gewitterböen), dass wir für Montag Nacht erwarten, unter uns durchgezogen ist. Sollte das 2.Tief uns doch zu nahe kommen, räte Wetterwelt mit der Hochgeschwindigkeit-MULINE Richtung Norden auszuweichen. In 2,5 Tagen sehen wir, ob der Wetterwelt-Plan aufgeht, zumal dieser zu einer ganz anderen Taktik rät als der Plan von der TIME OUT (Norwegisches Schiff von der ARC+), die von einem norwegischen Wetterguru geraten bekommen haben, dem 2.Tief südlich auszuweichen. Der norwegische Ausweichplan beinhaltet aber immer noch das Zusammentreffen mit einer Kaltfront (Schauer- und Gewitterböen) von der wir verschont bleiben sollen.

Wir werden sehen, drückt uns die Daumen!

Dienstag, 12. Mai 2015

Bermuda


Burghard:
Heute ist nun schon der 11.05., woran man sieht ich habe Verspätung. Inzwischen sind wir nämlich schon 24 Std. auf Bermuda. Wir liegen hier ganz hübsch im St. George Habour im Innenstadthafen an der Pier. 50m zum White Horse Restaurant über die Brücke.
Gestern gegen 15 Uhr waren wir hier.
Die 840 sm der ersten Etappe sind Geschichte. Nach den 2 ½ Tagen Flaute konnten wir Muline gestern wieder mit natürlichen Kräften dem Ziel entgegen steuern. Insgesamt ein sehr entspanntes Teilstück. In den letzten zwei Tagen konnten wir zunehmend auch Delfine beobachten.
Bermuda Dreieck ade, die Saragossasee kann kommen.
Heute hat der Wind hier schon mal auf Süd gedreht. So etwa sollte es auf dem Weg zu den Azoren sein. Aber das muss demnächst noch genauer untersucht werden.
Andreas und Jens sind mit drei vollen Taschen aus der Wäscherei zurück, von Christoph gab es heute Shrimps in Knobi auf bunten Salat.

Sonntag, 10. Mai 2015

6. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

Andreas:
Die Highlights des heutigen 6. Tages unserer Fahrt nach Bermuda waren:
1. Da wir uns Bermuda mit riesigen Schritten nähern, der Skipper prognostiziert die Ankunft am Mittag des morgigen Tages, begannen die Vorbereitungen für den Landgang  mit einer Ganzkörperreinigung der Crew im Atlantik auf der Badeleiter während der Fahrt mit mehr als 4  Knoten.
2. Ein Lob der technischen Ausrüstung des Bootes. Ein 1000 Fuss (AIS-Info)-langer Tanker befand sich auf Kollosionskurs zur Muline. Das AIS-Warnsystem der Muline schlug an. Dass unser Segelboot auf den grossen Meeren Vorfahrt hat, wussten die erfahrenen Segler aber wusste das der Rudergänger auf dem Tanker? Er wusste es und gab das uns mit einer eindeutigen Kursänderung zu erkennen.

Samstag, 9. Mai 2015

5. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

The captain himself:
Nach einer durchmotorten Nacht, mit jeder Menge Schlafen und Träumen von meterlangen Goldmakrelen und zentnerschweren Schwertfischen, stand mein Entschluss fest: Heute angeln wir einen Fisch.
Noch schnell das allmorgendliche Müsli mit brauner Banane und Apfel und dann ging es auch schon los. Die Köder an den beiden Schleppleinen, die wir seit Tagen erfolglos hinter uns herzogen wurden modernisiert, d.h. fischgerecht appetilicher gestaltet. Zusätzlich wurde auf dem Fischereischiff Muline eine weitere Schleppleine installiert. Nach anfänglichen Problemen und jeder Menge Leinensalat und Dank Burghards Hilfe (als echter Rügenindianer ist ihm Fischerei angeboren) waren wir dann kurz vor dem Mittag so weit, einen Fisch zu fangen. Und es kam wie es kommen musste, hier in der Karibik ticken die Uhren einfach ein bisschen anders. Anstelle von Fisch gab es English Breakfast zum Mittag mit Speck, Rührei und roten Bohnen. Schon ein bisschen demoralisiert hinsichtlich unseres Fischfangresultates, fing es zum Nachmittag noch an zu regnen. Jens Spruch "Bei Regen beissen die Fische" wurden von unserem Rügenindianer nur kurz als alte Mär abgebügelt. Und woalla (Voila! Anm.d.R. wobei hier R. auch für Regierung stehen könnte) fünf Minuten danach, als wir eine ziemlich grosse herrenlose und herumtreibende Steuerbordtonne 1 näher in Augenschein nahmen und die Maschine von ca. 6.5 Knoten auf 4 Knoten drosselten, war es dann soweit. Ein Fisch erschien zu unserer Verabredung, nicht unbedingt genug für uns alle aber doch ganz okay. Getreu der
alten Weisheit: "Wo ein Genosse ist, da ist die Partei" hatten wir fünf Minuten später noch den kleineren Bruder am Haken. Mittlerweile liegen beide filetiert im Kühlschrank und warten auf Ihre morgige Verspeisung. Schön wäre natürlich noch die Gesellschaft von meinen beiden zuvor genannten Traumfischen. Aber noch ist nicht Nacht und auf dem Fischereischiff Muline wird ja noch gearbeitet. Dumm ist nur das wir wieder mit 6 Knoten Richtung Bermuda düsen und die meisten
Fische keinen Bock haben, so schnellen Ködern hinterher zu rennen. Aber egal, wir wollen ja auch nur die besten. So ich muss wieder raus an die Leinen.

Freitag, 8. Mai 2015

4. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

Jens:
Heute bin ich an der Reihe Euch den Tagesrapport zu liefern. Übrigens gab es heute Hühnerfrikassee mit Reis. Leider hat es nur bis zur Hauptmahlzeit gereicht, dann hat sich nämlich das Unwohlsein wieder eingestellt. Um das zu kompensieren, wurde auf Handsteuerung umgestellt.
Christoph hat dankender Weise die Nachspeise vollendet. Ansonsten war es eine sehr schöne und schnelle Nachtfahrt, der helle Mond hat die Nacht sehr schön ausgeleuchtet. Im Hintergrund lief passend das Hörbuch von Wilfried Erdmann "Allein gegen den Wind". Übernacht hat uns die "Babsea", ein Katamaran, bis auf 7 Meilen eingeholt, was bei uns das RegattaFieber auslöste. Daraufhin setzten wir den grossen Gennaker. Seitdem ist der Kat hinter uns verschwunden. Unser
maximale Etmal haben wir auf 156 Seemeilen erhöht. Die Stimmung an Bord ist super, nun warte ich auf das lang ersehnte Wohlbefinden.

Mittwoch, 6. Mai 2015

3. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

Burghard:
Hallo liebe Familie, Verwandte,Freunde und Bekannte,
wenn Ihr wie versprochen gelegentlich mal den Blog SY Muline besucht, dann habt Ihr jetzt das Vergnügen einige Zeilen von mir zu lesen.
Nachdem ich eine Woche Urlaub auf der Muline verbringen durfte, sind wir jetzt zwei volle Tage auf See von Tortola (BVI) in Richtung Bermuda, der 1. Etappe unserer Reise. Das sind so 840 sm am Stück. Kein Geheimnis, das hatte ich noch nicht.
Momentan hole ich mir noch jede Menge blaue Flecke, weil ich mich an die Schaukelei gewöhnen muss. Zwei andere Crewmitglieder laborieren noch mit ihrem persönlichen Wohlbefinden.
Rundherum nur knallblauer Atlantik. Wind und Wetter sind momentan noch wie bestellt, was gestern und auch heute zu rekordverdächtigen Tagesetmalen von 145 und 152 sm für die 9 t der Muline führte. Bestellt, das sind WS 4-5, ca. 2 m Welle und nicht nur Sonne am Himmel. Das Wasser hat hier so 26 Grad, die Luft auch. Im Vergleich zu dem Inselurlaub sind das erträgliche Verhältnisse.
Noch drei oder vier, vielleicht auch fünf Tage bis Bermuda, wer weiss das schon.

Hotelbericht aus der Domenikanischen

Katja:

Die Hotelanlage ist eine Wucht – üppig grün, tolle Architektur und sehr sehr weitläufig, ein Dutzend Pool-Landschaften mit Himmelbetten zur Auswahl, unser Zimmer grosszügig und hell mit Blick ins Grün, der typische Gast ist hier Latino, Amerikaner oder Kanadier (Wir Deutsche sind eher Exoten). Jede Altersstufe. Viel Blingbling, mehr oder weniger sexy Urlaubsoutfits, Dekolletes und ausladende Hinterteile.
...schon wieder essen...
Morgens, mittags, abends – fast rund um die Uhr ist das Frischluft-Restaurant geöffnet und bietet reichhaltige und abwechslungsreiche Buffets. Sogar ein Sushi-Imbiss gibt es. Ein Träumchen. Aber so langsam kann ich nicht mehr. Wozu braucht man so viel Nahrung? Nehmen nur noch Gemüse, Salat und reichlich vom frischen Obst, dazu trinken wir Wasser. Die figürlich ungünstigen Vorbilder haben wir ja andauernd vor unserer Nase. Vorher habe ich auf unserem Boot in beengten Verhältnissen fast täglich Essen zubereitet. Und nun muss ich mir nicht mal mehr über das Menü und die Beschaffung Gedanken machen, geschweige denn, den Abwasch. Luxus.
Ein zwei sympathische Leute habe ich schon kennengelernt, so eine New Yorker Fotografin.
Ach Menno!
Der Kids-Club ist super, die Betreuerinnen haben sich schnell mit den Lütten angefreundet und haben eine spanisch-deutsch Lerngruppe gegründet. Matilda plappert mit Hingabe alles nach, wie „Hablas español.“ Morgen machen sie einen Ausflug in die Coral World nebenan, wo es Tiger, Seelöwen und Delfine gibt. Und ich habe zwei Komma fünf Stunden nur für mich alleine. Vielleicht mache ich ein bisschen Aqua-Fitness oder was da noch so angeboten wird oder lümmel einfach in einem schattigen Himmelbett am Strand herum. Oder geh zur Spanisch-Lesson. Ein bunter Strauss voller Möglichkeiten. Ist ein bisschen viel hier, um jetzt nach drei Tagen den Überblick zu haben.
Wir waren gestern ein bisschen in der Gegend herumstrolchen und Mangobäume suchen.
Hatte davon ausgehend, dass es so sein würde, den Kindern versprochen, wir könnten hier Mango satt essen. Bisher gibts aber „nur“ Ananas, Melone und Passionsfrüchte am Büffet. So wurden wir also selbst aktiv und sammelten uns einfach ein paar reife vom Baum gefallene Mangos und liessen sie uns zum Abendbrot zurechtschneiden. Die Hotelangestellten sind äusserst aufmerksam und ich habe keine Ahnung, wie sie die ganzen Leute auseinanderhalten.
Morgen werde ich mich mal mit der alltours-Reiseleitung kurzschliessen, um zu erfahren, welche Ausflüge hier angeboten werden. Mir schwant, das Land hat so einiges zu bieten. Mal sehen, was es Passendes gibt für uns.
anstrengendes Hotelleben ;)
Mein Fazit: All Inclusive ist nicht unbedingt meine bevorzugte Art des Reisens (es ist ja auch gar kein Reisen), aber unter den gegebenen Umständen (ich allein mit den Kindern) habe ich es doch sehr gut erwischt und das Hotel ist einfach gut. Es gibt leider kaum Gleichgesinnte hier. Beim Segeln war das anders, da hatte man zu vielen Seglern irgendwie gleich einen Draht. Aber es gibt viel zu gucken und die Leute sind alle auffallend kinderfreundlich.

2. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

Andreas:
Heute war ich als Koch eingeteilt. Ich hatte Glück, vom Vortag war noch der vorzügliche Eintopf von Christoph da, der nur aufgewärmt werden musste.
Die Reisetabletten wurden von Jens und von mir benötigt, da die Schaukelei beträchtlich ist. Sie schlugen an, Ende gut, alles gut.

Katja: 
Jetzt sind vier eingefleischte Segler an Bord - und es wird nur über´s Kochen berichtet? Was ist da los???

Dienstag, 5. Mai 2015

1. Bericht von hoher See: Tortola - Bermuda

Christoph:
Die Stimmung, Wetter, Geschwindigkeit sind super. Düsen mit gut 7 Knoten Richtung Bermuda und es sind nur noch 824,5 Seemeilen. Ein Grossteil ist geschafft und wir hoffen nun, dass Odin uns für den Rest der Reise auch so wohl gesonnen bleibt.
Ich persönlich habe heute meine ersten Küchendienst absolviert. Auf Grund meines Eintopfs wurden zwar keine Lobeshymnen angestimmt aber Kritik an der Kapitänskochkunst wurde auch nicht laut.So muss jetzt wieder raus, die Selbststeueranlage will nicht so wie der Rest der Crew.

Sonntag, 3. Mai 2015

53. U.S.V.I. – St. Thomas: Water Island <–> Red Hook Marina
Ruhe vor dem äh... vor der zweiten Atlantiküberquerung und Bye bye Muline in der Karibik und Auf Wiedersehen in Europa!“

die historische Crew

Läusemama, Läusewirt – das waren nun die netten Anreden von meinem Geliebten. Wir hatten natürlich alle die kleinen Krabbler auf dem Kopf. Christoph fackelte nicht lange und liess sich von mir ritscheratsche den Kopf kahl scheren. Ich konnte mich dazu nicht entschliessen. Der Lage sind wir aber wieder Herr inzwischen. Wär doch gelacht, bis jetzt haben wir alle blinden Passagiere erfolgreich von Bord jagen können.
Beim Abwasch ist was über Bord gegangen...

Die Vorbereitungen auf den zweiten grossen Törn, zurück übern Teich waren in vollem Gange. Wir verlegten uns in eine Marina. Der Käptn machte die grosse Motorwartung mit Ölwechsel. Die Überprüfung des Bordproviants förderte ungeahnten Reichtum zutage – wir hatten noch fast alle Konserven vom Anfang der Reise vorrätig.
Ja, was ist denn das noch alles?
Mein Bestreben, immer etwas Frisches und Gesundes auf dem Tisch zu haben, war wohl erfolgreich. Aber es steht ja noch eine längere Passage bevor...


Die neue Crew ist zu Dreiviertel komplett. Andreas, des Käpt´ns Papa und Burkhard, dessen Kumpel, allesgleichen erfahrene und stolze Shark24-Segler, sind jetzt mit von der Partie.

Gut vorbereitet - inklusive Zahnarztbesuch noch zuhause - kamen sie an und packten erstmal eine  nagelneue kleine Filmkamera, Badehosen und Sonnenhüte aus.
Allerdings begrüsste die Karibik den einen erstmal mit Sonnenbrand an den Beinen, die daraufhin etwas dick angeschwollen sind und beim anderen mit einer Verletzung am Zeh, die sich durch das Salzwasser wohl böse entzündete, so dass ein Arztbesuch für ca. 350 USD (samt Antibiotikum) notwendig wurde. Darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen, die Einweisung an Bord musste vonstatten gehen.
To Do Liste

Burkhard ist nochmal in den Mast geklettert und hat alles auf eventuelle Schwachstellen kontrolliert. Die Jungs wurden eingewiesen in die Staupläne, tätigten einen letzten Frischzeug-Einkauf und durften alles selbst verstauen. Den Bordabwasch konnte ich in liebevolle Hände von Burkhard übergeben.
Das Bier, (ein nicht unwesentlicher Bestandteil des Bordproviants, allerdings keinerlei Altbestände) muss mühevoll immer aus dem kleinen Kühlschrank geklaubt werden und sogleich neues nachgelegt werden, aber das sind hoffentlich die grössten Probleme, die bei der Atlantiküberquerung auftreten werden...
Die neue fast komplette Crew
Wir segelten noch einmal zurück zu unserer liebgewonnenen hübschen Honeymoon Bay auf Water Island
(einige Filmszenen von "Benjamin Button" mit Brad Pitt wurden da gedreht, uijuijui). Da gab es noch einen letzten Abend am Strand mit herrlichem Sonnenuntergang, dazugehörigem Sundowner und Abschieds-Blues.
Heckanker-Ausbring-Manöver

Gestern nach dem Frühstück haben die Jungs ausklariert, heisst, sich aus den USA offiziell und problemlos abgemeldet, während ich nochmal die letzten Minuten an Bord genoss (haha!) und unter den Bodenbrettern Wasser aufgewischt habe. Ein ständig auftretendes Problem – wir vergassen oft, den Kanister zu wechseln, den der Wassermacher dann überfüllte.
Christoph hat mich und die Kinder samt meinem grossen Rucksack an Land verbracht und dann hiess es „Auf Wiedersehen in Europa!“ *schluchz
Kann ich den allein über´n Atlantik lassen?
Wir, die Lütten und ich, waren noch eine Nacht in St. Thomas im Hotel und sind heut morgen früh für zwei Wochen in die Domenikanische Republik geflogen. Danach geht´s nach Lissabon, wo wir dann hoffentlich die Muline samt Crew wohlbehalten evtl. zwei bis drei Wochen später in Empfang nehmen können.

Kurzer Auszug aus meinem Dialog mit Emil gestern:
Ich: „Ich bin ja traurig, dass wir nicht mehr auf der MULINE wohnen.“
Emil: „Aber Flugzeug ist doch viel schneller.“
Ich: „Aber ich mochte das langsame über´s Wasser schippern. (Ich spüre grad förmlich des Käptn´s Aufschrei bei langsam!)“
Emil: „Aber ich mag die Schiefigkeit nicht. Und Flugzeug hab ich so lange nicht mehr geflogen.“

Soviel zu unseren Befindlichkeiten. :) Wobei ich noch erwähnen muss, ich fühle mich regelrecht verloren – so ohne zuhause. Und frage mich, ob wir nicht doch zusammenbleiben hätten sollen für den Rückweg. Ich war mir vorher dessen nicht bewusst, dass mich die Traurigkeit so packen wird, wahrscheinlich auch, weil wir es gut geschafft haben, im Jetzt zu leben und den Moment wichtig zu nehmen. Heute, als wir aus der Luft nochmal "unsere" Buchten auf St. Thomas und ankernde Segelboote gesehen haben, hätte ich Sturzbäche heulen können....aber das ist auch nur eine momentane Gefühlslage. Wir haben irre viel erlebt, gelernt und gesehen zusammen. Und ausserdem haben wir noch so viel vor und es bleibt spannend.

Insofern die Jungs Geschichten und/oder die Position verlauten lassen von hoher See - sie werden wohl am 4. Mai von Tortola, B.V.I. starten und wenn alles gut läuft, Ihre Beine nochmal auf Bermuda und den Azoren vertreten und dann Richtung Lissabon schippern - werde ich das hier im Blog veröffentlichen. Ich werde alle Daumen drücken und wünsche Euch eine gute Überfahrt ohne Gefahren!!! ... und übergebe die Berichterstattung: ...
So geht´s auch...